tag:blogger.com,1999:blog-21205830669606378332024-03-08T16:34:57.830+01:00DanTheDarknessDie Pforten öffnen sich, langsam, träge, und dichte Finsternis umschließt deine verdorrende Haut. Nach langer Reise durch die Nebel der Absurdität bist du nun endlich zu Hause. Second Hell, das Reich von DanTheDarkness. Ich bin dir Freund und Feind zugleich, Mutter und Vater, Aphrodisiakum und Rizin-Cocktail.
Werter Gast - sterbender Sohn, verlorene Tochter - sei nun mein Gefäß. Diene mir mit geduldigem Herzen und die alles versengenden Flammen der Hölle werden unsere Kinder sein.DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.comBlogger35125tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-72839862849606823042017-04-11T16:24:00.001+02:002017-04-11T16:46:14.592+02:00Der BeobachterIch scheine bei all dem Trubel, der im Universum herrscht, vollständig zum Stillstand gekommen zu sein. Ein Planet ohne Umlaufbahn, ohne Vergangenheit und Zukunft.<br />
Alles ist in Bewegung, doch meine Seele rührt sich nicht mehr vom Fleck. Sie schaut nur noch zu. Weder fragend, noch auf andere Weise an den Dingen interessiert.<br />
Ich bin der Beobachter, dem alles gleichgültig ist.<br />
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
Ich beobachte mich, wie ich mich morgens aus dem Bett quäle, unter der Dusche stehe, mich anziehe, in der überfüllten Bahn stehe zwischen lauter leeren Gefäßen. So leer wie ich, wie alles in diesem verfluchten Kosmos ohne Sinn.<br />
Beobachte mich, wie ich mit Kollegen spreche, von diesem und jenem berichte, beobachte wie die Anderen das Gleiche tun, nicken, reden, zuhören oder zumindest so tun als ob.<br />
Abends dann schließt sich der Kreis. Ich beobachte mich wie ich die Stempelkarte über den Sensor ziehe, den Schalter für den Aufzug betätige, in Bahnen steige, die mit Marionetten gefüllt sind. Ich schaue an mir empor und erblicke die Fäden. Die Fäden, an denen wir alle hängen, die ins Leere führen, bis der Puppenspieler sie durchtrennt und uns leblos zu Boden fallen lässt.<br />
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
An einem der vielen gleichförmigen Tage meiner Existenz beobachte ich ein eigenartiges Schauspiel. Ich stehe an einer Ampel, sie ist rot und die Marionetten warten. Auf der anderen Seite kommt ein Mädchen heran. Sie starrt auf ihr Smartphone. Sie lächelt. Die Marionetten starren ins Leere oder selbst auf ihre Smartphones, um die Zeit des Wartens zu überbrücken. Niemand scheint das Mädchen zu beachten.<br />
Ich weiß, was geschehen wird. Es wird ihr Ende sein. Eine kleine Unachtsamkeit und schon ist es entschieden. Ich könnte Sie warnen, Sie wachrütteln, sagen: "Hey, die Straße, pass auf!". Doch ich sage nichts. Ich warne nicht. Ich stehe nur still da und frage mich, ob das alles ein Traum ist.<br />
Das Mädchen lächelt noch immer, dann ertönt der Lärm, das Gehupe, die Menschen schauen auf, das Mädchen schreit, dann wird es vom Wagen erfasst und durch die Luft geschleudert. Ihr Smartphone gleitet ihr aus der Hand, es fliegt in einem hohen Bogen über die Menschen hinweg. Die Menschen machen "Oh" und "Ah", dann wird es grün und ich beobachte, wie ich mich über die Straße zur Bahnhaltestelle begebe. Die Menschen schauen zu, wie der Fahrer des Wagens aussteigt und der Blutspur folgt, die das Mädchen auf dem Asphalt hinterlassen hat. Sie ist nur noch ein verdrehter Haufen Fleisch und Knochen in einer roten Lache. Sie lächelt nicht mehr.<br />
An diesem Tag zeigt die Stempeluhr 9:04 Uhr an. Ich bin 4 Minuten zu spät. Es kümmert mich nicht.<br />
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
An einem anderen Tag beobachte ich, wie ich eine Frau küsse. Eng umschlungen auf einer Tanzfläche, die Nebelmaschine läuft auf Hochtouren, der Bass dröhnt durch Körper und Geist. Der Kuss dauert nicht lang, vielleicht eine halbe Minute. Ich beobachte, wie ich der Frau durchs Haar streiche. Wir beide lächeln. Die Musik zirkuliert weiter. Wir tanzen. Dann verschwindet die Frau. Ich sitze in der Bahn, geleitet vom Rausch. Zu Hause falle ich ins Bett. Schlafe. Ein neuer Tag. Ein neuer Tag. Immer wieder ein neuer Tag, bis der Faden reißt.<br />
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
An einem anderen Tag beobachte ich, wie ich jemandem die Hand schüttele. Alle tragen schwarz und sehen bekümmert aus. Eine Urne wird in ein großes Loch in der Erde hinabgelassen. Ein Mensch sagt etwas. Es klingt hohl, wie auswendig gelernt. Dann gehen alle in ein Restaurant und essen Schnitzel.</div>
Abends gehe ich mit einem der Gäste in eine Schänke. Wir trinken Bier, der Andere wird wütend, schreit herum. Dann geht er und lässt mich die Rechnung zahlen. Ich bestelle noch ein Bier und leere es in einem Zug. Ich schaue auf die Uhr. Noch 6 Stunden bis der Wecker klingelt.<br />
<div style="text-align: center;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
An einem der letzten Tage beobachte ich, wie ich in einem Sessel sitze. Ich bin alt und der Sabber läuft mir aus dem Mundwinkel. Ich starre in einen Fernseher hinein. Der Fernseher sagt: "Hören Sie auf zu zweifeln und leben Sie jetzt ihr Leben! Überzeugen Sie sich von der Supersaugkraft des Turbo-Cleaners und Sie haben endlich wieder Zeit für Freunde und Familie!"</div>
Ich stöhne und sabbere und schmatze vor mich hin. Dann kommt ein Pfleger und schaltet den Fernseher aus. Er schaut auf die Uhr. Noch eine Stunde bis Feierabend.<br />
<br />
So ziehen die Planeten ihre Kreise. Doch ich bleibe still und rühre mich nicht. Ich bin der Beobachter, dem alles gleichgültig ist.<br />
<div style="text-align: left;">
Ich schaue zu und warte auf das Ende.</div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-18510324278551465562016-11-07T18:03:00.001+01:002016-11-08T14:52:27.917+01:00Das Gitarrensolo<div style="text-align: justify;">
"3 Minuten. Länger darf der Song nicht sein, sonst wird´s kein Hit."</div>
<div style="text-align: justify;">
Es herrscht gedämpftes Licht im Proberaum, eine Lavalampe blubbert vor sich hin, an der Wand hängen Poster mit Zen-Botschaften. Doch die Stimmung ist gereizt, wie so oft in letzter Zeit. Die Musiker streiten sich mal wieder über das grundlegende Konzept: Künstlerische Freiheit vs. Massenkompatibilität.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Dann wird´s halt kein Hit, sondern einfach nur ein guter Song." sagt der Bassist, dem es im Grunde Latte ist, weil er schon fünf Flaschen Bier getrunken hat und einem dann so einiges Latte ist. </div>
<div style="text-align: justify;">
"Ein guter Song mit einem 3-Minuten-Gitarrensolo." sagt der Sänger, der auch mindestens fünf Bier getrunken hat, was aber bei perfektionistischen Gemütern zum Gegenteil führt.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Weißt du, wie lange ich an dem Solo geschrieben habe?! Das ist ein Gesamtkunstwerk, jeder Ton ist eine Stufe auf dem Stairway To Heaven, nimmst du auch nur eine davon raus, ist es kein verfickter Stairway mehr und niemand macht sich mehr die Mühe, nach ganz oben zu kommen!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Das war, augenscheinlich, der Gitarrist. Er spielt sie jeden Tag, seine Skalen und Tonleitern, rauf und runter, rauf und wieder runter, 180 beats per minute, 190, 200, 220 und dann zurück auf 60 bpm, ganz langsam, damit auch jeder Ton sauber durchklingt. Manchmal schaut er sich bei dem ganzen Skalen-Gewichse eine Serie an, um die Monotonie der Prozedur auszublenden. Er schreibt jeden Abend in sein Übungstagebuch, welche Skalen er rauf und runter gespielt hat, wie lange er sie rauf und runter gespielt hat, was gut gelaufen, was nicht so gut gelaufen und was richtig beschissen gelaufen ist. Damit fängt er dann am nächsten Tag an. Man darf sich keine Schwächen erlauben. So was hört der Konsument. Diletantismus ist die größte Sünde eines Musikers.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Vielleicht könnte man das Gitarrensolo ja durch irgendwas anderes ersetzen." schlägt der Schlagzeuger vor, diplomatisch wie eh und je. "Vielleicht ein Sample von ´nem tibetanischen Gebets-Chor oder so was in die Richtung."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Wir sollten das Solo einfach ganz rausschmeißen." Der Sänger wieder. Schwarz-Weiß-Mentalität par excellence. "Gitarrensoli sind so was von 80ies, das fährt sich doch heutzutage niemand mehr rein. Zeit ist kostbar, wenn die Leute neben der ganzen Arbeit und dem Scheiß den man jeden Tag erledigen muss endlich mal ein bisschen Zeit für Musik übrig haben, wollen sie ganz sicher nicht mit irgendwelchen Egowichsereien eines Gitarristen mit zu viel Freizeit gelangweilt werden."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Egowichsereien... tz..."</div>
<div style="text-align: justify;">
Oh je, jetzt muss unser flinker Fingerteufel aber ganz schön an sich halten. Freunde, das gibt noch Krieg hier heute, man hört die Fanfaren schon aus der Ferne näher kommen.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Wenn hier einer ein Egowichser ist, dann bist das wohl du!" bricht es aus dem sonst so disziplinierten Gitarrenhelden heraus. "Du willst doch nur, dass man den Song über durchgehend deine Stimme hört! Warum nimmst du nicht gleich ein A-Capella-Album auf, wozu brauchst du noch eine Band, wenn sowieso alles Scheiße ist, was nicht aus deinem Hals rausquillt?!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Jetzt regt euch mal wieder ab, Leute." Der Basser öffnet eine weitere Flasche warmes Bier und prostet seinen Bandkameraden zu. "Halbier´ das Solo doch einfach, nimm die besten Parts raus und..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Du hörst einfach nicht zu, VERDAMMT!!!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Oh hell, da ist er, der erste Kanonenschlag. Ich hab´s gewusst. Tapfer reitet er in die Schlacht.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ein Solo kann man nicht einfach halbieren! Ich muss da noch mal ganz von vorne anfangen und was komplett neues auf die Beine stellen! Das ist so, als hätte Moses Gott damals vorgeschlagen, er soll´ doch fünf statt zehn Gebote schreiben, weil zehn die Leute überfordern könnten. Welches Gebot soll man da denn bitte streichen? Du sollst nicht töten? Ach, nicht so wichtig, raus damit. Du sollst... wie ging das gleich nochmal...?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Nicht ehebrechen?" kommt ihm der Drummer zu Hilfe.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, verdammt! Genau! Wollt ihr, dass eure Frauen ständig mit anderen Typen ins Bett gehen nur weil irgendein Fucker damals auf die Idee kam, Gottes Gitarrensolo zu kürzen?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Meine Freundin ist Atheistin und die steigt trotzdem nur mit mir in die Kiste." sagt der Bassist und nimmt genüsslichen einen langen Schluck aus der Flasche.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Meine ist Jüdin, glaube ich." sagt der Drummer.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Immer dieses Theater..." winkt der Sänger ab und wirft der Runde einen resignierten Blick entgegen.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Warum muss immer alles in bescheuerte Vergleiche abdriften. Was schert uns die Bibel, es geht hier einfach nur darum, das Beste aus dem Song herauszuholen."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Und das tun wir, indem wir das Gitarrensolo streichen, hm? Vielleicht sollten wir einfach ein Instrumental draus machen, was meint ihr Leute? Ein Instrumental ohne Gitarrensolo? No way! Aber auf den Gesang könnten wir dann problemlos verzichten. Wir kürzen die Strophen, der Refrain kann meinetwegen ganz wegfallen. BAM!, da haben wir unseren verfickten 3-Minuten-Hit!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Basser zuckt die Achseln. "Macht was ihr wollt, was soll´s."</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Schlagzeuger nimmt die Denkerpose ein und macht "Hm" und "Weiß nicht...".</div>
<div style="text-align: justify;">
"Nicht euer Ernst, oder?" Jetzt ist es der Sänger, dem die Pferde durchzugehen drohen. "Ich hab mindestens genauso lange an dem Text gesessen wie unser Möchtegern-Van-Halen hier an seinem beschissenen Solo! So was schüttelt der sich doch aus dem Ärmel, Mann! Für einen vernünftigen Text braucht man erst mal eine richtig traurige Emotion! Ich bin durch die schlimmste Seelenfolter gegangen, als ich "The Witcher" geschrieben habe..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Es geht in dem Song um einen Magier mit großem Hut dem niemand seine Tricks abkauft. Was soll daran Seelenfolter sein?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Mann, das sind doch alles Metaphern du Spast! Überleg doch mal, wofür könnte der Hut stehen, hä?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Vielleicht ist der Magier Mexikaner?" schlägt der Drummer vor.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Mexikaner? Was ist nur los mit euch...?" Der Sänger schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. "Scheiß auf euch, Leute, scheiß auf diese ganze Geschichte hier. Ich bin raus aus der Nummer." Er steht auf und zieht sich seine Jacke an. "Macht euer verschissenes Instrumental. Mit solchen Dilettanten wie euch kann ich nicht arbeiten!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Hey jetzt warte doch mal..." versucht der Drummer zu retten, was nicht mehr zu retten ist.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Lass ihn doch. Wer es nicht schafft, zugunsten des Gesamtkunstwerks zurückzustecken, ist nun mal ein Egowichser und hat hier nichts zu suchen."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Fucker..." murmelt der Mexikaner, äh, ich meine der Sänger und verlässt stampfend den Proberaum.</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Bassist zuckt wieder mal die Schultern und leert seine sechste Flasche Bier. "Instrumental also, hm?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Der Songtitel kann aber ruhig bleiben, oder?" schlägt der Drummer vor.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Nein, wir brauchen etwas griffigeres, etwas das tiefgründig, aber direkt verständlich ist. Ich hatte da so ein paar Bilder im Kopf beim Komponieren meines Solos: Dunkle Berge, Blitze zucken am Firmament, dann plötzlich, ein schwacher Schimmer und eine Treppe aus gleißendem Licht bricht sich Bahn durch die dunklen Wolken. Das wäre auch eine gute Idee für ein Musikvideo, oder? Was meint ihr? Die Treppe erreicht den Boden und da stehe ich, spiele mein Solo und steige die Stufen hinauf, der Himmel erhellt sich, der Bildschirm wird weiß, während die letzte Aufnahme auf mein Griffbrett gerichtet ist, der Oberton klingt aus und fade-out! Dann das Bandlogo und vielleicht dieses Sample von dem Tibeterchor als Outro, wovon du eben gesprochen hast. Leute, jetzt wo wir nicht mehr an dieses idiotische Pop-Konzept gebunden sind, sprudeln plötzlich haufenweise Ideen aus mir raus! Ich muss das alles aufschreiben! Holt mir Stift und Papier! Nichts davon darf verloren gehen! Das ist es! Das ist der Titel! Die Treppe ins Himmelreich! Leute, ich sag es ja nicht oft, aber das ist gerade der beste Einfall meines Lebens! Ich bin ein gottverdammtes Genie! Los, lasst uns das alles aufschreiben und mit dem Proben loslegen. Wir müssen damit so schnell wie möglich auf die Bühne. Das sind die Sternstunden, in denen Erfolg geboren wird, Muchachos! Wir sollten vielleicht noch über Kohle sprechen, ich meine, damit werden wir berühmt und wenn das Geld einmal fließt, wird die Frage aufkommen, wie wir es aufteilen. Ich denke, dass ihr mit einer 60/20/20-Aufteilung einverstanden seid, da ich ja die ganze kreative Vorarbeit geleistet habe usw..."</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Tja, meine lieben Freunde. Aus dem Video wurde leider nichts. Die Band hatte sich kurz nach diesem Debakel aufgelöst. Der Gitarrist hatte es noch eine Weile als Solo-Künstler versucht, aber irgendwie wollte niemand so recht Gefallen finden an seinen rauf und runter gespielten Skalen und dem ganzen Treppenzeugs. Auf einer Party lernte er eines Abends ein süßes Mädchen kennen. Sie brachte ihn auf andere Gedanken. Er heiratete das Mädchen, versprach ihr ein großes Haus mit vielen Kindern. Um diesen Traum zu finanzieren wurde er Bankkaufmann, arbeitete Tag und Nacht und kaufte eines Tages das Haus. Sie bekamen eine gesunde Tochter und lebten glücklich und zufrieden, bis das Kind von einer Straßenbahn überrollt wurde und die Trauer sie entzweite. Er blieb in dem großen Haus zurück, betrank sich bitterlich Tag ein Tag aus, die Scheiße kam ihm ständig hoch, er spülte sie mit noch mehr Whiskey wieder runter. Die Speiseröhre rauf und wieder runter, rauf und wieder runter, rauf und wieder runter. Er schrieb keine Tagebücher mehr. Keine Soli. Es kamen auch keine neuen Einfälle mehr. Der Zenit seines Genius war längst überschritten.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Viele sagen, würde Kurt Cobain heute noch leben, er würde die großartigsten Songs seiner Karriere schreiben. Ich aber glaube, dass er nur noch Bockmist verzapft hätte. Die großen Tage eines Künstlers sind kurz, die Flamme brennt nur für einen kurzen Moment lichterloh. Alles was folgt ist nur ein schwaches Glimmen, bis es schließlich gänzlich erlischt und der ewigen Dunkelheit die Bühne überlässt.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em><br /></em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Ach, und was diese ganze Mexikaner-Zauberhut-Metapher angeht: Ich weiß bis heute nicht, was dieser Scheiß zu bedeuten hat! Tut euch selbst einen Gefallen und denkt nicht zu viel über solche Sachen nach. Das Leben ist kurz und unsere Zeit ist knapp. Wählt eure Rätsel weise!</em></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-50423546969128767812016-10-24T15:30:00.002+02:002016-10-24T15:30:37.206+02:00Der Seemann
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Regen schlägt gegen die riesigen Glasscheiben, die vom Fußboden bis
zur Decke reichen. Es ist dunkel da draußen. Dunkel und kalt. Meine Augen
folgen dem Lauf der Tropfen, die vom Wind gepeitscht über das Glas laufen. Ich
ziehe an meiner Zigarette und denke an nichts.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Plötzlich steht ein Kollege neben mir. Auch er raucht und starrt in
die Finsternis hinter dem Glas.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Der Winter…“, sagt er mit matter Stimme. „Kann einen echt fertig
machen diese ständige Dunkelheit.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich nicke.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Morgens dunkel, abends dunkel.“, fährt er fort. „Als hätte sich die
Sonne komplett in den Süden verzogen.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich nicke und nehme einen langen Zug. Nur noch wenige Züge und die
Zigarette ist abgebrannt. Vielleicht mache ich mir gleich noch eine neue an.
