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Samstag, 18. Januar 2014

Vom 1-Euro-Job ins Bett einer Göttin

Wir waren Anfang 30 und arbeiteten zusammen im Lager von H&M. Der Job war mies, aber wir hatten beide keine vernünftige Ausbildung und brauchten das Geld. Jeder braucht Geld und wenn einen sonst keiner will, macht man den größten Humbug mit, um sich sein täglich Brot und Bier leisten zu können. Die Lagerarbeit war jedenfalls besser als bei McDonalds besoffene Fucker mit klumpigen Burgern und verschrumpelten Pommes zu bedienen.
Jeden Dienstag zog ich mit Jens um die Häuser und wir betranken uns feierlich, bis wir nicht mehr laufen konnten. Ich erinnere mich, dass ich ihm einmal vorgeschlagen hatte, unser Besäufnis auf den Freitag zu legen, denn der Tag danach war immer eine Tortur im Lager, aber Jens hatte mit den Worten abgelehnt, dass er am Wochenende keine Zeit für so was hätte und dass es entweder der Dienstag oder gar kein Tag sein müsse und ich fragte nicht weiter nach, denn Dienstag war natürlich besser als gar kein Tag.
Jens war ein Kerl, der nicht gern viele Worte machte. Er war einen Kopf größer als ich, ziemlich sehnig und hager, aber er konnte Kisten schleppen wie ein Gabelstapler; wo auch immer er seine Kraft hernahm, man sah es ihm nicht an. Wenn er trank, blühte er auf, die Worte sprudelten dann nur so aus ihm hinaus. Er war ein verdammter Komiker, wenn er seine drei, vier Biere intus hatte und wenn dann schließlich der Schnaps in Strömen floss, wurde es noch besser. Die ersten Male erkannte ich ihn kaum wieder, sein komplettes Wesen schien sich durch den Alkohol zu verändern. Sogar sein Gesicht sah gesünder, zufriedener, glücklicher aus. Die dunkelblauen Augen leuchteten wie die eines Kindes und seine Wangen wurden rot und lebendig. All die graue Last seines zermürbenden Lebens schien dann von ihm abgefallen zu sein und er war der Jens, der er sein wollte, der er wirklich war.
Wir lernten haufenweise Frauen kennen, Jens zog die Ladies an wie ein Magnet und ließ sie erst wieder locker, wenn er ihre Nummern hatte oder sie gleich eine mit ihm schoben. Ich bekam den Rest, die dicken Freundinnen, von denen jede hübsche Frau stets eine Schlepptau hat, oder die unsichtbaren grauen Mäuse, die kein Wort sagten, weil sie glaubten, alles was sie zu sagen hätten, sei belanglos und ohne Sinn. Aber ich beklagte mich nicht, denn es war immer besser, als ungevögelt nach Hause zu gehen. Wie es mir wohl ergangen wäre, wenn Jens nicht dabei gewesen wäre?

Doch mit der Zeit schien sich Jens zu verändern. Er fing an, über das Leben zu fluchen und Streit zu suchen, zuerst nur, wenn er wirklich voll war, dann aber auch schon nach den ersten Bieren, sobald seine Zunge sich aus der schweigsamen Starre löste, die ihn im nüchternen Zustand stets umgab.
Die Frauen blieben uns natürlich zusehends fern und die wenigen, die es wagten, sich mit Jens in ein Gespräch zu verwickeln, bekamen die volle Breitseite seines misanthropischen Welthasses ab.
Jens Rausch schien auch plötzlich eine neue Dynamik anzunehmen. Er trank viel mehr als ohnehin schon, doch seine Sprache blieb immer auf die gleiche Weise scharf und direkt. Nur seinen Bewegungen sah man seine Trunkenheit an, doch wenn er Streit anzettelte und in eine Schlägerei geriet, behielt er dennoch meist die Oberhand. Dann, meist zu sehr später Stunde, versank er in tiefem, dunklem Schweigen und reagierte auf nichts mehr. Er saß dann lautlos da, den glasigen Blick in sein Glas gerichtet, wie aus Stein gemeißelt, eine leblose Hülle seiner selbst. Das war dann für mich das Zeichen zu gehen und so ließ ich ihn, Dienstag für Dienstag, zurück, ein Fremder in einer fremden Welt.
