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Dienstag, 22. Juli 2014

Der glückliche Mensch

Wie schwer es doch ist, einen Moment festzuhalten. Kaum wird man gewahr, dass man glücklich ist, schon ist das Glück bereits wieder fort, weitergezogen zum Nächsten, um auch von dort aus wie ein unsichtbarer Geist durch die sich stetig wandelnden Welten zu reisen.
Menschen verändern sich, kaum einer bleibt stehen auf seinem langen, bunten Weg ins Dunkel. Sie sehen sich um, sie streben, sie haben Sehnsucht. Sehnsucht nach dem unsichtbaren Geist, der nur einem einzigen Grundprinzip folgt; einem Prinzip, das der Mensch - und darunter leidet er am meisten - nicht zu steuern vermag.
 
Das Glück folgt dem Prinzip der Willkür.
 
Ich bin ein Mensch, ein Mensch unter vielen. Und doch sind wir alle anders, jeder für sich ein Einzelstück. Wie kann es da Verbindungen geben, eine "Wirklichkeit", eine wahrhafte Welt, ein tatsächliches Jetzt, das wir alle teilen?
Was nützt mir das Erreichen eines Ziels, wenn es stets durch ein neues, noch schwerer zu erreichendes Ziel ersetzt wird?
Warum streben, wenn man leben kann.
Warum Sehnsucht, wenn man doch das Absolute in sich trägt?
 
Leben ist das einzig Absolute, mit Ausnahme vom Tod.
 
Ich lebe.
Das ist alles, was ich brauche, um glücklich zu sein. Ich brauche keinen unsichtbaren Geist, kein Streben, keine Sehnsucht. Alles Glück der Welt fließt durch meine Adern, Tag für Tag, bis das Dunkel mich einholt, erlöst und bestraft zugleich. Warum enttäuscht sein über mein Schicksal? Das Leben ist bereits Geschenk genug. Sehnsucht führt nur zu noch mehr Sehnsucht.
 
Wer fordert, schafft Leere in seinem Herzen.
 
Ich bin ein glücklicher Mensch.
Ich atme.
Ich lebe.
Alles ist gut.