Ich kann nicht wieder runter, nicht sofort. Beim Gedanken ans Büro wird mir
übel. Das künstliche Licht, die flimmernden Bildschirme, die Mails, diese
gottverdammten Mails und das Telefon, das alle zwei Minuten klingelt. Ich bin
fertig, mein linkes Augenlid zuckt ununterbrochen, ich fühle mich wie ein
Geist, schaue meinem Körper dabei zu, wie er in den Rechner starrt, die Finger
des Körpers über die Tastatur fliegen, er Menschen am Telefon mit ruhiger,
gelassener Stimme beschwichtigt. Dann steht er auf, steigt mit müden Schritten
die Treppe hinauf, den Flur entlang in den Pausenraum, zündet sich eine
Zigarette an und starrt aus dem Fenster, in den Regen, in die Finsternis, die
schwarze Welt außerhalb der Festung; seine Gegenwart, sein Leben, unwirklich,
so fern.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ich wollte schon vor ´ner Stunde Feierabend gemacht haben.“, sagt der
Kollege, mehr zu sich selbst. „Aber es spielt ja ohnehin keine Rolle. Jeder Tag
gleicht dem nächsten. Wir könnten genauso gut die Nacht hierbleiben. Morgen
sind wir sowieso wieder hier. Dann müssten wir wenigstens nicht durch dieses
Mistwetter fahren.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Es ist so weit, der letzte Zug füllt meine Lungen, ich drücke die
Zigarette aus und hole im gleichen Zug die Schachtel aus meiner Westentasche
und halte sie dem Kollegen hin.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Nein, danke, ich rauche sowieso zu viel. Ich sollte auch wieder
runtergehen, diese Mail muss endlich rausgehen. Gott, wie ich dieses Geschreibe
hasse. Aber es hilft ja nichts, die Arbeit erledigt sich nicht von allein. Mir
wird schlecht, wenn ich ans Büro denke. Manchmal fühle ich mich, als wäre ich
ein Geist, der in einer Maschine feststeckt. Der Geist will raus, aber die
Maschine ist wie ein Gefängnis aus Stahl, programmiert auf die ewige Widerkehr
des Gleichen. Und ich bin verdammt dazu, Sysiphos dabei zuzusehen, wie er
seinen beschissenen Felsen den Abhang hochrollt. Tag für Tag für Tag für Tag.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich zünde mir die zweite Zigarette an und nicke und schließe die Augen
und nicke weiter. Der Kollege drückt seine Zigarette in den Aschenbecher und
verabschiedet sich mit den Worten: „Wie auch immer…“. Ich atme tief durch,
nehme einen langen Zug, die Augen geschlossen. Ich stelle mir vor, ich sei eine
Maschine, auf Zerstörung programmiert, alles zermalmend unter schweren
Panzerketten. Ich hinterlasse eine Spur aus Chaos und Feuer in der Finsternis.
Die Flammen werfen wilde Schatten an die zerbombten Grundpfeiler der Ruinen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich öffne meine Augen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Es regnet noch immer.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Auf dem Weg nach Hause sitzt mir in der Bahn ein Vater mit seiner
kleinen Tochter gegenüber und erklärt ihr die Welt.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Warum gibt es böse Menschen?“, will das Kind wissen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich starre aus dem Fenster ins verregnete Nichts und lausche dem
Dialog.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Weil wir nun mal die Wahl haben.“, antwortet der Vater. „Gott hat uns
den freien Willen geschenkt.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Warum hat er uns nicht einfach alle gut gemacht?“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Weil er möchte, dass wir von uns aus gut sind, nicht weil er es
will.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Mein Fokus verschiebt sich von der Außenwelt auf die Spiegelung der
Fahrgäste in der Fensterscheibe. Die Leute starren wie ich; auf Ihre
Smartphones, in Ihre Spiegelbilder hinein, in den nassen Abgrund der Außenwelt.
Alles schweigt wie im Theater. Das Stück geht weiter:</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Dann ist Gott schuld daran, dass die Welt so blöd ist.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Die Welt ist nicht blöd, Susu, nur kompliziert.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Im Spiegel sehe ich, dass der Vater sein Kind in den Arm nimmt. Er
streicht seiner Tochter durchs Haar und küsst sie auf die Stirn.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Viele Menschen wissen nicht, was sie tun. Sie haben Angst und sind
verwirrt und wütend. Wir sind alle Kinder Gottes, er liebt uns alle, so wie wir
sind, mit all unseren Fehlern. In jedem Menschen steckt das Gute. Manche haben
es nur noch nicht gefunden.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ich finde das blöd von Gott…“, murmelt Susu und verschränkt die Arme.
Ihr Blick trifft den meinen im Spiegel der Fensterscheibe. Wir schauen uns eine
Weile an.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;"><i style="mso-bidi-font-style: normal;">‚Gott ist tot‘,</i> denke ich
und lächle Susu an. Sie schaut schüchtern zu Boden. <i style="mso-bidi-font-style: normal;">‚Du wirst noch früh genug selbst dahinter kommen.‘</i></span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Dann, plötzlich, erwidert das Mädchen meinen Blick erneut und lächelt
zurück. Es macht mich glücklich, dieses Lächeln und ich spüre, wie eine wohlige
Wärme von meinem Herzen Besitz ergreift.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;"><i style="mso-bidi-font-style: normal;">‚Eines Tages, aber nicht heute.‘</i>,
denke ich weiter. <i style="mso-bidi-font-style: normal;">‚Alles ist gut.‘</i></span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Die Türen gehen auf, Menschen steigen aus, Menschen steigen ein. Unter
Ihnen ist ein Penner. Er torkelt ins Abteil, murmelt vor sich hin. Grunzend
lehnt er sich an die gegenüberliegende Tür. Sein trüber Blick schweift durch
den Waggon, bleibt kurz an jedem Fahrgast hängen. Sein Gesicht verrät
unverhohlene Missgunst, Hass, Enttäuschung, Einsamkeit, Müdigkeit, Trauer.
Seine Augen bleiben an einem jungen Südländer haften, der in sein Smartphone
starrt, als wäre es das Tor in eine andere Dimension.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">"Alles Egofucker!“, brüllt er plötzlich durch den Waggon. Es klingt
wie das wütende Bellen eines misshandelten Hundes. „All´s Egoooofucker! Ihr
miesen…“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Warum schreit der Mann so?“, flüstert das Kind, sichtlich
verängstigt, sich tiefer in die Umarmung des Vaters schmiegend.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Der Mann ist betrunken, Susu. Tu so, als wär´ er nicht da.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„EGOOOOOOFUCKERR!!!!“, schreit der Penner. Wir alle ignorieren sein
Gebrüll. Starren, aus den Fenstern, durch Displays in fremde Dimensionen,
schließen die Augen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Kuck´ eusch nur ma´ an hier, eine Paraaaade der Eitlkeitn… PACK!
GESINDEL HEUCHLER IHR!! Meints ihr wärt was Bessres mit eurn Scheißspielsachen
den Klamottn scheiße nochma´…“ Ein Rülpsen, ein Kratzen am Kopf und weiter
geht’s: „Nuttn seid ihr alle! NUTTN!!!“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Was ist ein Nuttn?“, flüstert das Kind, der Vater schüttelt den Kopf
und macht: „Psst!“. Als lausche er einer Predigt, von der er kein Wort
verpassen will.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Lutsch Schwänze den ganzn Tag… und für was?! FÜR WAS?! Is doch nur
Papier die Scheiße… Nur Papier und dafür verkauf´ ihr eure Scheißseeln, kauf
euch diese Scheiße, damit ihr angebn könnt, zeign könnt, dass ihr wer seid hä?
Scheiß Egohuren, wenn der Chef ruf´ kommt ihr angelaufn wie ´n dreckiger Köter,
leckt ihm den Hintern und sagt ‚Bitte doch, gerne doch‘ ihr dummn Fucker ey,
widerlich! Ihr widrt mich an!“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Das Programm geht weiter. Kratzen, Rülpsen, Murmeln. Dann lautes
Lachen. Es ist ein verzerrtes Lachen. Ich frage mich, warum es mir so fremd
vorkommt. Ihm scheint jegliche Scham zu fehlen. Ein befreites Lachen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Kannsu mal bitte, machsu mal bitte, FICK DICH MAL BITTE!!!“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Jetzt reicht es dem Vater. Er wendet in strengem Pastorenton das Wort
an den Penner: „Jetzt hören Sie aber mal, es reicht!“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„JAAAAAA DUUUU!“, schreit der Penner und zeigt mit seinem schmutzigen,
vergilbten Finger auf den Mann und seine Tochter in seinen Armen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Hübsches Ding hasse da. Hübsches Ding…“ Der Penner wird plötzlich
ruhig. Er lächelt, seine Augen füllen sich mit Tränen. Die Türen gehen auf,
Leute steigen aus, Leute steigen ein. Der Penner murmelt etwas vor sich hin und
wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann springt er ruckartig auf und
flüchtet aus der Bahn in den Regen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Du hast gesagt, man soll nicht mit dem Mann reden.“, sagt das Kind.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Er hat mir leid getan.“, antwortet der Vater.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ach so.“ antwortet das Kind, löst sich aus der Umarmung und starrt
aus dem Fenster.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Es kehrt wieder Schweigen ein ins Abteil.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Für den Rest der Fahrt spricht niemand mehr ein Wort.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ich kann nicht schlafen.“, sage ich und stehe auf. Im Halbdunkel kann
ich ihr Gesicht nicht erkennen, aber dennoch weiß ich, dass sie mich besorgt
anschaut. Ich beuge mich zu ihr hinab und küsse sie auf die Stirn. „Mach´ dir
keine Sorgen, Baby, alles ist gut. Schlaf weiter, ich komme gleich wieder.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Sie nickt und murmelt etwas Unverständliches, dann wendet sie sich ab
und schmiegt sich seufzend in die Laken. Ich verlasse das Schlafzimmer und
schließe leise die Tür.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">In der Küche nehme ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank, öffne das
Fenster und zünde mir eine Zigarette an. Es regnet noch immer in Strömen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich denke an das Meer, den ewigen Horizont. Ich stelle mir vor, ich
sei Kapitän eines einsamen kleinen Schiffes mitten auf dem schwarzen Ozean,
umgeben von Wasser, kein Land in Sicht.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">‚Das Problem sind die Erwartungen.‘, denke ich.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Und: ‚Wir sind zu viele, einfach zu viele auf diesem kleinen
Planeten.‘</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Und: ‚Es gibt keine Entscheidungsmöglichkeit. Alle Wege führen ans
gleiche Ziel. Kein Gut oder Böse. Kein Gott, keine Freiheit. Determination.
Eine Straße, unzählige Pilger, ein Abgrund und alle stürzen wir hinein, früher
oder später.‘</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich denke an noch vieles andere. Mickey Maus, Flüchtlingsunterkünfte,
Sex im Weltraum usw. Dann ist das Bier leer, die Zigarette erloschen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich gehe ins Bett und schließe die Augen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Du stinkst nach Bier.“, sagt sie.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ja.“, sage ich. „Tut mir Leid.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Alles ok?“, fragt sie.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ja, alles gut.“, sage ich. „Es ist nur…“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Hm?“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ach, nichts weiter. Die Welt.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ich weiß.“ Sie schmiegt sich an mich, ein Kuss, sie streicht mir
durchs Haar. „Ich weiß…“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ich sollte mir eine neue Arbeit suchen.“, sage ich. „Irgendetwas
ändern.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Mach das.“, sagt sie schlaftrunken. „Irgendwas Kreatives.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Hm.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Was dir Spaß macht.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ja. Irgendwas was Spaß macht.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich denke an mein Schiff im schwarzen Ozean. Die Einsamkeit auf dem
Meer, die Spiegelung des Mondes in den sanften Wogen des Wassers. Der Regen
wird schwächer, der Himmel nimmt Farbe an. Doch in meiner Kabine bin ich nicht
allein. Gemeinsam treiben wir dem Horizont entgegen, Arm in Arm, alles Bekannte
zurücklassend.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Plötzlich endet der Sturm und ein erster Sonnenstrahl dringt am
Weltenrand hervor.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Ich sollte mir ein Boot kaufen…“, murmele ich im Halbschlaf. „Für uns
beide. Irgendwann…“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">„Hm…“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich schlafe ein, meine Träume sind leer.</span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-40273187480470830652016-04-21T16:25:00.002+02:002016-04-21T16:25:27.886+02:00Sollen die Bomben nur fallen
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: Calibri;">Ich muss Leistung bringen.
Leistung bringen. Leisten.</span></i></div>
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: Calibri;">Wer nichts leistet, ist nichts
wert.</span></i><br />
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: Calibri;">Nichts.</span></i><br />
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">18:49 Uhr. Das Zeiterfassungssystem verbucht meine Zeit. Das schrille
Piepsen läutet den Feierabend ein. Ich bin frei, denke ich. Die Fesseln lösen
sich. Das Leben gehört wieder mir. Mein Körper gehört wieder mir. Meine Seele.</span></div>
<span style="font-family: Calibri;">Für ein paar Stunden zumindest. Ein paar Augenblicke ohne jemand
anderem zu gehören. Die freie Zeit ist rar, denke ich. Die Augenblicke sind
kostbar, denke ich. Ich muss sie nutzen; sie ausquetschen, allen Saft. Nichts
darf daneben gehen, dass Glas muss voll werden. Ich will nicht auf ein Leben
zurückblicken, das nur aus Fesseln und halb gefüllten Gläsern bestanden hat.</span><br />
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Also los! Auf in die Freiheit!</span></div>
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Doch zunächst heißt es: Warten.</span></div>
<span style="font-family: Calibri;">Warten auf den Aufzug, der auf jeder Etage hält. Es steigen graue
Gesichter ein, alle frei und doch so müde. Leere überall, doch der Drang nach Leben
ist noch nicht erloschen.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Warten auf den Bus, in dem die glasigen Blicke aneinander
vorbeiziehen. Geister auf dem Weg ins Vakuum, dem luftleeren Raum zwischen den Ketten.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Warten auf die Bahn, die sich verspätet, wie jeden Tag. Wohin mit der
Zeit?, denke ich. Sie rinnt mir zwischen den Fingern fort, entgleitet mir wie
Sand im Wind. Die Haltestelle füllt sich mit meinesgleichen: getriebene
Gespenster, rastlose Untote, die alles gegeben, alles geleistet haben.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Es dauert zu lang, denke ich. Ich muss etwas tun! Ich muss leben, muss
etwas spüren, sonst ist es um mich geschehen. Die Reklame lockt. Die Farben,
die mir versprechen: Es gibt das wahre Leben, es gibt all das, wonach du
suchst! Komm und nimm es dir! Dafür die tägliche Schinderei, lass es dir gut
gehen, belohne dich für deine Opferbereitschaft.</span><br />
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Ich folge den Farben, wähle meine Ware, genieße, wie sie mir kühl und
prickelnd die Kehle hinab rinnt, mich erfüllt mit Leben. Das Grau verschwindet,
das Übel der Welt ist weit, weit fort. Sollen die Bomben doch fallen, ich sehe
sie nicht, höre sie nicht. Die Schreie des Elends, wo sind sie jetzt? Die Welt
ist in Ordnung, hier und jetzt. Alles ist gut, hier und jetzt. Gespenster um
mich herum, komm, lacht mit mir. Lebt eure Freiheit, haltet ihn fest, den Sand
im Wind, denn er gehört euch, euch allein!</span></div>
<span style="font-family: Calibri;">Die Bahn kommt endlich und bringt mich näher an mein Ziel. Ich folge
dem Pfad der Farben, es ist nicht schwer, verloren zu gehen. Ich schließe die
Augen, träume vor mich hin. Von Liebe, vom Lachen, von Musik und Leidenschaft.</span><br />
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Zu Hause angekommen schalte ich den Fernseher ein. Tod hier, Zerstörung
da; man muss nur gewillt sein, sich Sekundenbruchteile der Wirklichkeit
anzutun, bis man endlich einen Platz gefunden hat, an dem die Farben wieder zu
leuchten beginnen. Ich bin der König und die Fernbedienung ist mein Zepter.