Am nächsten Tag arbeitete er stets wie ein Tier, keine Spur eines Katers oder seiner schlechten Laune war an ihm auszumachen. Ich beneidete ihn für seine Fähigkeit, die Folgen des Alkohols mit dieser Leichtigkeit zu ignorieren, denn ich plagte mich ab, mein Hirn schien meinen Schädel sprengen zu wollen und jede Kiste wog dreimal so viel wie sonst.
Genauso überraschend, wie sein Welthass gekommen war, verschwand er auch wieder und ich freute mich, ihn eines Dienstagabends wieder Witze reißen zu hören und ihn mit hübschen Damen flirten zu sehen. Als ich ihn darauf ansprach, was denn in den letzten Wochen mit ihm losgewesen sei, schüttelte er nur den Kopf und sagte, dass es Dinge gebe, die besser unausgesprochen blieben bis in alle Ewigkeit. Er sagte es mit einem Lächeln, aber in seinen Augen las ich, dass er Angst hatte und noch nicht ganz genesen war.
Die Abende verliefen wie zuvor, nur dass Jens mehr und mehr vertrug, es war beinahe unmenschlich, wieviel Alkohol er seinem Körper in nur wenigen Stunden zumutete. Doch immer war ich es, der als erster nach Hause wankte, von Kopf bis Fuß benebelt und kaum noch fähig, den Haustürschlüssel ins Schloss zu stecken.

Eines Tages passierte ein schweres Unglück im Lager. Jemand war mit dem Gabelstapler in ein Regal gefahren und die herabstürzenden Kisten hatten Henning unter sich begraben, einen Zeitarbeiter Mitte 40, der immer lächelte, wenn er wusste, dass jemand anderes in der Nähe war, sonst aber griesgrämig und schnaufend seine Arbeit verrichtete, als stehe er jederzeit kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wir waren alle zu ihm geeilt und halfen dabei, die Kisten von seinem leblosen Körper zu heben. Jens kam als letzter am Unfallort an und starrte schweigend auf den reglosen und blutenden Henning hinab.
"Ist er tot?", fragte jemand. Niemand wagte zu antworten. Jens beugte sich hinab und berührte Hennings Stirn. Dann lächelte er. Es war komisch, ihn während der Arbeit lächeln zu sehen. Als der Notarzt eintraf und wir wieder an die Arbeit gingen fragte ich ihn, warum er gelächelt habe aber er sagte nur, dass alles gut sei und ich mir keine Sorgen machen solle.
Am nächsten Dienstag sprachen wir noch einmal über den Unfall. Ich redete darüber, wie schnell doch das Leben vorbei sein könne und dass man jeden Tag genießen solle und den ganzen Kram, den Betrunkene für Philosophie halten, doch Jens lächelte nur und sagte nach eine Weile wieder, dass alles gut sei und wir uns keine Sorgen machen sollten. Ich fragte ihn, wen er mit "wir" meinte und er antwortete: "Ganz einfach. Euch!" Dann lachte er laut, stand auf und sprach eine Gruppe Mädchen an, die kurz zuvor die Bar betreten hatten und die wirklich gut, wenn auch sehr jung aussahen.
Dann, eines Tages - ich glaube es war ein Freitag und wir standen auf dem H&M Parkplatz, es war schon dunkel und eine kalte Brise wehte durch unsere Mäntel - fragte er mich, ob ich am Wochenende bereits etwas vorhätte und ob ich nicht Lust hätte, ihn in seinem Haus zu besuchen, er wolle mir seine Frau und seine beiden Töchter vorstellen.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen und stimmte zu und als ich anfangen wollte, Fragen zu stellen, winkte er ab und sagte, dass er mir alles erklären würde, wenn ich bei ihm zu Hause sei. Seine Frau sei eine fantastische Köchin und seine Töchter wahre blonde Engel und er würde besonderen Wein kredenzen, denn er sei leidenschaftlicher Weinsammler und habe in seinem Keller eine reichhaltige Sammlung edelster Tropfen.
