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Freitag, 10. Mai 2013

Dead City

Moment, wir können gleich loslegen, aber ich merke gerade, dass ich dringend Ballast loswerden muss. Ich erledige das, dann widme ich mich dir. Halte ein, treuer Esel! Ich kehre alsbald zu dir zurück!

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So, die Arbeit ist getan, wir sind das unnötige Gewicht losgeworden, dass drohte, uns in die Tiefen des Ozeans hinabzuziehen, wie den Leichnam eines Mafioso, dessen Beine in einen Zementblock eingefasst sind. Zum Glück befinden wir uns in einer weitaus weniger prekären Lage, mein Freund. Alles ist gut. Jedenfalls scheint es so.
Wie Optimus Prime vorausgesehen hat, erstarb der letzte Lebensfunke des alten Mannes wenige Wochen nach dem letzten Eintrag. Wir haben natürlich kein Backup gemacht. Somit sind die letzten Einträge leider für immer verloren, aber was soll`s. Ein paar Absätze mehr oder weniger, wen juckt das schon?
Wen juckt überhaupt noch irgendetwas? Die sogenannte Welt ist eine persönliche Projektion eines jeden, für jedwedes Geschöpf anders, für jedwedes Paar Augen verschieden. Alles was du tust, was du sagst, wen du liebst, was du begehrst. All das ist Projektion deiner Seele, nicht mehr. Du erwartest zu viel von den anderen. Deine Freunde sind genauso verloren wie du selbst. Die einen wissen darum, die anderen nicht.
Wir benutzen Worte, um uns mitzuteilen. Worte sind Abbilder der Dinge. Aber die Dinge erscheinen einem jeden anders. Trotzdem benutzen wir alle dieselben Worte. Das ergibt keinen Sinn. Ein Baum ist für dich ein anderes Ding, als für ihn da, oder sie hier, oder den fetten Kerl da hinten, der versucht, sein Auto in eine Parklücke zu quetschen, die eindeutig zu klein für es ist. Was ich sagen will, ist folgendes: Setze nicht zu viel Hoffnung in den Austausch von Worten mit anderen Irrenden. Jeder taumelt für sich durch den Nebel seiner eigenen Realität. In Gesellschaft glauben wir an das, was wir sehen, hören, fühlen. Es erscheint uns real. Doch allein merken wir, dass alles, was in Gemeinschaft Konsens ist, auf fragilen, nicht zusammenhängenden Grundsätzen beruht und wir fühlen uns allein und verloren im Kosmos der Absurdität. Aber so ist das nun mal mit dem leben und atmen und denken. Wir denken, also sind wir. Ja ja. Toller Satz, Mr. Descartes. Meine Eier sind kugelrund und tanzen Limbo in Uganda. Das ist auch ein toller Satz. Genauso gehaltvoll, nur kreativer!
Ruhe.
In der Ruhe liegt die Kraft. Das ist mal ein guter Satz! Da hätte sich Mr. Descartes `ne Scheibe von abschneiden können. Mit Hektik und Stress kommst du nicht weit. Es soll ja Leute geben, die so was brauchen. Du nicht. Wenn alles fließt, in der Geschwindigkeit, die es selbst für sich bestimmt, dann kommt Gutes bei rum. Nur dann. Leistungsdruck überall. Ich könnte kotzen.
Einfach mal tief durchatmen und die Sonne auf der Haut spüren. Dann läuft`s auch mit dem Leben.
Du scheinst sehr entrückt zu sein, was die Musik angeht, Jennifer Aniston. Was ist los? Kein Elan zu rocken? Ja, ich weiß, alles nur vorgefertigte Formen. Keine Songs, sondern Puzzles für erwachsene Kinder. Wo ist der alte Reiz? Trotzdem sitzt du manchmal in deiner Höhle und weinst, weil du dich wieder erneut in sie verliebst, etwa wenn Bach sein Herz schlagen lässt, oder Jens Kidman dir die Ohren blutig schreit. Du denkst, alles was du an ihr liebst, der Musik, gibt es schon, nur besser, als du es jemals fertig bringen könntest? Du denkst, dass alles was du aus deinem Instrument und deiner Stimme holst, ein schlechter Versuch einer Kopie ist, einer Kopie des glanzvollen goldenen Schimmers, den wir alle anstreben, wenn wir Musik erleben wollen.
Dann kopiere. Es ist deine Welt, niemand nimmt dir etwas.
Es ist Zeit, wir hören jetzt hier auf, Gustav The Old One, Mr. Darkness. Platon wartet und er wartet nicht gerne. Lass die Finger fliegen, wie du es hier getan hast. Bald bist du fertig und hast es hinter dir. Und Platon wird stolz auf dich sein. Gut, das war überheblich, aber scheiß auf Platon. Wenn du selbst stolz auf dich bist, hast du das größtmögliche Ziel erreicht. Mach dich stolz!
Nachtrag: Der fette Kerl fuhr entnervt davon, als er nach langem und stetigem Scheitern eingestehen musste, dass seine Schrottkarre zu groß für die Parklücke war. Was für ein Loser. Möge er in Frieden platzen. 
2133 zwischen den Trümmern der Alten Welt gefunden von Arn Sahg Ceyung. Archiviert am 19 August 2135 von 01826637.

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