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Dienstag, 13. August 2013

Samba Olé!

Ziellos irre ich umher, dunkler Wald und die Schatten der Nacht umgeben meinen verlorenen Leib. Es ist kalt, ich bin einsam, alles Getier ist tot, leblos verwest das Fleisch unter dem klammen, blutdurchtränkten Laub. Ich stolpere über eine Wurzel, der schwarze Arm eines ewig trauernden Giganten. Müde blickt der dunkle Baum auf mich nieder. Ich fühle mich klein und unbedeutend, die Ewigkeit ist unermesslich, mein kurzes Dasein nur ein Augenblick im Weltentreiben. Dann entdecke ich die Inschrift, die in seine Rinde geritzt ist. Eine Nachricht aus den Tiefen der Vergangenheit, als die Erde sich noch drehte und das Universum voller Tatendrang war. Ich richte mich auf und betrachte die Buchstaben, feine Linien, sanft schimmernd im fahlen Licht des sterbenden Mondes. Ein Lächeln ergreift Besitz von meinem zerfurchten Gesicht. Mein Herz schlägt wild und Erinnerungen an das alte Leben strömen auf mich ein. Meine mit Blut und Erde befleckten Finger streichen über die Linien, die Worte längst vergessener Stunden und mit Tränen in den Augen beginne ich schließlich, die Inschrift zu lesen:

Zwei Jahre schon
sind wir zu zweit
du tust alles für mich
und ich für dich


wir lieben uns
wir trösten uns
wir küssen uns
wir kennen uns

 

doch etwas fehlt
das spürst du auch
der wahre Kern

bleibt uns verwehrt

wer bist du wirklich?
wer bin ich?
ich kenne dich nicht
weder dich noch mich


also folge ich den Fäden
die an deiner Seele hängen
zu den Fingern des Spielers
der dich führt und lieben lässt


und dann folge ich den Fäden
die an meiner Seele hängen
zu den Fingern des Teufels
der mich lenkt und fragen lässt


wir lieben uns
doch nicht im Kern
wir trösten uns
doch nur für uns selbst


wir küssen uns
weil sie es wollen
wir kennen uns
doch nicht genug


nie mehr will ich den Fäden folgen
das Puppenspiel soll fortan mein Leben sein
nur Dämonen und Teufel warten dort
am Ende der Fäden
die unsere Seelen lenken


Plötzlich durchschneiden grelle Blitze das schwarze Firmament, die Erde bebt und Risse tun sich auf. Züngelnde Höllenflammen schlagen hervor, gierig nach Zerstörung, lüstern nach Vereinigung. Es treibt mich hinein in das Licht und die Wärme, das Feuer zersetzt meine Moleküle zu Asche. Ich genieße die Pein, das Ende, den Abschied, den Tod. Dann ist da nichts mehr, kein Wald, kein Laub, keine Dunkelheit. Kein Licht am Ende des Tunnels. Nur wohlige, vertraute Anti-Existenz, das Woher und Wohin allen Seins. Es kümmert mich nicht, ob die Flammen weiter gezogen sind. Es kümmert mich nicht, wer ich war und warum das Alles und Wofür. Das Universum ist mir gleich. In meiner Seele herrscht endlich Frieden. Frieden und ein unglaublich fetziger Song: 

Tanze Samba mit mir!
Samba, Samba die ganze Nacht.
Tanze Samba mit mir!
Weil die Samba uns glücklich macht.
Liebe, Liebe, Liebelei.
Morgen ist sie vielleicht vorbei.
Tanze Samba mit mir!
Samba, Samba die ganze Nacht.
Aha aha, du bist so heiß wie ein Vulkan.
Aha aha, und heut verbrenn` ich mich daran. 

Samba! Olé!

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