Ich fühlte mich hintergangen, als ich an jenem Freitagabend in mein dunkles, verlassenes Appartement kam. Entweder, was sehr wahrscheinlich war, hatte er einen Streich mit mir vor und führte mich an der Nase herum oder er sagte die Wahrheit und hatte all die Monate nur vorgegeben, jemand zu sein, den ich für ihn hielt. Beide Optionen bereiteten mir Unbehagen und so schlief ich kaum bis schlecht in jener Nacht mit unheilvoller Vorahnung auf den morgigen Abend.

Die Adresse, die Jens mir genannt hatte, führte mich in eine noble Gegend, die aus zahlreichen luxuriösen Einfamilienhäusern mit Vorgarten und Garageneinfahrt bestand. Ich hielt vor einem zweistöckigen Palast des Spießertums mit einem Springbrunnen im Garten und einer Veranda wie man sie von amerikanischen Landhäusern kennt. Auf dem Klingelschild stand "Tezkatlipoca" und ich wollte mich gerade wieder zu meinem Auto begeben, als plötzlich die Tür geöffnet wurde und mir Jens lächelnd und mit leuchtenden Augen gegenüberstand.
"Herzlich Willkommen!", sagte er feierlich und lud mich mit theatralischen Gesten ein, das Haus, das ich nicht für seines hielt, zu betreten. Als ich eintrat, glaubte ich, in einem Traum gefangen zu sein. So viel Prunk und Protz hatte ich noch nie an einem Ort gebündelt gesehen. Das Haus schien ein Museum für antike Kunst zu sein, Gold und Malerei und teure Teppiche und Schnickschnack. Dann erblickte ich die beiden blonden Mädchen, die am Treppenabsatz standen und mich mit leeren, farblosen Augen anstarrten. Sie schienen Zwillinge zu sein, denn sie ähnelten sich bis aufs kleinste Detail.
"Huitzilopochtli und Tlazolteotl.", stellte Jens mir die beiden fahlen Gestalten vor. "Meine beiden Engel."
Ich wollte gerade etwas bezüglich der seltsamen Namen erwidern, als ich plötzlich die schönste Frau erblickte, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Sie trat lächelnd durch den Hausflur auf mich zu, ihr langes, blondes, sehr glattes Haar rahmte ihr makelloses, schneeweißes Gesicht ein wie goldenes Wasser. Ihre Augen waren genauso farblos wie die der beiden Mädchen, sie trug ein blasses Sommerkleid, auf das rote Rosen gestickt waren. Sie reichte mir eine sehnige Hand und schenkte mir ein Lächeln, das meinen Körper erschauern ließ.
"Die Mutter meiner Engel, meine Göttin Mictanchihuatl." Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich Jens verbeugte, als die wunderschöne Frau an ihm vorüberschritt und auch ich spürte das drängende Verlangen, mich vor ihr auf die Knie zu werfen aber ich tat es nicht.
"Man nennt mich Micta." Ihre Stimme klang wie der Frühling. "Viele Menschen heutzutage haben Probleme, meinen Namen auszusprechen." Sie lächelte noch immer und als sich unsere Hände berührten, spürte ich einen kalten Hauch meine Haut umschließen. Ich brachte keinen Ton hervor.
"Das ist Dan.", kam mir Jens zu Hilfe. "Wir arbeiten zusammen. Er ist ein guter Kerl. Er wird dein Essen mögen, meine Göttin."
"Das ist nicht von Relevanz.", sagte Micta noch immer lächelnd, doch ihre Augen durchbohrten meine Seele wie gleißende Pfeile. Ich hatte unsagbare Angst, doch Micta und Jens führten mich ins Esszimmer an einen prunkvoll gedeckten Tisch. Jens schenkte Wein ein, einen 2007er Chianti, wie er stolz verkündete. Allmählich kam ich zu mir, die Mädchen hatten sich schweigend an den Tisch gesetzt, auch Micta saß zu meiner Linken und blickte mich verträumt lächelnd an. Ich bemerkte, dass sie noch immer meine Hand hielt, doch ich konnte dem Reflex sie zurückzuziehen nicht nachgeben.