Mein Wille geschehe.</span></div>
<span style="font-family: Calibri;">Doch dann zerreißt etwas Unvorhergesehenes meinen Traum. Das Telefon,
ein Jemand bittet den König um Audienz. Der König ist guter Dinge, er gewährt
Einlass und hört zu.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Ach, das Leben sei so traurig und die Welt so schlecht, heißt es am
anderen Ende der Leitung. Menschen sterben und der Tod sei ohne Sinn. Man trete
auf der Stelle, sei unzufrieden mit diesem und jenem, zweifele an allem und
jedem und vor allem an sich selbst. Man sei nicht gut genug für dies und nicht
gut genug für das. Aber die anderen seien auch nicht besser. Und hinzukommen wieder
die Bomben, die fallen, Tag für Tag. Wie soll man nur in einer solchen Welt
sein Glück finden, wird gefragt.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Doch der König mimt nur den gewissenhaften Zuhörer. Seine
Aufmerksamkeit ist längst entrückt im Tanz der Farben. Was kümmern ihn die
Bomben, die fallen, Tag für Tag. Sie fallen nicht hier, nicht jetzt. Vielleicht
fallen sie auch niemals und nirgendwo. Vielleicht sind sie nur eine Lüge, wie
so vieles Lüge ist in dieser Welt.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Die Stimme wird leiser; der König ruhiger. Er lächelt, das digitale
Flimmern entzückt seine schläfrigen Augen, die Farben erhellen seine
geschundene Seele.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">„Mach`s gut.“, höre ich mich sagen, lege den Hörer weg und lasse das
Flimmern und Gleißen über mich ergehen.</span><br />
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: Calibri;">Am Abend im Bett kann ich nicht schlafen. Das dumpfe Gefühl, sie nicht
genutzt zu haben, die Zeit, die Freiheit, hält mich erneut wach, wie jede
Nacht. Das Leben ist so traurig, denke ich, und die Welt so schlecht. Und ich
meine, die Bomben wieder fallen zu hören, weit entfernt, doch ja, die dumpfen Einschläge
sind nicht zu überhören.</span></div>
<span style="font-family: Calibri;">Die Farben sind nur noch ein Glimmen, eine schwache Glut eines nie in
Gänze entfachten Feuers.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Ich muss schlafen, muss leisten, muss bereit sein für die Ketten
morgen. Muss schlafen, muss leisten, die Ketten morgen, die Ketten.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Ich schlafe ein und träume von Terror. Jetzt kann ich sie sehen, die
Bomben, die fallen und alles vernichten. Und es hat etwas Tröstliches. Ich
breite die Arme aus und starre in den von roten Wolken zerrissenen Himmel. Dann
schließe ich die Augen und warte.</span><br />
<span style="font-family: Calibri;">Warte darauf, dass mich die Bomben treffen und meine Ketten in Fetzen
sprengen.</span><br />
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-45856771914984440462015-10-21T02:13:00.000+02:002015-10-21T02:13:07.457+02:00Der Tee ist fertig<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Dein
ganzes Leben lang hattest du Menschen um dich, die nur dein Bestes wollten.“,
hatte sie damals gesagt. Und: „Um ihnen zu danken, musst du nur eines tun:
Versuchen, ein guter Mensch zu sein.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Es
war in der Besucherhalle gewesen, kurz nach meiner Einlieferung. Kurz nachdem
ich… es getan hatte.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Die
Chance ist vertan.“, hatte ich erwidert. Ich war resigniert, verbittert und
wusste es nicht besser. Aber sie hatte nur den Kopf geschüttelt und gelächelt,
ihre zerfurchten Hände auf meinen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Es
ist nie zu spät.“ Sie glaubte, was sie sagte. Ihre Augen hatten geleuchtet, sie
wollte mir vergeben, wollte mir sagen, dass sie verstand, warum ich es getan
hatte, dass es das Richtige gewesen war, das einzig Richtige.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Aber
so konnte es nicht sein. Das wäre zu einfach. Vergebung als ein
Gratis-Gutschein, auf den jeder ein Anrecht hat.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Es
gibt Dinge, die endgültig sind.“ Ich hatte es mehr zu mir selbst gesagt.
„Taten, die einen Menschen brandmarken.“ Sie hatte mich angesehen, noch immer
lächelnd, doch nur äußerlich, nur eine Maske, ein Phantom in einem alten
Gesicht, der Schatten einer Erinnerung. „Was ich getan habe, habe ich getan.
Ich muss akzeptieren, dass ich für immer ein Mörder sein werde. So etwas kann
man nicht einfach abschütteln; vergeben, vergessen. Natalie war meine Schwester
und dein Kind und ich habe sie uns genommen.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Endlich
hatte sie aufgehört zu lächeln und ihren Blick abgewandt. Sie hatte aus dem
Fenster gestarrt, ins Schneegestöber, ließ meine Worte in ihre alte Seele
sickern. Doch ihre Hände wollte sie nicht zurückziehen. Sie waren auf den
meinen geblieben, als wären sie durch unsichtbare Fesseln aneinander gekettet.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Nach
einer Weile hatte sie unser Schweigen gebrochen, ein letzter Versuch, die
Realität so zurecht zu biegen, dass sie mit ihr leben konnte: „Du hast sie
befreit von ihrem Leid… Du hast sie befreit…“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Ich
hatte den Kopf geschüttelt, sie irrte sich, das lag auf der Hand. „Ich habe
Natalie erstickt, weil <i style="mso-bidi-font-style: normal;">ich</i> es nicht
ertragen konnte, sie so zu sehen. Es war meine Entscheidung, ihr Leben zu
beenden, nicht ihre. Es waren meine Angst, meine Wut, meine Traurigkeit, die
darüber entschieden haben. Sie wäre bis zum Ende ihrer Tage ein Krüppel
geblieben. Ich hätte mich um sie kümmern müssen, hätte Tag für Tag in diese
leeren Augen blicken, ihr den Speichel aus dem Gesicht wischen, ihr Stöhnen,
Grunzen, Schreien ertragen müssen. Es war nicht ihre Entscheidung. Vielleicht
wollte sie leben.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Du
hast sie befreit…“, hatte sie wieder gesagt, aber es hatte nicht danach
geklungen, als würde sie selbst noch daran glauben.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Ich
habe sie in den Tod geschickt, damit wir frei sein können. Ich habe es nicht
für sie getan, sondern für mich. Für dich. Und für Papa.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Er
hat kaum reagiert, als ich ihm erzählt habe, was du… was Natalie passiert ist.“
Das alte Gesicht, das Schneegestöber, die Erinnerungen an die Kindheit. „Er saß
einfach nur da und starrte in den Fernseher.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Euch
trifft keine Schuld. Ich habe sie ganz allein auf meine Schultern geladen. Ich
werde lernen, damit zu leben. Irgendwann.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Sie
hatte die Fesseln gelöst und auf ihre Uhr geschaut. Die Besuchszeit neigte sich
ihrem Ende. Sie hatte wieder gelächelt und den Kopf geschüttelt, mich gebeten,
es für heute gut sein zu lassen, mich auf das nächste Mal vertröstet; sie war
aufgestanden, hatte mich in den Arm genommen, hatte noch einmal gesagt, dass
ich versuchen solle, ein guter Mensch zu sein, von heute an und alles würde
gut. Sie hatte mich auf die Wange geküsst, hatte sich umgewandt und war aus dem
Besucherraum getreten, ohne noch einmal zurückzuschauen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Ich
war sitzen geblieben und hatte den Rest der Besuchszeit auf meine Hände
gestarrt. Meine Hände um Natalies Hals. Ihr Gurgeln, ihre leeren Augen, die
sich nach innen drehten. Die Stille, als es endlich getan war. Die Einsamkeit.
Die Dankbarkeit.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Später
in meiner Zelle hatte ich etwas aufgeschrieben. Es sollte ein Brief an Natalie
werden, doch es wurde etwas anderes.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Müdigkeit.
Leere. Dann endlich: Schlaf. Tiefe, wärmende Schwärze hatte sich in mir
ausgebreitet; und ein neuer Tag wartete am Ende des Tunnels.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"><br /></span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: center;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">---</span></div>
<div align="center" style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: center;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"><br /></span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Viele
Jahre sind seitdem vergangen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Der
gebrochene Mann, der ich damals war, erscheint mir heute fremd und unwirklich,
doch manchmal, wenn ich in den Spiegel schaue, erwidert er meinen Blick und
scheint sich zu fragen, wer ich bin.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Die
Erinnerungen an Natalie - meine Hände um ihren Hals, ihren Tod, meine Erlösung
- suchen mich noch immer heim; jede Nacht, auf der Fahrt zur Arbeit, in der
Schlange an der Supermarktkasse. </span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Doch haben sie ihre mächtige, zerstörerische
Kraft verloren. Ich habe mich an den wiederkehrenden Schmerz gewöhnt, das
Ritual der Schuld, den Gedankenzirkel in meiner Seele, aus dem es kein
Entrinnen gibt.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Natalies
Tod war der Beginn meines neuen Lebens. Ich habe die Schuld abgelegt. Vergebung
ist niemals gratis, aber sie ist greifbar für jeden, der sich nach ihr sehnt.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Ich
schaue meinen Kindern beim Spielen zu, meiner Frau, wie sie in Ihren Büchern
liest, unserem Hund, wie er sich an den einfachsten Dingen erfreut. Ich genieße
das Leben in vollen Zügen, atme es ein, seine Sekunden und Minuten, seine
Augenblicke und Momente; alles scheint einer unsichtbaren Ordnung zu folgen,
einem ungewissen, jedoch leuchtenden Ziel entgegen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Die
Uhr läuft, die Zeiger drehen ihre Runden, spenden uns Zeit. Jeder ist seines
eigenen Schicksals Schmied. Ich musste zuerst das Leben meiner Schwester im
Feuer schmelzen lassen, um aus ihrem Tod mein eigenes zu formen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Manchmal
lese ich, was ich damals, an jenem Tag im Januar in meiner Zelle geschrieben
habe. All diese Wut, die Verzweiflung, die ich in meine Worte gestopft hatte; versteckte
Zeitbomben, allesamt Blindgänger.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Vielleicht
wollte sie leben. Aber vielleicht… Vielleicht habe ich sie auch gerettet.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Und
mich mit, vor dem lauernden Abgrund, der auf nur einen Fehltritt wartet, stets
bereit, uns mit Haut und Haaren zu verschlingen, ins Nichts zu ziehen und uns
in der Dunkelheit verglimmen zu lassen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Woran denkst du, Papa?“ Ihre Augen leuchten,
es sind die Augen ihrer Mutter.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Ich
habe mich gerade gefragt, was einen guten Menschen ausmacht, du süße Fee.“ Sie
lacht und steckt mich an. Wir lachen zusammen und ich hebe sie auf meinen Schoß
und streiche ihr durch das dichte braune Haar, das Haar ihrer Mutter.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Warum
denkst du so Sachen?“, fragt sie irritiert und spielt dabei mit ihrem
Stoffhasen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Du
hast Recht.“, antworte ich lächelnd. „Man vergeudet so viel Zeit mit Sorgen und
Gedanken, wenn man erwachsen ist.“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">„Erwachsene
sind langweilig.“, sagt sie müde und hüpft von meinem Bein, um zu ihrem Bruder
zu laufen und mit ihm Fangen zu spielen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Ich
schaue ihnen noch eine Weile zu, dann gehe ich ins Haus und mache mir einen
Tee. Bald ist Winter und die beiden bauen sich wieder Burgen aus Eis und
Schnee, denke ich.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;"></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt; line-height: 115%;">Der
Tee ist fertig. Alles ist gut.</span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-77882093752218993922015-09-08T10:49:00.000+02:002015-09-08T10:50:40.358+02:00Vakuum<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">U-Bahn-Station. <span style="color: black; mso-themecolor: text1;">Ich stehe an den Gleisen und blicke in
die endlose Schwärze des Tunnels. Es ist, als würde der Schacht meine Gedanken
aufsaugen. Der Lärm um mich herum, das ewige Gezeter der Menschen, alles wird
aufgesogen von der schwarzen Leere und zu Stille verarbeitet. Dort, im Dunkel,
herrscht ein friedliches Vakuum.</span></span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><span style="color: black; mso-themecolor: text1;"></span></span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Frieden. Vakuum. Stille. Vakuum.</span></i></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span></i><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Ich blicke hinunter zu meinen Füßen. Wie immer habe ich
kurz vor der gelben Markierung Halt gemacht, der grelle Streifen, der sagt: „Pass
auf!“. Der sagt: „Übertritt mich nicht, wenn dir dein Leben lieb ist!“</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Mein Leben ist mir lieb. Lieb und teuer. Unbezahlbar
teuer. Ich würde es niemals eintauschen. Für nichts. Für niemanden.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Was ist die Welt, wenn ich sie nicht erlebe? Nicht die
Welt macht mich lebendig, sondern mein Lebendig-Sein ist es erst, das aus dem
Nichts ein Etwas schafft. Galileo behauptet, die Erde drehe sich um die Sonne.
Was für ein Irrsinn.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Die Erde dreht sich um mich herum. Ich bin die Sonne!