"Du bist jung.", sagte Micta mit ihrer Frühlingstimme. "Ich mag es, wenn Männer jung sind."
Ich nickte und kam mir plötzlich sehr dämlich vor, wie ein Teenager, der das erste Mal mit seiner Jugendliebe spricht. Jens brachte Teller mit einer dampfenden Suppe aus der Küche und stellte sie einen nach dem anderen vor uns auf den Tisch.
"Die Suppe wird dir schmecken.", sagte Micta. "Ich habe sie mit Liebe zubereitet." Jens warf Micta ein verliebtes Lächeln zu und nahm mir gegenüber Platz.
Wir aßen schweigend und ich empfand die Suppe als die köstlichste Speise, die je meinem Gaumen geschmeichelt hat, obwohl ich mich nicht mehr an ihren genauen Geschmack erinnern kann. War sie würzig, scharf oder süß gewesen? Ich weiß es wirklich nicht mehr.
Als wir fertig gegessen hatten stand Jens auf und räumte schweigend ab, während ich Mictas Augen und die ihrer Töchter auf mir lasten spürte. Jens brachte einen Gang nach dem anderen zu uns an den Tisch, einer köstlicher und berauschender als der vorige. Auch der Wein floss in rauen Mengen, ich verspürte jedes Mal den Drang einen tiefen Schluck aus dem Glas zu nehmen wenn Micta mich anblickte, so als würde sie meinen Geist und meinen Körper kontrollieren.
Als wir die Nachspeise hinter uns hatten und Jens die leeren Teller in die Küche gebracht hatte, bat Micta die beiden Mädchen, nach oben auf ihr Zimmer zu gehen, da sie und ihr Ehegatte mit ihrem Gast allein zu sprechen wünschten. Ich war mittlerweile schon reichlich betrunken und spürte die Angst, die mir zuvor die Kehle zugeschnürte hatte nur noch als leises Kitzeln an meinem Herzen. Doch zu sprechen wagte ich noch immer nicht, es wäre mir plump und unpassend vorgekommen, den bezaubernden Augenblick mit meiner nichtssagenden Stimme zu zerstören.
Micta strich mir plötzlich durchs Haar und eine Woge des Glücks durchflutete mich.
"Er ist genau, wie du ihn mir beschrieben hast, mein Liebling.", sagte sie zu Jens. Jens lächelte stolz und betrachtete voller Wohlwollen, wie Micta mein Gesicht zärtlich streichelte.
"Hast du ihm von mir erzählt, mein Liebling?", fragte sie Jens, doch sie wandte ihren Blick nicht von meiner Haut ab. Jens schüttelte den Kopf. "Nein, er hat nur selten gefragt, es war kein Problem, ihn im Dunkeln zu lassen."
Micta nahm nun mein Gesicht in ihre beiden Hände, die kalt wie Eis und heiß wie Feuer zugleich waren. Ihre durchdringenden farblosen Augen blickten mich unergründlich an, ihr Lächeln ließ mein Herz in Flammen aufgehen.
"Menschen fragen zu viel. Immer wollen sie alles verstehen." Sie sprach sehr leise und doch klang es, als spräche sie aus mir selbst zu meiner Seele. "Menschen sind rastlos, wenn sie keine Antworten erhalten. Menschen verlangen und wenn sie nicht bekommen, wonach sie verlangen, dann holen sie es sich mit Gewalt." Sie atmete tief ein und senkte ihren Blick. Als sie ihre Augen wieder den meinen zuwandte, lächelte sie wieder und dann küsste sie mich. Ihre Lippen waren weich und kalt und sie schmeckten bitter, chemisch, wie Spülmittel. Dennoch war es ein betörender Kuss und als sie ihre Lippen von meinem Mund löste, wollte ich mehr.
"Du bist ein Kind, Dan. Nie erwachsen geworden. Ein Kind, das bereits weiß, das fragen sinnlos ist, denn das Leben bietet dir keine Antworten. Das Leben selbst ist eine einzige Frage, doch die Antwort interessiert dich nicht mehr. Du verlangst nicht mehr. Du forderst nicht mehr. Deine Flamme ist erloschen."