Ohne mich herrscht Leere. Ohne mich...</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Vakuum.</span></i></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span></i><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Der Gedanke an den Tod, das unweigerliche,
unausweichliche Ende meiner Existenz hat mir schon immer Übelkeit bereitet. Und
doch ist er da, ein ständiger Begleiter durch all die Augenblicke, die kommen
und gehen. Ein Zug fährt ein, nicht meine Linie.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Es ist nur ein Schritt…</span></i></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span></i><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Nur ein Schritt. Warum beherrschen mich diese Gedanken so
sehr?</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Nur ein Schritt, das Quietschen der Notbremse, die
Schreie der Zuschauer, der kurze Moment des Aufpralls – Gliedmaßen wie Papier
durchschnitten, der Geschmack von Blut und… Leere. Das Ende der Welt. Die Sonne
erlischt.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Nur ein Schritt, ein langer Fall, Schwerelosigkeit, das
ungute Gefühl im Magen, keinen Boden mehr unter den Füßen zu spüren, dann –
wieder der Aufprall, das Zerbersten von Knochen, der Geschmack von Blut,
Schreie, dumpfes Entsetzen und… Leere. Nichts kreist mehr um Irgendetwas. Alles
ist still.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Vakuum.</span></i></div>
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"><br /></span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Aber so ist es nicht, nicht wahr? Niemand ist zugleich
Mensch und Sonne, richtig? Wenn ich gehe, dreht sich alles wie gehabt um
Irgendetwas. Alles dreht sich weiter, Erde um Sonne, Menschen um Gedanken,
Gedanken um Augenblicke, kein luftleerer Raum. Alles atmet – und schreitet
voran, jedes Geschöpf seinem unweigerlichen, unausweichlichen Ende entgegen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">S</span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">o ist es doch, oder?</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Du kennst die Antworten.</span></div>
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"><br /></span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Jetzt, meine Bahn fährt ein. Durch den langen, schwarzen
Tunnel wird sie mich sicher geleiten, nach Hause. Nach Hause.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Kein Schritt zu viel, kein Quietschen, kein Schreien,
kein Geschmack von Blut, alle Knochen heil.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Es ist nur ein U-Bahn-Schacht, nicht mehr. Nur ein
Tunnel, an dessen Ende Tageslicht auf uns wartet. Es ist nur ein Weg, einer von
vielen, auf dem wir reisen, von Augenblick zu Augenblick. Kein Vakuum, solange
wir atmen.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Alle Schritte - wohlbedacht.</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">So ist es doch, oder?</span></div>
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"></span><span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;">Du kennst die Antworten.</span></div>
<br />
<div style="margin: 0cm 0cm 0pt; text-align: justify;">
<span style="color: black; font-family: "Times New Roman","serif"; mso-themecolor: text1;"> </span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-47233053050377778292014-08-14T16:59:00.003+02:002014-08-18T15:35:57.945+02:00Mord ist mein Hobby<div style="text-align: justify;">
Tagsüber verkaufe ich Versicherungen, in der Nacht töte ich Menschen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Anfangs erschienen mir diese beiden Welten konträr und unvereinbar, doch mit der Zeit stellte ich fest, dass sich der Tag nicht besonders von der Nacht unterscheidet.</div>
<div style="text-align: justify;">
Das Leben besteht aus Handlungen, Aktionen. Wir gleiten durch den Kosmos, von einem Ort zum anderen, bringen Bewegung in die Stasis des Universums, ohne zu wissen, warum und was all dieses Handeln letztendlich bezwecken soll. Wir tun einfach, was wir für richtig, sinnvoll, bedeutend erachten, denn nichts zu tun, <em>nichts</em> zu sein, das erscheint uns widernatürlich, sinnlos und falsch.</div>
<div style="text-align: justify;">
Falsch, richtig...</div>
<div style="text-align: justify;">
Auf die Frage, warum ich Menschen töte muss ich mit einer Gegenfrage antworten. Warum verkaufe ich Versicherungen? Um zu leben, wird man mir entgegnen, denn Versicherungen bedeuten Geld und Geld ist Leben. Aber um Geld geht es hier nicht. Auch für das Morden bekäme ich Geld, wenn ich es innerhalb eines Gewerbes ausführen würde, aber ich morde nicht für Geld. Es ist vollkommen gleich, ob ich für das Verkaufen von Versicherungsverträgen oder für die Elimination von Individuen auf Provisionsbasis bezahlt werde. Ich könnte natürlich für beide Tätigkeiten Geld verlangen und doppelt absahnen, aber bedeutet mehr Geld auch gleichzeitig mehr <em>Leben</em>?</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich brauche nicht mehr Geld. Ich habe Geld genug.</div>
<div style="text-align: justify;">
An dieser Stelle würde mir wohl spätestens das Argument der Moral begegnen. Versicherungen sind gut, das Morden ist schlecht; Leben ist gut, der Tod ist schlecht usw... Schön, befassen wir uns mit der Moral. Aber nur kurz, denn dies Thema ist mir höchst zuwider, weil es immer und jedes Mal ins Leere führt. Ich glaube nicht an die Theorie, dass jedem Menschen eine ihm angeborene Moralität inne ist. Moral ist ein Produkt. Sie wird von Menschen gemacht, nicht durch die Geburt erworben.</div>
<div style="text-align: justify;">
Eine Moral ist immer ein Abkommen, das gewisse Prämissen als gegeben annehmen muss, um Bestand zu haben. Wir leben in einem sozialen Gefüge, einer sogenannten Gesellschaft. Deshalb beschließen wir, dass alles, was jener Gesellschaft Vorteile oder Annehmlichkeiten verschafft, gut und alles, was der Gemeinschaft schadet, schlecht ist. Ich bin ein guter Mensch, wenn meine Handlungen nicht nur gut für mich selbst, sondern für alle anderen Mitglieder meiner Gesellschaft gut sind.</div>
<div style="text-align: justify;">
Das ist absurd.</div>
<div style="text-align: justify;">
Was bringt es meiner Gesellschaft, wenn ich imaginäre Sicherheit in Form von Verträgen verkaufe, um ein Unternehmen reich zu machen und Papier zu erhalten, mit dem ich meine Rechnungen bezahlen kann. Ist es da nicht viel sinnvoller, die Bevölkerungsdichte durch ein paar gut strukturierte Morde zu verkleinern und dadurch den Divisor, der all unseren wunderschönen Reichtum in kleine Fetzen aufteilt, zu minimieren? Wäre es moralisch nicht ratsamer, dass ein jeder Bürger hin und wieder zur Waffe greift und seinen Nächsten richtet?</div>
<div style="text-align: justify;">
Nicht, dass mir daran etwas gelegen wäre. Es ist mir gleich, was die Anderen tun.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich lebe, ich handle, ich werde vergehen und alles vergessen, so wie die Welt mich vergessen wird, das Universum die Welt, usw. und so fort.</div>
<div style="text-align: justify;">
Es gibt kein Gut oder Böse, Richtig oder Falsch.<br />
Es gibt nur Handlungen, Aktionen. Materie, die auf Materie einwirkt. Materie, die vergeht; Materie, die neu entsteht.</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Mensch unterliegt dem Drang, die Welt in seine Muster zu pressen. Dabei scheitert er immer wieder aufs Neue und merkt es nicht einmal. Stattdessen lebt er eine Lüge und fragt sich, warum er unglücklich ist.</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: center;">
---</div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Nacht.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Es ist jetzt 23:49 Uhr. Zeit, ein Leben zu beenden. Ich ziehe meinen Mantel über und verlasse meine Wohnung. Ich lasse mich treiben, kein Ziel, keine Wünsche.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Ich bringe Bewegung in die Stasis des Universums.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Materie bewegt Materie bewegt Materie bewegt Materie.</em><br />
<br />
Ich wähle meine Opfer ohne Bedacht. Es spielt keine Rolle, wen ich eliminiere. Es geht mir nicht um Motive, Persönlichkeiten oder dergleichen. Manchmal macht es mir sogar überhaupt keinen Spaß, dann stelle ich mir vor wie schön es wäre, einfach vor dem Fernseher auf der gemütlichen Couch zu liegen und mich vom flimmernden Nonsens in den Schlaf wiegen zu lassen. Und trotzdem: Irgendetwas zieht mich jede Nacht hinaus ins Dunkel, dem Tod entgegen, der nicht mein eigener ist.<br />
Diese Nacht wird es den jungen Mann treffen, der mir gerade gegenübersitzt. Er starrt gedankenverloren aus dem zerkratzten Fenster der Straßenbahn, wir sind die einzigen Fahrgäste im vorderen Wagen. Als ich mich vor wenigen Minuten zu ihm gesetzt habe, haben sich unsere Blicke für den Bruchteil einer Sekunde getroffen. Seine müden Augen müssen das Blitzen in den meinen gesehen haben, doch vermutlich erschien ihm dieses Detail nicht relevant; es ließ ihn weder in Sorge noch in Unruhe verfallen.<br />
Ich starre ihn seitdem an, unmerklich lächelnd, präge mir jedes Detail seines Gesichts ein, um mich später an den Ausdruck der Angst erinnern zu können, den es unweigerlich annehmen wird, kurz bevor ich ihn über den Styx in die Unterwelt schicke.<br />
Wie ich diesen Kontrast liebe! Diese geheuchelte Kontrolle, die all die müden Gesichter durchfließt, das in Stein gemeißelte Nichts, mit dem sich alle Menschen schmücken, sobald sie ihr Haus verlassen; die kalte, nichtssagende Maske, von der sie glauben, dass sie ihr Innerstes vor all den bösen Blicken schützt, vor jedem Angriff auf ihre ach so empfindliche Privatsphäre. Und dann, plötzlich, das absolute Grauen, die nackte Angst, wenn sie ihres letzten Atemzugs gewahr werden, die Panik, wenn das Unabwendbare sich über sie neigt, wie ein schwarzer, blutschwerer Schleier.<br />
<em>Kontrolle ist nur eine Illusion. Nicht mehr als eine durch Gewohnheit und Ignoranz geformte Lüge.</em><br />
Der junge Mann bemerkt nun endlich mein Interesse. Wieder kreuzen sich unsere Blicke. Jetzt wird er doch ein wenig unruhig, er weicht aus und starrt wieder aus dem Fenster, aber diesmal spüre ich, dass er mich im Augenwinkel mustert. Er überlegt, ob er sich auf einen anderen Platz setzen soll, aber er verwirft diese Idee, das wäre zu auffällig, er würde die Konfrontation geradezu heraufbeschwören. Ich spüre, dass er noch eine gute Strecke zu fahren hat, aussteigen ist also auch keine Option, die nächste Bahn in diese Richtung kommt erst in einer Stunde und wir sind hier mitten im Nirgendwo.<br />
Ein Ruck geht plötzlich durch seinen Körper, ich kann seinen Entschluss bereits Meilen weit im Voraus erkennen. Er holt tief Luft. All seine Muskeln spannen sich an, er ballt seine rechte Hand zur Faust. Dann, ganz langsam, wendet er sich zu mir und versucht sich an einem selbstbewussten Blick, doch das Flackern in den Tiefen seiner hellblauen Augen verrät ihn.<br />
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?", fragt er mit fahler Bestimmtheit in seiner jungenhaften Stimme.<br />
Mein Lächeln erstirbt augenblicklich und mit ihm auch die fragile Selbstsicherheit meines Gegenübers.<br />
"Ich... Ich meine...", stottert das Männlein. "Sie starren mich die ganze Zeit an, als wollten Sie was von mir." Er weicht meinem Blick aus, dann zwingt er sich, mir in die Augen zu schauen. Seine Hände schwitzen, seine Stimme zittert. Er zupft an einem Knopf seines verwaschenen Hemdes. Der Knopf wird bald abfallen. Er hängt nur noch ein einem dünnen Faden. "Ich... ach, vergessen Sie´s." Er steht auf und setzt sich in eine Vierergruppe am anderen Ende des Wagens.<br />
Ich schaue aus dem Fenster und blicke meinem fahlen Abbild in die Augen. Ich lächle wieder. Heute Nacht habe ich Spaß an meinem kleinen Hobby.<br />
Materie bewegt Materie bewegt Materie...<br />
<br />
Natürlich folge ich dem Mann, als er aussteigt. Wir scheinen die einzigen Menschen zu sein in dieser eisigen Winternacht. Ich halte mühelos mit ihm Schritt, obwohl er sich größte Mühe gibt, mich abzuschütteln. Als wir in eine Seitenstraße einbiegen bleibt er plötzlich stehen, dreht sich um und starrt mich finster an. Ich bleibe ebenfalls stehen und inhaliere seine Angst.<br />
"Was wollen Sie?", ruft er mir mit zitternder Stimme entgegen. "Ich werde die Polizei rufen, wenn Sie mich nicht auf der Stelle in Ruhe lassen!"<br />
"Die Polizei?", erwidere ich freundlich.<br />
"Ja, genau!", ruft der Mann. "Ich ruf die Bullen, wenn Sie nicht auf der Stelle..."<br />
"Knackiger Salat.", sage ich ruhig, ohne ihn aussprechen zu lassen.<br />
Der Mann starrt mich fragend an. "Wa... was?", murmelt er mehr zu sich selbst.<br />
"Knackiger Salat.", wiederhole ich nüchtern und gehe einen Schritt auf ihn zu. "Knackiger Salat mit warmen Hähnchenstreifen."<br />
Der Mann taumelt benommen zurück, sein Blick fällt auf meine linke Hand, die sich in meiner Manteltasche verbirgt und etwas zu umklammern scheint. "Was soll die Scheiße?" ruft er mit schriller Stimme. "Bleiben Sie weg, Sie Psychopath!"<br />
Jetzt beginnt er zu rennen.<br />
Zu spät. Er hat mich zu nah an sich rankommen lassen. Mit einem Sprung bin ich in seiner Reichweite. Während er sich noch umwendet, greife ich um seinen Nacken und schnüre ihm mit meinem Unterarm die Luft ab. Dann ramme ich ihm die Spritze in den Oberschenkel, ersticke seine Hilferufe, bis sich seine Muskeln entspannen und er langsam auf die Knie hinabsinkt.<br />
"Was... warum...", murmelt er benommen. Sein Blick ist klar, nur sein Körper gehorcht ihm nicht mehr. "Wammmh..."<br />
Mehr bringt er nicht mehr hervor, während er wie ein nasser Sandsack vornüber auf den schwarzen Asphalt klatscht. Ich setzte mich zu ihm - die Straße ist kalt wie Eis. Dann nehme ich seinen leblosen Kopf in den Arm, streichle ihm durch sein feines, blondes Haar und schaue dabei gedankenverloren in den wolkenverhangenen Nachthimmel.<br />
<div style="text-align: justify;">
"<span style="color: black;">Zur Herstellung von Teewurst werden Schweinefleisch - oftmals auch Rindfleisch -</span><span style="color: black;"> und Speck</span><span style="color: black;"> grob oder fein im Fleischwolf </span><span style="color: black;">gemahlen, Verhältnis eins zu zwei.", flüstere ich sanft, und genieße dabei das wilde Zucken seiner Pupillen, das mir verrät, dass er panisch ist.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: black;">"Daraufhin wird es mit Gewürzen verfeinert", fahre ich fort, "in Därme gestopft und meist über Buchenholz geräuchert</span><span style="color: black;">." Ich küsse den jungen Fremden auf die heiße Stirn und halte ihn wie ein zu groß geratenes Baby in meinen Armen, wiege ihn sanft hin und her, als wäre er mein Sohn und ich ein junger Vater. Ich lächle ihn an, mein Blick sagt <em>hab keine Angst</em>.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="color: black;">"</span><span style="color: black;">Anschließend muss die Wurst sieben bis zehn Tage durch Milchsäuregärung</span><span style="color: black;"> reifen, um ihren typischen Geschmack zu entwickeln. Teewurst hat einen Fettanteil von 30 bis 40 %, was sie besonders streichfähig macht."</span></div>
Ich schaue mich noch einmal um, niemand zu sehen, keine Seele in Sicht. Alles ist still und friedlich.<br />
Der Wald ist nicht weit, denke ich.<br />
"Komm, mein Sohn.", sage ich feierlich, richte mich auf und schlage mir den Schmutz vom Mantel. "Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang."<br />
Der Kerl ist so leicht wie er aussieht. Ich werfe seinen leblosen Körper über meine breite Schulter und marschiere auf die schwarzen Fichten zu, die den Waldrand markieren.<br />
"Alles was du siehst, lebt in einem empfindlichen Gleichgewicht zusammen, Simba.", beruhige ich meinen neuen, fremden Freund. "Als König musst du ein Gespür dafür haben und alle Geschöpfe respektieren - von der winzigen Ameise, bis hin zur graziösen Antilope."<br />
"Mmöm...", macht mein neuer, fremder Freund. "Mmöm, Mmöm."<br />
"Ei, ei, mein kleiner Hosenmatz.", lache ich. "Hab keine Angst. Es regnet, es regnet und die Erde wird nass."<br />
"Mmöm...", macht der Fremde traurig.<br />
"Die Erde wird nass, verstehst du das?"<br />
"Mmöm..."<br />
"Komm, lass gut sein. Ich mach doch nur Spaß."<br />
Der Wald atmet uns ein, wie ein gigantisches Ungeheuer aus längst vergessenen Zeiten. Die Schatten der Bäume umschließen uns und augenblicklich scheint die Zeit stillzustehen.<br />
Einatmen, ausatmen...<br />
Materie bewegt Materie...<br />
<br />
Es dämmert bereits, als der Fremde endlich seine Sprache widerfindet. Lange haben wir im Schein des Feuers so da gesessen und uns schweigend in die Augen geblickt, das heißt viel mehr, ich habe auf einem umgestoßenen Baumstamm gesessen und er musste, seiner eingeschränkten Körperfunktionen geschuldet, leicht gekrümmt im feuchten Laub liegen, den Blick zu mir gewandt, mit der linken Gesichtshälfte in einem Ameisenhaufen.<br />
"Waarump...", murmelt er plötzlich heiser, als hätte er seit Jahren nicht mehr gesprochen. "B... Bittee..."<br />
"Warum...", wiederhole ich tonlos. "Warum, warum, warum, warum..."<br />
"Bitte...", sagt der Fremde noch einmal.<br />
"Bitte, bitte, bitte, bitte." antworte ich und zucke die Achseln. Ich zünde mir eine Zigarette an. "Warum und Bitte. Zwei Worte, die das Wesen des Menschen unglaublich treffend beschreiben, findest du nicht?" Ich nehme einen tiefen Zug, der Rauch brennt unangenehm in meiner Lunge und erinnert mich an traurige Zeiten voller Leere und Unzufriedenheit.<br />