Wieder küsste sie mich, wieder und wieder und wieder. Ich vernahm ihre Worte wie im Traum, nahm meine Umwelt kaum noch wahr, dachte nichts, fühlte nichts, war glücklich und traurig zugleich, aufgehoben, angekommen, zurückgekehrt und doch einsam, lebendig und tot zur selben Zeit, Mensch und Tier, Kind und Greis, kein Blut mehr, kein Blut, nur goldenes Wasser in all meinen Venen.
"Ich möchte mit dir nach oben gehen. Jens und ich, du und ich, du und Jens, wir werden eins sein in einer Welt, die in Milliarden Splitter zerfallen ist. Du und ich, meine Lieblinge und Ich, meine Söhne, mein Fleisch, mein Blut, wir werden eins sein in einer Welt, die kein Morgen kennt, eins in einer Welt, die bald den Flammen angehören wird, wie alles einst und je den Flammen angehört."
Sie führte mich nach oben, Hand in Hand gingen wir die Stufen hinauf, Micta vor mir, Jens hinter mir. Wir kamen am Zimmer der Töchter vorbei. Ich sah, wie sie sich liebkosten, nackt in ihrem Himmelbett. Sie warfen mir lüsterne Blicke zu, aus ihren Mündern tropfte Blut, das die Laken durchtränkte.
Wir traten in das Schlafzimmer, es war dunkel und kalt. Jens zog meine Kleidung aus, während mich Micta mit ihren kalten Küssen übersäte.
"Bleib hier und schau zu, Liebling.", sagte sie zu Jens, als sie mich in ihr Bett führte. Und zu mir gewandt sagte sie: "Du wirst mein neuer Liebling sein. Bist jung, viel jünger als das verwelkende Fleisch. Mein neuer Liebling, so schwach und dumm. Fass mich an, hier... genau da, berühre mich, liebe mich, du dummes, dummes Kind. Warmes Fleisch im Strom der Gezeiten. Was glaubst du, ist das Leben? Was gedenkst du, ist es wert? So dumm und klein, das Menschenherz, ganz leise und sacht pocht es in ihren verwesenden Körpern; es will gehört werden! Nur gehört werden, doch niemand hört zu. Niemand hört jemals zu... außer mir und dann ist es zu spät. Kein Morgen mehr. Kein Morden mehr. Das Menschsein endet hier und jetzt. Dein Menschsein endet. Jetzt!"

Tja, was soll ich sagen, das war der geilste Ritt meines bisherigen Lebens. Am nächsten Montag ging ich wieder zur Arbeit. Ich wusste bereits beim Aufstehen, dass Jens nicht da sein würde. Ich habe ihn seit diesem Abend nie wieder gesehen, weder ihn, noch Micta, noch ihre zwei versauten Töchter. Mittlerweile habe ich selbst eine Frau, keine Micta, aber sie hat auch ihre Reize. Meine Kinder sind schon längst aus dem Haus, mein Leben war kein besonderes, aber dafür eines ohne große Zwischenfälle. Nur die Nacht mit Micta geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Guten Sex vergisst man nicht, nie, da kann kommen, wer will. Manchmal frage ich mich, was aus Jens geworden ist. Ich vermisse die Dienstage, an denen wir losgezogen sind, zwei unschuldige Burschen auf der Suche nach Spaß. Aber ich bin alt und verbraucht und zufrieden mit dem, was ich habe. Ich habe gelebt, habe gearbeitet, eine Familie gegründet und eine Göttin gefickt. Was will man mehr, frage ich da? Was will man mehr...?
Micta hatte Recht. Fragen bringt nichts. Jede Frage ist eine Frage zu viel. Wenn die Menschen endlich lernen würden, guten Sex zu haben, dann würde diese ewige Fragerei auch aufhören. Warum bin ich hier, wo komme ich her? Alles Nonsens.
Aber ich denke schon wieder zu viel. Einfach mal die Fresse halten. Das gilt auch für die Seele.
Einfach mal die Fresse halten.
Punkt.

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