Das war einmal denke ich. Dann fahre ich mit ruhiger Stimme fort:<br />
"Fangen wir mit dem "Warum" an. Was soll dieses ewige Gefrage, das ständige Verstehen-Wollen? Der Mensch erlernt das Sprechen und schon fragt er <em>Warum?, Wieso?, Weshalb?</em>. Und das Beste ist, dass er tatsächlich eine Antwort erwartet. Eine Antwort von Gott, von der Natur, von der Vernunft, von der Liebe, et cetera, und so weiter, wie auch immer..."<br />
Ich lächle dem Fremden zu, der mich mit glasigen Augen und gelähmtem Gesicht flehend durch die Flammen anstarrt.<br />
"Ich kann dir sagen, warum das Leben kein Geschenk, sondern eine Last für den Menschen ist, mein lieber, fremder Freund." Ein Zug, erneuter Schmerz - und Erinnerung, Verdrängung, Angst.<br />
"Das Leben ist eine Last, weil es keine Antworten gibt."<br />
Ein Uhu in der Ferne beginnt sein nächtliches Konzert, das Holz im Feuer knackt und bricht.<br />
Der Fremde schweigt und wartet.<br />
Noch ein Zug. Ich schließe die Augen und genieße den Moment der Stille.<br />
Einatmen, ausatmen...<br />
"Dinge geschehen", fahre ich schließlich fort. "Materie bewegt Materie, Menschen leben, lieben und vergehen. Das ist der Kosmos des Seins. Es gibt keine Gründe, keinen Sinn. Es gibt nur Geschehendes. Keine Vergangenheit, keine Zukunft - nur Geschehendes. Kein Gut, kein Böse, kein Ich, kein Du. Alles was ist, <em>ist. </em>Verstehst du das?"<br />
Der Fremde gurgelt etwas vor sich hin. Ein Zucken geht durch seinen leblosen Körper. Er versucht womöglich, sich aufzurichten.<br />
"Es ist vollkommen gleich, was ich sage, ob ich überhaupt etwas sage. Warum rede ich eigentlich, warum redet überhaupt irgendwer? Glauben wir tatsächlich, dass wir <em>miteinander </em>sprechen? Dass das, was wir sagen, von irgendwem verstanden wird? Wir machen nur Geräusche, weiter nichts! Wir grunzen vor uns hin, ein Leben lang und merken nicht, dass wir alleine sind, umgeben von undurchdringlichen Mauern."<br />
"B...Bitte...", bringt der Fremde endlich hervor. "Hilfee..."<br />
Wie er das sagt, amüsiert mich. Ich muss Lachen, nicht aus vollem Herzen, aber dennoch herzhaft.<br />
"Warum, Bitte, Hilfe... alles nur Laute, nur Geräusche ohne Sinn und Bedeutung. Bitte... Ständig bitten wir um etwas. Bitte, lass mich lange leben! Bitte, lass mich reich und glücklich sein! Bitte, lass mich berühmt sein, ich will geliebt werden! Bitte, bitte, bitte!"<br />
Ich rauche die Zigarette auf und schmeiße sie in die knisternde Glut des Feuers.<br />
"Worum bittest du, mein lieber, fremder Freund?" Ich stehe auf, gehe zu dem leblosen Fleischsack im feuchten Laub hinüber und beuge mich über sein Gesicht, dass er das meine kopfüber sieht. "Worum bittest du?"<br />
Er röchelt, er grunzt. Dann sagt er wieder <em>bitte, bitte</em> und noch etwas anderes, das ich nicht verstehe.<br />
"Möchtest du leben? Ist es das was du willst?"<br />
Er versucht zu nicken, doch er schafft es nicht seinen Kopf wieder aufzurichten. Ich helfe ihm dabei, damit er mir weiter in die Augen sehen kann.<br />
"Egal, was du möchtest, was du mir sagen, vermitteln willst... Ich werde es nicht hören, geschweige denn verstehen können. Du bist allein, ich bin allein, Dinge geschehen, Materie bewegt Materie bewegt Materie... Teewurst hat einen Fettanteil von 30 bis 40%, die Angst vor dem öffentlichen Urinieren heißt Paruresis... es ist vollkommen gleich, was wir sagen! Nichts ist von Bedeutung, hast du das immer noch nicht verstanden?"<br />
<em>Paruresis</em>... das erinnert mich an etwas.<br />
Ich öffne meine Hose und pisse dem Fremden ins Gesicht. Ein warmer, dunkelgelber Strahl, der in der Kälte der Nacht zu fahlem Dunst kondensiert.<br />
"Mmmöö...", macht der Fremde. Und: "Mmmuuargh...". Es gefällt ihm nicht, was da gerade mit ihm passiert. Es gefällt ihm ganz und gar nicht.<br />
Nachdem ich mein Geschäft verrichtet habe, setze ich mich wieder auf den umgestürzten Baumstamm und lächle meinem bepissten, fremden Freund freundlich zu.<br />
"Woher der Ekel, mein Bester?", frage ich. "Es ist doch nur Materie, die da in deinem Gesicht klebt. Warum ekelst du dich vor meiner Pisse und nicht vor deiner eigenen? Warum vor meiner Pisse und nicht vor den ganzen Menschen um dich herum, die ständig "Bitte, bitte" sagen und "Warum, wieso, weshalb?" und denen du ständig etwas schuldig bist?"<br />
"Bitteee...", stöhnt der Fremde noch einmal, diesmal mit etwas mehr Nachdruck in seiner erwachenden Stimme.<br />
"Nichts gelernt...", seufze ich müde. "Als spräche man mit einer Wand..."<br />
Ich lade die Halbautomatik, mit der ich schon so viele Fremde über den Abgrund geschickt habe, ziele auf die Stirn meines wimmernden, gelähmten Freundes und lege meinen Kopf schief, sodass unsere Augen auf einer parallelen Linie liegen, als stünden wir uns gegenüber.<br />
"Nicht...!" Die Pupillen des Fremden sind geweitet vor Angst. "Bitte nicht..."<br />
"Wir sind alle gleich.", sage ich müde. "Ein Haufen Sternenstaub, verteilt auf acht Millionen Körper. Materie überall. Überall Materie. Es gibt keine Antworten, es gibt keine Fragen. Materie bewegt Materie bewegt Materie..."<br />
"Bitteee...", grunzt der Fremde noch einmal.<br />
Dann drücke ich ab.<br />
Der Knall ist laut, Vögel schrecken aufgeregt aus den Baumkronen in den Himmel, aber mein selbstgebauter Schalldämpfer verhindert, dass das Geräusch aus dem Wald heraus zu den Häusern dringt, in denen Menschen wohnen, die vermutlich gerade <em>bitte, bitte</em> oder <em>warum, warum, wieso</em> vor sich her plappern. Ein blutiges Rinnsal fließt dem Fremden aus seinem Schädel über das bleiche, ausdruckslose Gesicht.<br />
"Staub zu Staub...", flüstere ich leise und lasse mich wieder auf den Baumstamm sinken.<br />
Noch eine Weile sitze ich so da und lausche dem Erwachen des Waldes. Dann stehe ich auf und lösche das Feuer, dabei starre ich den schwarzen Schatten an, der einmal der Fremde war. Ich habe das Gefühl, dass ich noch ein paar Worte sagen sollte, bevor ich mich auf den Weg mache. Ich räuspere mich und verabschiede mich feierlich von meinem fremden, toten Freund:<br />
"Der Blasebalg-Satz besagt, dass es nicht möglich ist, einen Blasebalg durch einen verformbaren Polyeder darzustellen. Für die Herstellung eines polyedrischen Blasebalgs ist daher immer ein verformbares Material notwendig. Zwar gibt es verformbare Polyeder, diese haben jedoch konstantes Volumen."<br />
Der Morgen graut.<br />
Die Arbeit wartet.<br />
Ich verlasse den Tatort und pfeife ein melancholisches Lied, dass ich irgendwann in irgendeinem Film gehört habe. Ich erinnere mich nicht mehr, welcher Film das war, aber die Melodie geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf. <em>Warum</em> das wohl so ist?, denke ich.<br />
Zwei Kunden, dann hab ich Feierabend, denke ich weiter, während ich auf die Straßenbahn Richtung Innenstadt warte. Zwei Kunden. <em>Bitte</em> lass den Tag schnell vorüber gehen.<br />
<em>Bitte, bitte, bitte...</em><br />
Die Straßenbahn kommt und ich steige ein.<br />
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: center;">
---</div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<em><em>Tag.</em></em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em><em>Es ist jetzt 9:31 Uhr. Zeit, ein paar Versicherungen zu verkaufen. Ich drücke auf den Knopf neben dem Klingelschild auf dem "Fam. Lackmeier" steht, richte meine Krawatte und versuche, nicht an die letzte Nacht zu denken. Ich kann mich nicht treiben lassen, denn ich habe ein Ziel.</em></em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em><em>Ich bringe Bewegung in die Stasis des Universums.</em></em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em><em>Materie bewegt Materie bewegt Materie bewegt Materie.</em></em></div>
<div style="text-align: justify;">
<em></em> </div>
"Ich rate Ihnen dringend zu einer Zahnzusatzversicherung, Herr Lackmeier."<br />
<div style="text-align: justify;">
Kontrollierte Stimme, kameradschaftlicher Blick. Die Wohnung der Lackmeiers ist ein Monument der Geschmacklosigkeit. Ich hole die Akte mit den Anträgen aus meiner Tasche, selektiere mit geübten Fingern den teuersten Tarif aus der Masse an Unterlagen und schiebe Herrn Lackmeier den Fragebogen lässig über den Tisch entgegen.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ich habe hier ein Angebot, das Sie interessieren könnte.", sage ich feierlich.</div>
<div style="text-align: justify;">
Herr Lackmeier schaut sich die Unterlagen mit gespielter Souveränität an und tut so, als würde er die Paragraphen lesen. Selbst ein Psychologie-Student im ersten Semester könnte auf den ersten Blick feststellen, dass der fette Metzger keine Ahnung hat, worum es geht und dass es ihm im Grunde auch vollkommen gleich ist. Der Mann vertraut mir. Der Mann lässt mich machen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Gut für seine Nerven, gut für meine Provision.</div>
<div style="text-align: justify;">
Er lobt mich für meine sensationelle Arbeit bei der Versicherung seines Wurst- und Fleischwaren-Geschäftes vor zwei Jahren und sagt mir, ich solle einfach mal machen. Dann bittet er seine Frau, eine Flasche Sekt und ein paar Schnittchen mit hauseigener Wurst zu kredenzen. Die Frau macht, während die Männer im Wohnzimmer Verträge abschließen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Herr Lackmeier hat gerade die letzte Unterschrift gesetzt, als seine hässliche, ebenfalls fettleibige Frau aus der Küche kommt, mit zwei Gläsern Sekt und einem Teller Schnittchen in den wurstigen Händen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Wir trinken zufrieden und lassen uns die Wurstschnittchen schmecken.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Feinste Teewurs´ nach Pommerscher Art!" preist der Metzger die gepressten Fleischabfälle mit vollen Backen an, als wären sie das reinste Ambrosia. "Kommen se ruhisch mal vorbei bei uns, alles nur Top-Qualität!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich nicke lächelnd und "genieße" die "Top-Qualität", während ich mir vorstelle, wie der Schlachtungsprozess wohl ausgesehen haben muss.</div>
<div style="text-align: justify;">
Zwanzig Minuten später sitze ich zufrieden in meinem Firmenwagen und pule mir die Fettreste aus den Zähnen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Materie..., denke ich nüchtern und dabei fällt mir plötzlich ein, aus welchem Film die melancholische Melodie von heute morgen stammt. Ich beschließe, einen Umweg zur Videothek zu fahren und mir den Streifen auszuleihen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Fremde von letzter Nacht erinnerte mich irgendwie an Edward Norton.</div>
<div style="text-align: justify;">
Sachen gibt´s.</div>
</div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-33314558050743951912014-07-22T17:17:00.003+02:002014-07-22T17:17:31.367+02:00Der glückliche Mensch<div style="text-align: justify;">
Wie schwer es doch ist, einen Moment festzuhalten. Kaum wird man gewahr, dass man glücklich ist, schon ist das Glück bereits wieder fort, weitergezogen zum Nächsten, um auch von dort aus wie ein unsichtbarer Geist durch die sich stetig wandelnden Welten zu reisen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Menschen verändern sich, kaum einer bleibt stehen auf seinem langen, bunten Weg ins Dunkel. Sie sehen sich um, sie streben, sie haben Sehnsucht. Sehnsucht nach dem unsichtbaren Geist, der nur einem einzigen Grundprinzip folgt; einem Prinzip, das der Mensch - und darunter leidet er am meisten - nicht zu steuern vermag.</div>
<div style="text-align: justify;">
<em></em> </div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Das Glück folgt dem Prinzip der Willkür.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich bin ein Mensch, ein Mensch unter vielen. Und doch sind wir alle anders, jeder für sich ein Einzelstück. Wie kann es da Verbindungen geben, <em>eine</em> "Wirklichkeit", <em>eine</em> wahrhafte Welt, ein tatsächliches Jetzt, das wir alle teilen?</div>
<div style="text-align: justify;">
Was nützt mir das Erreichen eines Ziels, wenn es stets durch ein neues, noch schwerer zu erreichendes Ziel ersetzt wird?</div>
<div style="text-align: justify;">
Warum streben, wenn man leben kann.</div>
<div style="text-align: justify;">
Warum Sehnsucht, wenn man doch das Absolute in sich trägt?</div>
<div style="text-align: justify;">
<em></em> </div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Leben ist das einzig Absolute, mit Ausnahme vom Tod.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich lebe.</div>
<div style="text-align: justify;">
Das ist alles, was ich brauche, um glücklich zu sein. Ich brauche keinen unsichtbaren Geist, kein Streben, keine Sehnsucht. Alles Glück der Welt fließt durch meine Adern, Tag für Tag, bis das Dunkel mich einholt, erlöst und bestraft zugleich. Warum enttäuscht sein über mein Schicksal? Das Leben ist bereits Geschenk genug. Sehnsucht führt nur zu noch mehr Sehnsucht.</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<em>Wer fordert, schafft Leere in seinem Herzen.</em></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich bin ein glücklicher Mensch.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich atme.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich lebe.</div>
<div style="text-align: justify;">
Alles ist gut.</div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-76420380338187722862014-06-01T23:58:00.003+02:002014-06-02T11:48:17.966+02:00Misanthropie - Wenn Menschen Menschen hassen<div style="text-align: justify;">
Ich sitze in der Bahn und starre aus dem Fenster. Ich denke nach, wie immer. Ich kann einfach nicht aufhören damit. Ja, ja, ich weiß, dass ich das sein lassen sollte, einfach aufhören sollte mit der Scheiße, loslassen und der ganze Fuck, I know. Aber es geht nicht. Die Maschine läuft unaufhaltsam, ich habe auf den roten Knopf gedrückt und seitdem läuft sie. Oder war es jemand anderes? Ich weiß es nicht mehr...</div>
<div style="text-align: justify;">
Heute morgen bin ich aufgewacht und habe ans Sterben gedacht. Das verfickte Sterben, wie so oft. Wie wird es wohl sein? Kurz und schmerzlos? Oder eher das Gegenteil? Warum tun wir jeden Tag die gleichen Dinge, wenn doch jeder Tag etwas Besonderes ist?</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich schaue mich um im Abteil.</div>
<div style="text-align: justify;">
Menschen. Überall Menschen. Jeden Tag Menschen. Immer andere. Immer neue. Oder sind es immer die Gleichen und ich erinnere mich nicht an die Gesichter? Weil sie mir egal sind? Weil sie mir doch nicht nahe sein können? Weil mir niemand wirklich nahe sein kann?</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich denke ans Sterben, jeden Tag, denke an den Tod, meinen eigenen, den der Anderen, denke an all Diejenigen, die das Schauspiel des Daseins bereits hinter sich gebracht haben; nicht mehr sind - Nichts mehr sind. Denke, denke an dies, denke an jenes. Schaue mir die Gesichter an, die leeren, immer gleichen, immer fremden Gesichter.</div>
<div style="text-align: justify;">
Die Frau da, direkt im Abteil gegenüber. Diese Frau... was mag sie wohl denken?</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Frau denkt:</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Was hab ich mich abgemüht! Was hab ich mich abgemüht bisher und nichts! Niemand dankt mir für meine Leistungen! Schau sie dir doch an, alle denken nur an sich! Dabei hab ich doch so viel getan für die Gesellschaft! So viel Einsatz und so wenig Lohn! Manchmal würde ich am liebsten losschreien, sie alle anschreien, diese undankbaren Einzelgänger, würde sie schlagen und beißen, in Stücke reißen, ja das wäre schön, das wäre befreiend... Wegen ihnen mach ich doch das alles, jeden Tag aufs Neue, wegen Euch! Aber ich sitze hier, fahre zur Arbeit, bekomme mein Geld am Ende des Monats... wie eine Maschine, bekomme mein Geld und weiß nicht wohin damit...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Meine Kinder? Sind auch schon zu Maschinen geworden. Jeden morgen aufstehen, anziehen, zur Schule gehen...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Mein Mann? Schaut lieber Pornos im Internet als mich auch nur einmal mit Begehren anzuschauen. Begehren... hat er mich jemals geliebt? Wenn, dann muss es damals gewesen sein... In Italien, am Strand von Cesenatico. Ja, da hat er mich so angesehen. Begehren, Liebe... Ein tatsächliches Gefühl! Doch jetzt... ist da garnichts mehr. Kein Gefühl, nur Leere. Schau dir die Leute hier doch an. Überall Leere! Ich hasse mein Leben, hasse es, hasse es... Ich hasse meine Kinder, hasse meinen Mann und am meisten hasse ich mich... weil ich jeden Morgen aufstehe und das gleiche tue, aufstehe und zur Arbeit fahre; eine Arbeit, die mir nichts bedeutet, eine Arbeit, die ausbeutet, eine Arbeit, die nur von einer Maschine bewältigt werden kann. Ich bin eine Maschine und ich hasse mich dafür. Am Liebsten würde ich einfach aufhören mit diesem Maschinendasein. Wieder leben, frei sein... frei... wie der junge Mann da drüben. Man spürt gerade zu, wie sorglos er ist! Wie ich ihn dafür beneide, wie ich ihn dafür hasse! Ich hasse ihn, weil er frei ist und ich in Ketten vor mich hinvegetiere! Ich hasse diese Welt, die mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich bin! ... Was er wohl denkt, der junge Mann da hinten mit den ruhigen Augen, dem entrückten Blick? Was mag er wohl denken? ...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Der Mann denkt:</div>
<div style="text-align: justify;">
<i> Fuck, das Leben ist so seltsam. Warum bin ich hier und nicht jemand anderes? Warum musste gerade ich das Rennen gewinnen, warum nicht jemand anderes? Was solls, Mann, was solls, ich bin da, ich atme, ich schaue mir die Straßen Kölns an, hier durch das Straßenbahnfenster. Ich bin da und jetzt muss ich das Beste daraus machen...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich muss endlich mal mit den Bewerbungen anfangen, verdammt... Meine Eltern sind echt so saucool, jeden Monat neue Kohle, scheiße, mein schlechtes Gewissen bringt mich noch um, eigentlich ist das viel zu viel Kohle jeden Monat und ich tu garnichts dafür, nichts, null, nada, fuck... und dann das Gras, jeden Tag das verdammte Gras... aber ohne geht es einfach nicht mehr, ich kann dieses ewige Gedankenkarussell einfach nicht ohne Rausch ertragen. Diese Verpflichtungen und das alles... immer dieses ekelhafte Gefühl, einem anderen Menschen etwas zu schulden! Dabei hab ich es mir doch nicht ausgesucht, hier zu sein! Ich will garnicht hier sein, verfickt nochmal! Aber vorm Sterben hab ich zuviel Angst, tolle Scheiße. Einfach gehen kann ich außerdem auch nicht. Was soll aus meinen Eltern werden? Die würden das nicht verkraften, no way... oder Daria... was soll aus Daria werden, wenn ich nicht mehr bin? Ich kann nicht einfach gehen... ich muss diese Schuld abarbeiten. Alles abarbeiten... Morgen fange ich an mit den Bewerbungen, auf jeden Fall! Morgen fange ich mit den Bewerbungen an...</i><br />
<i>Mann, ich hasse das alles so sehr, warum kann ich nicht einfach so sein, wie ich bin? Warum muss ich mich immer verstellen, etwas darstellen, jemand sein, den Andere sehen wollen? Andere... Immer geht es um die Anderen! Ich hasse die Anderen, sie schreiben Dinge vor, die sie selbst nicht verstehen! Ich hasse euch! Ja, glotzt ruhig weiter blöd aus dem Fenster, ja, glotzt mich ruhig weiter blöd an, ja dich meine ich du alte hässliche Hure da drüben! Glotz mich an und schüttel mit dem Kopf wie es alle tun, sei enttäuscht von mir, sei angewidert, ja! Aber weißt du was? Du widerst mich genauso an! Die ganze Welt widert mich an! Fuck... morgen kümmer ich mich um die Bewerbungen. Morgen schick ich sie raus, echt jetzt...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Morgen... heut hab ich keinen Kopf dazu, bin echt daneben heute, das wird heut nix.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Morgen. Ich steh dann früh auf und...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Plötzlich klingelt irgendwo hinter mir ein Handy. Klingelton:<span dir="auto"> Ebru Gündeş - </span>Dön Ne Olur. Jemand geht ran:</div>
<div style="text-align: justify;">
<i> </i></div>
<div style="text-align: justify;">
"Alda, was rufs du am um diese Zait? ... Tchüsch, Junge, ich geh McFit, jedem Dienstag ich geh McFit, sei froh dassisch noch nisch am tränierem bin, Oldüm. ... Ya... ... Ya, Man... ...</div>
<div style="text-align: justify;">
Brus... Heute nur Brus, Donnestag Bein un Booch un Sanstag Bisseps, Junge... ... Nee, schab umgestellt ya... umgestellt, dem Treningsplahm... ya ya... Alda... du Huuuuuuuremsohn, Otto, schfikkdainmutta ya! ... Schwöre, kom mit am Sanstag Abent Daimönds ya, of de Ringe ya, schwöre schgeh vorher pumpem ya un dann Bitsches klarmachem ya, mit Dick Arm ya, frisch ofgepump ya, schwöre das am geilstem, klapp jedesmal, hab immer eine klargemach, manschesmal sogar suai! ..."</div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Ich denke jetzt nicht mehr an den Tod. Ich versuche, mir vorzustellen, was der Kerl am Telefon vom Leben hält. Ich stelle mir vor, ich sei der Typ. Ich stelle es mir ganz fest vor... Was denke ich?... Was denke ich...</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Der Typ am Handy denkt:</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Der Lebem is gut, Alda. Der Leben is gail. Der Leben is so gail. Gleisch Trening, dann gut essem bei Babane, am Wochemende Bitsches klar machem, dann bisschen Arbait, dann wieder Trening, dann Essem bei Babane, dann wieder Bitsches, boah, Lebem is so gail Oldüm, ya, so gail, isch liebe meim Lebem ya, gaile welt, ya...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Wemm dem ganzem doitschem Maserfackers nisch wärem ya, immer schlesch gelaumt ya, immer </i><i>trorig, isch hasse dem voll ya, dem schais Doitschem ya, isch hasse dem foll ya, boah wie isch dem hasse ya! An Sanstag am bestem wir gehen hinterher noch paar Doitsche klatschem, habem dem verdiemt ya, immer schaise droof dem Bastards ya, Huremsöhne, habem escht paar of dem Fresse verdiemt ya... tchüsch... aber sons alles gud ya.</i>..</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
-</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
--</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
---</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ok, Schluss, Cut!</div>
<div style="text-align: justify;">
Worauf will diese Drecksgeschichte hier jetzt eigentlich hinaus, fragst du dich bestimmt gerade - ja genau du! Du, der du bis hierher gelesen hast, und die ganze Zeit versucht warst, dir wie gewohnt deinen Youtube-Mist, Kinderpornos oder sonst irgendeinen Schrott, den deine angeblichen Freunde bei Facebook gepostet haben, reinzuziehen?</div>
<div style="text-align: justify;">
Du kommst selbst nicht drauf? Echt jetzt?</div>
<div style="text-align: justify;">
Also gut, du selten dämlicher Motherfucker, dann sei dir die Moral von der Geschicht´ an dieser Stelle aufs Brot geschmiert. Achtung, hier kommt sie, die Essenz des soeben Gelesenen, das Salz in der virtuellen Darkness-Suppe:</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Denk nicht nach, mach was dir gut tut, hasse alles oder lass es bleiben... Interessiert keine Sau! Ich für meinen Teil muss jetzt los, Brust, Bein und Bauch trainieren (Bizeps nur am Wochenende) und dann ab in den Club, hübsche Frauen mit meinen Muskeln betören."</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Du denkst ans Sterben jeden Tag?</div>
<div style="text-align: justify;">
Dann verreck doch, wen kümmert´s, gibt haufenweise Leute, die nur darauf warten, deinen Platz einzunehmen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Du sehnst dich nach Anerkennung, Liebe, Leidenschaft und Trost? </div>
<div style="text-align: justify;">
Träum weiter, mach deinen Scheiß oder bleib auf der Strecke. Es gibt zu viele Menschen und zu wenig Platz auf diesem Planeten, wer braucht dich, Träumer, der du all diese Dinge verlangst? Mach Platz oder geh mit, aber heul nicht rum, man lebt nur einmal, also mach was draus! Trainiere deine Muskeln, sei eine Maschine, Herz aus Plastik, that´s the way. Wenn dir das missfällt, dann fahr zur Hölle, du wertloses Stück Menschenscheiße.</div>
<div style="text-align: justify;">
Du glaubst, das Wettrennen endet mit dem Eindringen in die Gebärmutter? Falsch! Der Wettkampf dauert ewig, bis dein kümmerliches Herz aufhört zu schlagen. Renne oder bleibe liegen im Gras und schau den wahren Läufern beim Marathon zu.</div>
<div style="text-align: justify;">
Was, auch das macht dich traurig?</div>
<div style="text-align: justify;">
Dann schließ die Augen und halt´ die Luft an, bis alles schwarz wird, bis der Schleier dich einhüllt. Mach Platz für die wahren Läufer.</div>
<div style="text-align: justify;">
Oder lauf mit und beweise dir selbst, dass du das Dasein, die Existenz, das Alles verdient hast. Beweise dir selbst, dass du ein Mensch bist.<br />
</div>
<div style="text-align: center;">
<em>"I... Am I the next? Self inflicted overload.<br />Thoughts returning to think me away.<br />I... Will I be reprieved,<br />or am I just awaiting the sentence of my exquisite,<br />internal machinery of torture"</em></div>
<div style="text-align: center;">
<em>(Meshuggah, 1998)</em></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-69567834305924950302014-04-03T03:30:00.002+02:002014-04-03T03:34:25.986+02:00Das Leben ist gut<div style="text-align: justify;">
Ich fühle nichts. Denke an nichts. Begehre nichts.<br />
Es ist wunderbar.</div>
<div style="text-align: justify;">
Kein Schmerz, keine Traurigkeit, kein Verlangen nach Liebe, kein Verlangen nach Erfüllung.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich nehme die Welt wie durch Watte wahr. Ich bin umgeben von Watte, alles bleibt in ihr hängen, nichts erreicht mein Herz, meine Seele.</div>
<div style="text-align: justify;">
Wenn ich falle, spüre ich nichts.</div>
<div style="text-align: justify;">
Die Worte der Anderen sind Geräusche, nicht mehr. Die Gesten der Anderen sind simple Bewegungen, aus dem Augenwinkel betrachtet, unbedeutend, ohne tieferen Sinn.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich nehme die Welt wie durch Watte wahr.</div>
<div style="text-align: justify;">
Wie durch Watte.</div>
<div style="text-align: justify;">
Watte.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich bin glücklich...</div>
<div style="text-align: justify;">
...und spüre es nicht.<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
13 Uhr, Zeit für die Tabletten. Ich schlucke die blaue und dann die rote.</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie steht vor mir und schaut mir dabei zu. Sie sieht traurig aus. Warum ist sie traurig? Das Leben ist so wunderbar. Warum ist sie traurig? Alles ist gut.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Schau nicht so.", sage ich nüchtern. "Du weißt, dass ich das brauche."</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie wendet ihren Blick ab, aus dem Fenster, in den Regen.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ich bin krank. Du weißt das, Marie." Meine Stimme klingt fremd, als gehöre sie jemand anderem. "Willst du, dass es wieder so wird wie früher? Vor der Therapie? Willst du das, Marie?"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie schüttelt den Kopf. Sie wird gleich weinen. Ich erkenne es an dem nervösen Zucken, das ihre Mundwinkel umspielt.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Es geht mir besser durch die Tabletten." Ich folge ihrem Blick in das graue Nass draußen hinter der Glasscheibe. "Uns geht es besser..."</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie nickt. Sie weint, ihre Augen glänzen. Ich sollte etwas tun, sollte sie umarmen, sollte sie trösten.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich tue nichts.</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie wendet sich ab und geht ins Bad. Ich höre sie schluchzen, hinter der Tür, obwohl sie den Wasserhahn aufgedreht hat, um es zu übertönen. Ich sollte etwas tun, sollte sie beruhigen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich tue nichts.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Später, am Abend. Wir sitzen vor dem Fernseher. Mir gefällt, was ich sehe, auch wenn es mich nicht interessiert. Farben, Menschen. Menschen die reden. Ununterbrochen. Menschen reden ununterbrochen. Ich lausche den Geräuschen, keine Worte, nur Laute. Mir gefällt was ich höre, auch wenn ich es nicht verstehe.</div>
<div style="text-align: justify;">
Marie schaltet um. Nächster Kanal, nächster Kanal, nächster und nächster und nächster.</div>
<div style="text-align: justify;">
Mir gefällt was ich sehe. Mir gefällt alles.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich spüre, dass sie mich anstarrt. Ich sollte ihren Blick erwidern, sollte sie küssen, ihr sagen, dass ich sie liebe.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich tue nichts.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich spüre, wie sie sich zu mir beugt, spüre ihren Atem auf meiner Wange, ganz sanft, wie durch Watte. Sie streichelt mein Gesicht, mein Haar. Wie durch Watte. Wie durch Watte. Mir gefällt was ich sehe. Was ist das da im Fernseher? Ein Elefant? Ein Mensch spricht. Er macht Geräusche. Der Elefant macht Geräusche. Ich nehme die Geräusche wahr, wie durch Watte. Marie küsst mich, sie streichelt meinen Körper. Wie durch Watte. Sie öffnet meine Hose. Wie durch Watte. Mir gefällt was ich sehe. Geräusche, Laute, Farben, Menschen, die sprechen und sprechen. Elefanten. Tiger. Wüste. Sonne. Marie weint wieder. Ich sollte sie trösten.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich tue nichts.<br />
<br />
Wochen vergehen. Wir sprechen immer weniger miteinander, schließlich kaum noch, Schweigen immerzu, Schweigen immerfort. Wir sitzen vor dem Fernseher. Mir gefällt was ich sehe. Marie schaut hin, doch ihr Blick ist leer. Keine Küsse, keine Worte, ihre Hände bleiben bei ihr, ihre Gedanken sind weit fort im grauen Nirgendwo.<br />
Mir gefällt was ich sehe.<br />
Die Fernbedienung liegt auf dem Tisch. Niemand schaltet um, es spielt ohnehin keine Rolle. Das Programm ist beliebig, überall sind Farben, Geräusche, Menschen.<br />
Mir gefällt was ich sehe.<br />
Ich schließe die Augen, Zuckerwatte überall.<br />
Zucker. Watte.<br />
Das Leben ist gut.<br />
<br />
Eines Tages ist sie fort. Kein Brief, kein Wort, nur Leere neben mir in unserem großen Bett. Ich schlucke die Pillen, erst die blaue, dann die rote. Ich sitze vor dem Fernseher, schwarzer Bildschirm, niemand da, der ihn anmacht, niemand da, der ihn bedient.<br />
Mir gefällt was ich sehe. Jetzt, endlich, verstehe ich es.<br />
Keine Menschen, keine Worte, keine Elefanten, nur Watte. Zuckerwatte überall, um mich herum, auf meiner Haut, meinem Haar, meinem Herzen.<br />
Mir gefällt was ich sehe.<br />
Später, am Abend, ich liege im Bett und starre an die Decke, die Risse in der Farbe, wie Adern, wie Äste, wie Flüsse durch ein farbloses Tal irgendwo im grauen Nirgendwo. Weiß wie Watte. Zucker. Watte.<br />
Mir gefällt was ich sehe.<br />
Ich schließe die Augen und denke an Marie. Kein Schmerz, keine Einsamkeit.<br />
Ich vermisse sie nicht.<br />
Das Leben ist gut.<br />
Ich schlafe ein und träume von Elefanten.<br />
Mir gefällt, was ich sehe.<br />
Elefanten sind gut.<br />
Das Leben ist gut. Endlich verstehe ich es. Der Fernseher ist aus für immer. Schwarz. Für immer. Leer für immer. Schweigen, für immer.<br />
Schwarze Watte, irgendwo im grauen Nirgendwo.<br />
Marie...<br />
Das Leben ist gut.</div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-62737033054013805382014-03-12T21:41:00.002+01:002014-03-12T21:41:40.032+01:00Ego<div style="text-align: justify;">
"Ich habe den größten Teil meines Lebens damit zugebracht, jemand zu sein, der ich nie sein wollte." Der alte Mann nippt an der Kaffeetasse, aber der Kaffee scheint ihm nicht zu schmecken. "Immer musste ich jemand darstellen, musste eine Rolle spielen. Für meine Eltern, meine Freunde, meine Frau, meine Kinder, meinen Chef, meine Nachbarn... für mich selbst."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich betrachte sein von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht. Er sieht aus wie ein grauer Fels, kalt und roh. Und doch wirkt er wie ein verlorenes Kind, einsam und verstört. Er blickt mich mit seinen leeren Augen an, ich nehme ein Lächeln wahr, auch wenn es unsichtbar ist.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Du bist noch jung.", sagt er und nickt dabei wissend. "Du hast noch Hoffnung. Für mich ist das Schauspiel bald vorbei. Keine Texte mehr, keine leeren Gesten. Mein Herz wird bald aufhören zu schlagen... und das Seltsame daran ist, dass es mir wie das Herz eines Fremden vorkommt."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich blicke auf seine ledrigen Finger hinab, die die Kaffeetasse umklammern, stelle mir vor, was diese alten Hände alles erlebt haben, die Dinge, die sie verrichtet, die Zärtlichkeit, die sie gespendet, den Schmerz, den sie verursacht haben in all den Jahren ihres Daseins.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Höre nicht auf die Stimme in dir, Junge.", fährt der Alte fort. "Das Ego ist eine schwere Last und ein großer Lügner noch dazu. Es blendet dich, verlangt Dinge von dir, die du gar nicht willst, verlangt Dinge von den Menschen, die du liebst. Es fordert ein, dabei gibt es im Leben gar nichts einzufordern. Das Leben ist ein Geschenk, es ist mehr wert als aller Besitz, den wir zu Lebzeiten erreichen können. Wer sind wir, von anderen zu fordern? Von uns selbst? Wer bin ich, dass ich immer behauptet habe, mir selbst treu zu sein, "Ich selbst" zu sein, ein "Ich" zu sein?" Der alte Mann schließt die Augen und schüttelt unmerklich den Kopf. "Wir werden zu Staub, zerfallen in winzige Atome, werden Teil von etwas Neuem. Da ist kein Ich mehr, kein Ego, dass uns sagt, was wir brauchen, was wir wollen, wer wir sind und was die Anderen zu tun haben. Es wird auch keine Anderen mehr geben, wenn wir einmal zerfallen sind. Wir werden alle eins, werden zu Materie im All, sind es jetzt schon; Materie... nicht mehr als Materie in einer sich wandelnden Form."</div>
<div style="text-align: justify;">
Der Alte trinkt seinen Kaffee und starrt durch das Fenster in die verregnete Welt. Ich folge seinem Blick. Der Regen beruhigt mich.</div>
<div style="text-align: justify;">
Wir schweigen eine Weile, atmen, lauschen den Gesprächen der Menschen um uns herum. Ich warte darauf, dass der Alte erneut zu sprechen beginnt, aber er schweigt. Vielleicht hat er nichts mehr zu sagen, vielleicht ist er auch einfach nur müde. Seine Augen sind glasig und leer. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass er in Gedanken weit fort ist, vermutlich in seiner Vergangenheit, einer nie verarbeiteten Erinnerung hinterher stolpernd, im klebrigen Netz der Reue gefangen, wie eine Fliege in den Fäden einer Spinne.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich beobachte ihn neugierig, den kalten, grauen Fels. Dann, plötzlich, beginnt er zu lächeln und Tränen glitzern in seinen Augen. Erinnerung an glücklichere Zeiten?<br />
<br />
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Die letzten Stunden, sie atmet schwach, sie schaut mich an - ich liebe sie so sehr! - der erste Kuss, die erste Nacht, Geburt, Geburt - ich bin Vater! - das Baby in meinen Armen, ihr Lächeln, so wunderschön...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Jahre später, ich schlage den Jungen, bin wütend, so wütend! Er soll tun, was ich sage, soll tun was ich tue! Soll werden wie ich, soll sein wie ich, damit die Leute sagen: "Ganz wie der Vater!"...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Der erste Freund, die Tochter fleht, ich sage Nein, sage Nein, sage immer wieder Nein, doch sie tut es trotzdem, heimlich, Verrat! Verrat! Ich schmiede Pläne, sie kommt heim, Ich hab´ euch gesehen! Lüg´ mich nicht an! Ich schüttle sie fest, sie weint, sie schreit, dann Schmerz, der Junge, er beschützt seine Schwester... Vor mir! Vor mir... ich sinke in den Sessel, starre meine Hände an, meine Hände, meine Werkzeuge, sie tun was ich sage, sie tun was ich will. ICH!</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Der Köter bellt, ich kann nicht fernsehen, der Köter, der Köter, immer der Köter. Ich gehe hinaus und binde ihn fester an, er kläfft, er knurrt - Nicht mit mir! - Ich zeige ihm, wer der Herr ist, zeige ihm, wer über ihm steht, trete, schlage, ja, Schmerzen sollst du spüren!</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich sitze im Sessel, starre den Fernseher an, höre den Köter winseln, schlecht, schlecht - Ich bin so schlecht! - ich gehe hinaus, der Köter bellt, er knurrt, er sabbert, ich hasse ihn, HASSE IHN!</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Das Trinken, das Trinken, der Alkohol beruhigt, der Alkohol stellt ruhig. Wo ist die Frau? Warum ist sie nicht daheim? Ständig außer Haus, wo bleibt die Hure, bleibt das Miststück? Lässt sich´s besorgen von Peter, Peter, wie er in ihren gierigen Leib stößt, mit höhnischem Grinsen im Gesicht, ich stehe auf, fahre los, werde sie finden, sie finden, sie und Peter, eng umschlungen, werde sie auf frischer Tat...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Blut an meinen Händen, ich schlage sein Gesicht, schlage zu wie auf einen Sandsack, Polizei, Peter im Krankenhaus, nie wieder laufen, wird nie wieder laufen... geschieht ihm recht! - Es tut mir so leid, ich bin schlecht, schlecht, SCHLECHT! - warum bin ich so, wie ich bin? Wer bin ich, warum bin ich nicht anders? Ich hasse mich, hasse mich. Immer Ich, warum kann ich nicht vergessen. Immer Ich, immer Ich, immer Ich, Ich...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Sie stirbt in meinen Armen - ich liebe dich so sehr! - der erste Kuss, die erste Nacht, Geburt... und Tod, sie ist tot - Ich muss die Familie informieren, Beerdigung organisieren, die Kinder! Wie sage ich es den Kindern... keine Zeit, muss Beerdigung organisieren...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ihr Grab, die Kinder haben keine Zeit, Arbeit, Arbeit, sind immer beschäftigt. Ich komme jeden Tag, bringe Blumen, küsse, küsse, küsse dich, ach wenn ich dich doch nur noch einmal küssen könnte, du fehlst mir so sehr, ich schäme mich für alles, was ich dir angetan habe, ich schäme mich... schäme mich... Ich... Ich!</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Die Tochter, sie weint, sie schreit "Ich hasse dich!", sie schlägt mich, sie weint, sie weint, sie schreit. Der Junge, ganz anders, ist nicht wie ich, ganz anders, so fremd. Auch er hasst mich, sagt nichts, sagt nichts. Der Junge, mein Junge, ist so anders als ich, ganz anders als ich... ich... Ich!</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Er sitzt hier vor mir, schaut mich an, mein faltiges Gesicht, mein Gesicht, mein Ich.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Er sitzt vor mir und lächelt mich an, mein faltiges Gesicht, mein Ich.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich liebe ihn so sehr... liebe ihn so sehr. Ich... liebe... lebe... sterbe...</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich schaue aus dem Fenster, in den Regen, den immer währenden Regen. Schaue hinaus und lächle. Bald bin ich fort. Bald bin ich... ich... ich... kein Ich, kein Ich mehr. Bald bin ich endlich frei. Kein Ich mehr. Kein Ich. Bald bin ich endlich frei. Ich... Ich...</i><br />
<br />
</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Wir schweigen eine Weile, atmen, lauschen den Gesprächen der Menschen um uns herum. Ich warte darauf, dass der Alte erneut zu sprechen beginnt, aber er schweigt. Vielleicht hat er nichts mehr zu sagen, vielleicht ist er auch einfach nur müde. Seine Augen sind glasig und leer. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass er in Gedanken weit fort ist, vermutlich in seiner Vergangenheit, einer nie verarbeiteten Erinnerung hinterher stolpernd, im klebrigen Netz der Reue gefangen, wie eine Fliege in den Fäden einer Spinne.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich beobachte ihn neugierig, den kalten, grauen Fels. Dann, plötzlich, beginnt er zu lächeln und Tränen glitzern in seinen Augen. Erinnerung an glücklichere Zeiten?</div>
<div style="text-align: justify;">
Nein, denke ich. Das sind keine Tränen des Glücks.</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich sehe nur salziges Wasser.</div>
<div style="text-align: justify;">
Atome, in einem Meer von Atomen, in einem unendlichen Kosmos von Atomen.</div>
<div style="text-align: justify;">
Materie, wie sie vergeht und in etwas anderem neu entsteht.</div>
<div style="text-align: justify;">
Kein Vater, nur Fleisch. Keine Reue, nur Wasser.</div>
<div style="text-align: justify;">
Wer bin ich, dass ich mehr fordere?</div>
<div style="text-align: justify;">
Wer bin ich?</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich?</div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-60025786114610852832014-02-26T19:54:00.000+01:002014-02-28T00:04:21.614+01:00Marketing<div style="text-align: justify;">
Er sitzt im kalten Halblicht seines Laptops und grinst.</div>
<div style="text-align: justify;">
Speichern, Ok, das Album wurde erstellt.</div>
<div style="text-align: justify;">
Immer wieder was Neues bringen, hatte der Marketing-Experte im Seminar gesagt. Die Leute auf Trab halten, schocken, zum Lachen, Nachdenken, Weinen bringen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Unser Jetzt befindet sich in stetigem Wandel, meine Damen und Herren!</i> <i>Was vor fünf Minuten noch interessant war, ist jetzt schon wieder vergessen. Wer "Likes" absahnen will, muss im Jetzt posten, denn nur was jetzt rockt, gefällt mir!"</i></div>
<div style="text-align: justify;">
Er öffnet einen neuen Tab, das Google-Eingabefeld empfängt ihn freundlich wie immer. Erst mal abwarten, denkt er nüchtern, die PR wirken lassen. Dann, im richtigen Augenblick zuschlagen und die Aufmerksamkeit in Interesse umwandeln. Er denkt weiter: Die Menschen sind wie kleine Kinder, wie gelangweilte Haustiere. Man klatscht in die Hände und schon sind sie aufnahmebereit, doch sie verlieren sofort das Interesse, wenn nach dem Klatschen nichts mehr kommt. Das ist der Moment, in dem man nachliefern muss, das Stöckchen schmeißen, eine Grimasse ziehen. Hinterher gibt's noch ein Leckerli, die Belohnung ist wichtig, das sorgt für Bestätigung und Bestätigung ist allen wichtig, denn was wären wir ohne die Anderen, die uns sagen, wer wir sind, wie wir sein sollen, was zu uns passt. In den Augen der Anderen entdecken wir uns selbst.</div>
<div style="text-align: justify;">
Du musst der Andere sein, wenn du verkaufen willst!</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Sorge für Dynamik! Bring´ nicht immer den gleichen Kram, das langweilt und vergrault die Leser! Unterhalte, sei bunt wie ein Chamäleon ohne dabei zu blenden und wenn du schon blenden musst, dann blende mit der Wahrheit; der Wahrheit nämlich, die alle hören wollen! Wahrheit ist relativ. Erkenntnis steht immer in Relation zur Nachfrage!"</i></div>
<div style="text-align: justify;">
Er klickt sich durchs Netz, ein wenig hierhin, ein wenig dorthin. Schon wieder ein Politiker, der auf Kinderpornos steht, erfährt er. Politik und Kinderpornos, das passt wie der Topf auf den Deckel, nee andersrum, die Faust aufs Auge, der Phallus tief in den Rachen einer illegalen 15-Euro-Thai-Nutte.</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Und hört dir niemand zu, dann schockiere die Massen. Der Schock, meine Damen und Herren, ist das beste Mittel, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen! Schocke, dann besänftige und die Menschen werden auf ewig in dir den Heiland sehen!"</i></div>
<div style="text-align: justify;">
Er schaut auf die Uhr: Fünf Minuten seit der Freigabe des Fotoalbums. Zurück zu Facebook und die Seite aktualisieren. Da ist sie, wie erwartet: Die kleine rote Zahl oben rechts springt ihm wie eine Glasscherbe ins Auge. Die Zahl steht für Aufmerksamkeit. Die kleinen Kinder haben auf das Klatschen reagiert.</div>
<div style="text-align: justify;">
Er klickt auf die Zahl und beginnt genüsslich, die Kommentare zu lesen.<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
"Alter, das darf doch nicht...", murmelt Carsten Baumgertner, der mit runtergelassenen Hosen am Rechner sitzt. Runtergelassene Hosen, da er sich gerade einen Porno reingezogen hat, in dem zwei muskulöse maximalpigmentierte Afroamerikaner mit ihren gigantischen maximalpigmentierten Kanonenrohren eine gefesselte minimalpigmentierte Nordeuropäerin vergewaltigen durften, mussten, wollten, wie auch immer... (Randnotiz: Für die, die es interessiert, einfach "Men With Black Dicks: The Torture of Ella Sandberg" bei YouPorn eingeben). "Alter, das darf doch nicht...", weil Carsten gerade gesehen hat, was dieser Dan TheHeartless da für ein Bild bei Facebook hochgeladen hat. Dan TheHeartless, Dan TheHeartless... Er erinnert sich noch vage an die Freundschaftseinladung, an uninteressante Posts und Links zu irgend so einem Blog, auf dem nur Scheiße stand.</div>
<div style="text-align: justify;">
Er vergrößert das Bild und augenblicklich stockt ihm der Atem.</div>
<div style="text-align: justify;">
Carstens Gehirn befindet sich in absolutem Ausnahmezustand. Es weiß nicht, welche Signale es an den Körper weiterleiten soll, deshalb haut es einfach mal alles raus was es zu bieten hat, was - wie sollte es auch anders sein - zu vollkommener Panik führt. Carsten bekommt keine Luft, sein Herz rast, seine Hände fangen unweigerlich zu schwitzen an, er keucht, er schnaubt, die recht ansehnliche Latte, die er vor wenigen Minuten noch schwungvoll gemolken hat, ist zu einem mickrigen Würstchen zusammengeschrumpft. Ganz anders als auf dem Foto, das ihm, für die ganze Welt sichtbar im Datennetzwerk von Facebook gerade entgegenflimmert.</div>
<div style="text-align: justify;">
Es dauert eine Weile, bis Carsten wieder einigermaßen klar denken kann. Er sagt so Sachen wie "Wie hat der das gemacht!?" und "Das kann doch einfach nicht wahr sein!?" usw., während er sich die Hosen hochzieht und seine noch vom Sperma glänzende Nudel verstaut.</div>
<div style="text-align: justify;">
Dann, seine Hände zittern noch immer, nimmt er sich die Zeit und schaut sich die anderen Bilder an, die der Unbekannte da ins Netz gestellt hat.<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
21 Kilometer entfernt sitzt Mechthild Röbner am Laptop ihres Mannes und surft durch die grenzenlosen Weiten von Facebook. Anfangs war sie ja noch skeptisch, hatte Angst vor diesem Internet und sah überall Gefahren. Doch durch ihre Tochter Sandra, die ihre Mutter behutsam mit den Möglichkeiten des sozialen Netzwerks vertraut gemacht hatte, hatte sie schließlich ihre Ängste verloren. Heute vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht noch schnell ihre Nachrichten checkt, mit ihren Arbeitskollegen ein lustiges Video teilt und dicke Daumen für gelungene Urlaubsfotos verteilt. Facebook fördert die Kommunikation, sagt sie immer, wenn die Familie zusammen am Esstisch sitzt. Zitat Mutter Röbner: "Fehsbuck hat mich mit Menschen zusammengebracht, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie kenne!" Zitat Ende.</div>
<div style="text-align: justify;">
Genau so ein Mensch scheint jetzt dieser Dan TheHeartless zu sein, der ihre Tochter auf einem Bild verlinkt hat, dass sich vor zwei Sekunden auf ihrem Bildschirm geöffnet hat. Ein durchaus verstörendes Bild, jedenfalls für Mutti Röbner. Zu sehen ist ihre Tochter, nackt wie Gott sie schuf über dem Gesicht von Olliver, ihrem Verlobten - der "Strahlemann", wie Mechthild ihren Schwiegersohn immer so gerne nennt. Der Strahlemann strahlt auf dem Foto allerdings auf eine ganz andere Weise. Vielmehr wird er diesmal "be"strahlt und zwar von seiner zukünftigen Braut, der BWL-Studentin Sandra, die ihm mit drohendem Gesichtsausdruck in den Rachen strullert.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Sandra-Schatz?", ruft Mutti Röbner mit zitternder Stimme, nachdem sie wieder einigermaßen zur Fassung gekommen ist. "Sandra-Maus, komm doch mal bitte..."</div>
<div style="text-align: justify;">
Sandra-Maus kommt gehorsam, in der Hand ein Hanuta, ihre Brille reflektiert das blauweiße Licht des Computerbildschirms.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Was gibt´s", fragt sie mit vollem Mund. "Dann entdeckt sie das ihr wohl bekannte Foto im Großformat auf dem Bildschirm und lässt augenblicklich das angebissene Hanuta fallen.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Bist du das?", fragt Mutti Röbner, in der Hoffnung, dass es sich um eine Verwechslung handelt. "Das bist doch du und der Strahlemann, oder nicht?"</div>
<div style="text-align: justify;">
Eine Antwort auf ihre Frage erhält sie jedoch nicht. Sandra bricht auf der Stelle in Tränen aus und beginnt zu hyperventilieren...<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Insgesamt 25 Fotos dieser Art wurden online gestellt. Die Kommentare haben nach 8 Minuten allerdings die vierfache Anzahl erreicht. Da stehen so Sachen wie:</div>
<div style="text-align: justify;">
"Das ist alles Fake! Perverse Sau, dafür kommst du in den Knast!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Das sieht man doch, ist mit Photo-Shop bearbeitet, oder? Krass, sieht voll echt aus. ^^"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Geil, endlich mal ein brauchbares Foto, Sandra! Mehr davon!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"An Alle: Das ist ein Cyber-Mobbing-Versuch von Dan TheHeartless. Ich habe und werde auch niemals Sex mit einem Stoff-Elefanten haben! Ich habe den Verstoß bereits an Facebook weitergeleitet. Das wird ein Nachspiel haben!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Er ist glücklich, das lief besser als erwartet. Er weiß, dass nun der Augenblick gekommen ist, um nachzuliefern.</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Was vor fünf Minuten noch interessant war, ist jetzt schon wieder vergessen. Wer "Likes" absahnen will, muss im Jetzt posten, denn nur was jetzt rockt, gefällt mir!"</i></div>
<div style="text-align: justify;">
Er löscht das Album mit samt den Kommentaren und bereitet einen Post vor. Dem Post hängt er eine Datei an. Es ist das neugestaltete Werbebanner für seinen Blog.</div>
<div style="text-align: justify;">
Speichern, Ok, der Post geht raus.</div>
<div style="text-align: justify;">
Er lehnt sich zurück und lächelt zufrieden.</div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Die Wahrheit kann schmerzen, aber meist trifft sie nur wenige, manchmal sogar nur einen Einzigen. Was ist ein kleines Opfer, gegen eine Hundertschaft von neuen potentiellen Lesern? Manchmal muss man Opfer bringen, um anderen zum Erfolg zu verhelfen. Wichtigste Regel hierbei: Sei stets der Andere und nie das Opfer!"</i><br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<b><i><u>DAN THE HEARTLESS - Nichts als die Wahrheit</u></i></b></div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<b><i>Er blickt tief in dein Herz - oder in den internen Speicher deines Smartphones!</i></b></div>
<div style="text-align: center;">
<b><i>Er ist der große Bruder, der BIG BROTHER DER HERZEN!</i></b></div>
<div style="text-align: center;">
<b><i>Vergiss deine Rauschmittel, die einzige Droge die du wirklich brauchst ist die Wahrheit!</i></b><br />
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<i><b>"Dan TheHeartless Stories haben mein Leben verändert!" - Dieter Bohlen</b></i></div>
<div style="text-align: center;">
<i><b>"Es vergeht kein Tag, an dem ich ihn nicht lese." - Angela Merkel</b></i></div>
<div style="text-align: center;">
<i><b>"Ein Leben ohne Dan TheHeartless? Das wäre kein Leben..." - Kim Jong-un</b></i><br />
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<b><i>VERÄNDERE AUCH DU DEIN LEBEN! WERDE TEIL EINER GROßEN COMMUNITY! ERLEBE DIE WAHRHEIT UND TEILE SIE MIT DEINEN FREUNDEN!</i></b></div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<b><i>BESUCHE DAN THE HEARTLESS AUF</i></b></div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<b><i><a href="http://dantheheartless.blogspot.de/">http://dantheheartless.blogspot.de/</a></i></b></div>
<div align="left" style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div align="left" style="text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: center;">
<i>[Diese Kurzgeschichte wurde Ihnen präsentiert von Grillmeister´s POMMI POMMES, der Kartoffel mit Biss! Grillmeister´s POMMI POMMES ist ein Produkt der REVE-Group Deutschland. REVE - Gut leben zu fairen Preisen! Mehr Infos auf <a href="http://www.reve-group.de/">www.reve-group.de</a>!]</i></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-27063200359254729582014-02-20T00:11:00.002+01:002014-02-20T00:14:17.364+01:00Geld<div style="text-align: justify;">
<i>"Geld.", schlage ich vor.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Geld...", wiederholt Rebecca.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>"Genau.", sage ich.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Rebecca fasst zusammen: "Geld steht für alles und es ist was Handfestes und jeder kann sich was darunter vorstellen, obwohl es für jeden einzelnen etwas Persönliches und doch für alle etwas Einheitliches ist."</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich nicke und sage: "Ja, das stimmt."</i><br />
<i>"Hmm...", macht Rebecca.</i><br />
<i>"Hmm...", mache ich.</i><br />
<i>Zwei Menschen, ein Dialog und das Ergebnis ist ein Wort.</i><br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Vier Tage zuvor. Ich warte auf einen Rückruf. Endlich, das Telefon klingelt, ich gehe ran.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Herr Darkness?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, das bin ich."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Sehr schön. Marita Sönke hier am Apparat, vom Corona-Magazin. Wir haben Ihre Bewerbung erhalten, ich habe sie soeben gesichtet."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Vielen Dank."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, Herr Darkness, Ihre Arbeitsproben gefallen mir doch sehr, muss ich sagen. Sie passen zwar nicht ganz ins Profil unseres Magazins, aber doch... sehr kreativ das alles."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Vielen Dank."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Eine Frage hab ich aber doch, wenn Sie mir gestatten, äh, ich meine..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Gern, worum geht´s?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Diese Geschichte mit der jungen Frau, ich meine... mit dieser Prostituierten aus äh, Russland?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Polen. Sie meinen das minderjährige Fickluder aus Polen..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ach ja, genau, Polen, ganz recht. Also, tja, wirklich eine interessante Geschichte muss ich sagen, sehr unterhaltsam und... naja, versaut, Sie verstehen schon, he, he."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, ich verstehe."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Tja, ich möchte Ihnen hier nicht zu nahetreten, Herr Darkness, nein ganz bestimmt nicht! Aber das ist doch schon ein sehr heikles Thema, finden Sie nicht? Also wie Sie das beschreiben, diese Sache mit der jungen Frau, ich meine... das ist ganz und gar nicht gentleman-like, wenn Sie verstehen was ich meine, he, he. Ganz und gar nicht gentleman-like..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ich verstehe..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Also, da könnte man als Leser - nicht, dass Sie mich falsch verstehen, Herr Darkness! - also, ich meine, da könnte man als Leser eventuell vermuten, dass Sie... also, ach Gottchen, wie sich das anhört, ich entschuldige mich wirklich sehr für diese Behauptung, aber ich muss das nun mal ansprechen, wissen Sie, das ist mein Job. Es ist mein Job, unangenehme Fragen zu stellen, dafür werde ich bezahlt, verstehen Sie? Mit irgendwas muss man ja schließlich seine Brötchen bezahlen, nicht wahr? Also glauben Sie mir, ich mache das wirklich nicht gern, ich hoffe Sie nehmen das jetzt nicht allzu persönlich, ich meine..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ich verstehe schon. Alles ist gut."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Also gut. Sie wissen sicherlich, worauf ich hinaus möchte, nicht wahr?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, ich denke schon."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Diese Geschichte... und auch ein paar von den anderen - ich hatte es mir notiert, wo sind nur meine Notizen - ... ah, da sind sie ja! "Gib mit den Rest" z.B. oder auch diese hier, "Der alte Mann und das Geld" - im Übrigen, ist das eine Anspielung auf Ernest Hemmingway? - na, ist ja auch ganz gleich, jedenfalls, was ich sagen will ist Folgendes: Wir können das unmöglich so abdrucken, verstehen Sie? Das ist einfach zu... ja, wie soll ich sagen..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Versaut?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Nicht dass es nicht unterhaltsam wäre, Herr Darkness, verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine, unterhaltsam sind sie schon, ihre Geschichtchen, ganz große Unterhaltungskunst, jawohl, ich meine..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Hören Sie, ich verstehe, was Sie mir sagen wollen, gute Frau. Das ist doch alles kein Problem, da finden wir sicher eine Lösung."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Das freut mich, dass Sie so darüber denken, da fällt mir ein Stein vom Herzen, ein ganz, ganz schwerer Brocken, he, he. Ihre Tante hat ja in ganz großen Tönen von Ihnen gesprochen und ich wäre wirklich untröstlich gewesen, wenn ich ihr hätte mitteilen müssen, dass wir ihre Geschichtchen nicht abdrucken werden, weil sie... nun, weil sie..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Zu versaut sind."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ganz recht, Herr Darkness. Das wäre wirklich zu schade gewesen."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ok, also wie verbleiben wir denn jetzt, Frau..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Sönke... aber nennen Sie mich ruhig Marita. Wir gehen hier ganz locker und offen miteinander um, das ist unser Trademark sozusagen."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Alles klar, Marita."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, schon viel besser, he, he. Also, Herr... oder soll ich Sie lieber beim Vornamen anreden? Wie ist denn..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Dan... mein Name ist Dan TheDarkness. Das steht auch so im Blog."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ach richtig, richtig, ja stimmt, sie haben ja auch diesen Blog, ganz recht. Nun Herr Dan, ich meine Dan, einfach nur Dan, he, he, ist das die Kurzform von Daniel? Ein schöner Name, nein ganz im Ernst! Gott sei mein Richter. Es geht doch nichts über die alten biblischen Namen, nicht wahr?"<br />
"Ja, kann sein."<br />
"Also gut, Herr... ich meine Daniel, äh, Dan, Herr... Wir würden erst mal nur eine Ihrer, also Deiner Geschichtchen abdrucken, probeweise, nur um zu schauen, wie sie ankommt bei unseren Lesern."<br />
"Ja, ist doch super."<br />
"Haben Sie eine Präferenz?"<br />
"Och, ist..."<br />
"Ich meine Du, sorry!"<br />
"Ja, schon ok. Ja, mir ist´s gleich welche von denen ihr abdrucken wollt, Hauptsache, eine von ihnen kommt ins nächste Heft."<br />
"Fein, ja das ist wirklich großartig! Also mir persönlich gefällt ja die mit dem... mit der polnischen Einwanderin über die wir uns eingangs unterhalten haben... also, mir gefällt die Geschichte ganz gut. Wir müssten da nur ein paar kleine Änderungen vornehmen, dann würde das schon durchgehen. Wir müssen auch mal was wagen, immer auf Nummer Sicher gehen führt ja auch zu nichts, nicht wahr, Herr..."<br />
"Ja, meinetwegen. Was soll ich denn genau ändern?"<br />
"Zu erst mal müssen alle Fäkalausdrücke da hinaus, so was können wir unserer Leserschaft nun wirklich nicht zumuten. Und das Mädchen darf nicht aus Polen kommen, ich sehe sonst schon die verärgerten Leserbriefe vor mir. Wissen Sie was? Lassen Sie... also Du... Mensch, das fällt mir aber auch immer schwer, he, he... Lass doch einfach das Mädchen ganz raus aus der Geschichte, das stiftet doch nur Verwirrung und ist unnötiger Aufwand für das Lektorat."<br />
"Also gut, ich lass das imaginäre Mädchen weg."<br />
"Ja, schon viel besser. Und dieser... wie heißt die Figur noch gleich? Karl? Wo wir gerade bei Kürzungen sind, lassen Sie doch bitte auch den Beinamen von Karl weg, das ist ohnehin etwas geschmacklos wie ich finde und auch nicht relevant für den weiteren Verlauf des Geschichtchens..."<br />
"Karl der Ficker wird zu Karl... notiert. Was noch?"<br />
"Drogen. Die Drogen sollten Sie auch aus dem Spiel lassen, dass verleitet doch nur zu illegalen Aktivitäten. Hinterher steht bei uns noch die Polizei auf der Matte, das wollen wir doch nicht!"<br />
"Keine Drogen. Sonst noch was?"<br />
"Ich glaube, das wäre es vorerst... Ach, da fällt mir ein, könnten Sie vielleicht einen dezenten Hinweis auf die hohe Qualität von Nivea-Creme-Produkten einbauen? Das würde unsere Partner wirklich sehr freuen, wenn wir..."<br />
"Schon klar, Nivea Werbung einbauen... Ich könnte Karl dem Ficker einen Handcreme-Fetisch aufdrücken, was hältst du davon, Marita? So nach dem Motto: "Hey, gestern hab ich wieder Liebe mit einer deutschen, vom Ordnungsamt überprüften Prostituierten gemacht und rate mal, was wir als Gleitmittel benutzt haben?" So auf diese Art."<br />
"Lassen Sie die Prostituierte weg und wir haben einen Deal!"<br />
"Ok. Karl der Ficker... oh pardon, einfach nur Karl, der sich zu Hause mit Nivea-Creme-Lotion für Mischhaut die Lunte schrubbt... notiert."<br />
"Sehen Sie, das meine ich, daran müssen wir dringend arbeiten. So geht das nicht, das können wir unmöglich abdrucken."<br />
"Ja, schon klar, ich lass mir was einfallen. Hauptsache der Scheiß wird gelesen und ich bekomm mein Honorar. Wie viel Knete war das noch gleich?"<br />
"Die erste Geschichte ist ja nur ein Test, daher gibt es dafür leider noch kein Honorar, aber für jede weitere abgedruckte Geschichte überweisen wir Ihnen 100 Euro und senden Ihnen zusätzlich ein kostenloses Belegexemplar zu. Sie sehen, es lohnt sich also für das Corona zu schreiben!"<br />
"Ja, Wahnsinn. Wirklich geil."<br />
"Das ist die richtige Einstellung Herr Dan, he, he."<br />
"Wie auch immer. Ich melde mich, sobald ich die Geschichte umgeschrieben habe. Vielen Dank für den Anruf, Marita."<br />
"Schön, ich bin gespannt auf das Ergebnis. Viel Erfolg!"<br />
"Alles klar. Schönen Tag noch..."<br />
"Tschüss!"<br />
Tut, tut, tut...<br />
"Fotze..."<br />
Ich werfe das Telefon auf die Couch, gehe in die Küche und mach mir ein Bier auf. Dann setze ich mich an meinen Computer und fange an, eine jugendfreie Version von "Das imaginäre Fickluder aus Polen" zu schreiben.<br />
<br />
<i>"Wie wär´s mit Liebe?", schlägt Rebecca vor.</i><br />
<i>"Liebe?", antworte ich. "Nur eine Illusion. Wir alle wissen das, wir leben in einer aufgeklärten Zeit."</i><br />
<i>"Aber alle sehnen sich doch danach geliebt zu werden und selbst zu lieben. Niemand mag die Einsamkeit. Niemand möchte alleine sterben."</i><br />
<i>"Liebe ist Nonsens. Blendwerk."</i><br />
<i>"Gut. Wenn es nicht die Liebe ist, was ist es dann?"</i><br />
<i>"Hmm... wir brauchen was Handfestes. Einen Begriff, unter dem sich jeder was vorstellen kann."</i><br />
<i>"Schlag was vor.", sagt Rebecca.</i><br />
<i>Ich überlege, überlege, überlege. Dann lächle ich.</i><br />
<i>"Geld.", schlage ich vor.</i><br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich sitze an der Story und überlege, wie ich die Nivea-Creme unterbringe, ohne sie als Gleitmittel zu verwenden, als das Telefon klingelt. Ich nehme noch einen langen Schluck aus der Flasche, dann gehe ich ran.</div>
<div style="text-align: justify;">
"Dan TheDarkness am Apparat."<br />
"Ja, hallo Dan. Hier ist der Chris von der BlitzIllu."<br />
"Hallo Chris von der BlitzIllu."<br />
"Du hast uns dein Zeug geschickt."<br />
"Richtig."<br />
"Normalerweise scheißen wir auf Leute, die ihren Kram als email einreichen, aber deine Tante scheint ziemlich viel Einfluss in der Verlagsbranche zu haben, deshalb melde ich mich jetzt auch bei dir. Denk nicht, dass das was mit deiner Leistung zu tun hat."<br />
"Schon ok, alles ist gut."<br />
"Also, zur Sache. Deine Stories sind ganz nett, nicht überragend aber unterhaltsam und irgendwie auf diese pseudo-intellektuelle Weise tiefgründig, wie es heute ja modern zu sein scheint. Heute muss einem immer ein gewisser Tiefgang vorgegaukelt werden, selbst beim Wichsen wollen die Leute kein banales Alltagsgewäsch; ich sag dir, das wichsende Volk ist mit den Jahren immer anspruchsvoller geworden. Heute reichen ein paar Möpse und hier und da ´ne rasierte Muschi längst nicht mehr aus, um guten Reibach zu machen."<br />
"Kann sein."<br />
"Wie dem auch sei, das meiste von dem Kram, den du bei uns eingereicht hast, ist Schrott, dafür haben wir keinen Platz in unserem Magazin. Aber diese eine Story hat echt Potenzial, damit kann man was reißen..."<br />
"Lass mich raten: Das Fickluder aus Polen?"<br />
"Genau, wir verstehen uns! Die Story geht ohne Schnörkel los, macht Lust auf mehr und das alles. Guter Stil, schön knapp und simpel, hält mich bei der Stange..."<br />
"Danke."<br />
"Das war kein Lob, bild´ dir da mal nix drauf ein. Jedenfalls... was mich wirklich stört an der Story mit dem Fickluder ist, dass es gar kein verschissenes minderjähriges Fickluder gibt. Was soll der Scheiß? Erst wird man geil gemacht auf so ein heißes Eisen und dann gibt´s am Ende nur heiße Luft. Erklär mir das mal bitte."<br />
"Ja, gut, ok. Die Story heißt "Das imaginäre, minderjährige Fickluder aus Polen", weil das minderjährige Fickluder aus Polen - wie der Titel bereits vermuten lässt - imaginär ist."<br />
"Imaginär."<br />
"Ja, imaginär. Es befindet sich nur als Vorstellung in den Köpfen der Protagonisten, nicht aber in der Wirklichkeit. Es ist der Antrieb für alle Aktionen, die innerhalb des Zeitrahmens, in dem die Story spielt, ablaufen, aber im Grunde ist es nicht mehr als eine Illusion. Das ist eine Metapher. Mit der Story möchte ich darauf hinweisen, dass wir alle nur Illusionen hinterher laufen, dass es keinen tatsächlichen Sinn für unsere Handlungen gibt, sondern alles nur imaginäre Wunschvorstellungen sind, die uns am leben halten, uns motivieren, Tag für Tag die Dinge zu tun, von denen wir glauben, dass wir sie tatsächlich tun wollen, die uns aber in Wirklichkeit..."<br />
"Ja, schon gut, spar dir das Geleier. Jetzt mal echt, hast du dir unser Magazin mal genauer angeguckt, bevor du uns die email mit deinem Scheiß geschickt hast? Ich mein´ jetzt nicht die netten Bildchen, sondern den redaktionellen Teil, wenn man das so nennen will, die Stories, die Textkästen."<br />
"Ja, hab mal reingeguckt in die letzte Ausgabe."<br />
"Meinst du, dass auch nur einer unserer Kunden sich während der Lekture unseres Magazins Gedanken über die Sinnhaftig- beziehungsweise -losigkeit seiner verschissenen Existenz machen möchte? Meinst du, jemand, der in unserem Drecksblatt eine Kurzgeschichte mit dem Titel "Das minderjährige Fickluder aus Polen" entdeckt wirklich Interesse an einer Story hat, in der besagtes Fickluder gar nicht auftaucht?"<br />
"Es taucht ja auf. Ein imaginäres Mädchen taucht auf."<br />
"Imaginär, imaginär! Leck mich am Arsch mit deinem Scheiß-imaginär, Junge! Die Leute wollen das Fickluder sehen, nicht irgendeinen pseudo-philosophischen Nonsens lesen! Das ist Schrott, mehr nicht. Schrott."<br />
"Also druckt ihr die Story jetzt oder nicht?"<br />
"Jedenfalls nicht so. Da musst du noch mal ran."<br />
"Ja, kein Ding. Was soll ich ändern? Nur das Ende?"<br />
"Das Ende auf jeden Fall, da muss richtig Action rein, Geficke, verstehste? Lass die beiden Kerle erstmal ordentlich Dampf ablassen und lass den Überfall und den ganzen Scheiß am Ende weg. Die Leute sollen bekommen, was sie erwarten. Und beschreib´ die Kleine in allen Details, ihre blonden Haare, die geilen, kleinen Möpschen, das volle Programm. Und beschreib´ die Stellungen, die die beiden mit ihr durchackern. Mindestens fünf verschiedene sollten dabei sein. Achte auch drauf, dass ordentlich Mösen geleckt und Schwänze gelutscht werden, das kommt immer gut an und mindestens eine Stellung mit analer Penetration - natürlich bei der Alten - das muss auf jeden Fall rein. Schreib dir das alles auf, damit du nichts vergisst, ist alles wichtig, wenn da was von dem fehlt, was ich dir grad gesagt hab, können wir das nicht abdrucken."<br />
"Alles klar, anale Penetration..."<br />
"Und Schwänze lutschen."<br />
"Schwänze... lutschen. So, was war da noch?"<br />
"Fünf Stellungen. Absolutes Minimum. Lass dir was einfallen!"<br />
"Fünf Stellungen..."<br />
"Kriegst du das hin bis Freitag?"<br />
"Freitag? Ja sicher, das geht schon irgendw..."<br />
"Gut, Freitag nachmittag hab ich die Story auf meinem Schreibtisch, ansonsten können wir leider nichts für dich machen."<br />
"Alles klar, kein Ding."<br />
"Und lass die Jungs Gleitcreme von EROS benutzen, mit denen haben wir nämlich ´nen Deal. Schreib dir das auf."<br />
"Gleitcreme von EROS... soll ich auch Nivea-Handcreme einbringen?"<br />
"Nivea? Wir sind ein Hetero-Magazin für Hetero-Kerle. Muss ich noch deutlicher werden?"<br />
"Nee, schon klar."<br />
"Gut. Noch Fragen?"<br />
"Jo, wie sieht´s denn mit der Bezahlung aus, ich meine..."<br />
"50 Tacken für die erste Story. Wenn die Kunden dein Zeug schlucken, dann gibts mehr, aber erstmal 50 als Einstiegshonorar."<br />
"50 ist nicht gerade viel."<br />
"Mehr gibt´s nicht, hör die Handelei auf. Entweder du akzeptierst das Angebot oder du bist raus, so einfach ist das."<br />
"Ja, gut, 50... was soll´s."<br />
"Alles klar, dann mal ran an die Arbeit! Wir hören uns Freitag."<br />
"Gut, gut. Bis Freitag."<br />
Tut, tut, tut...<br />
"Arschloch..."<br />
Ich schmeiße das Telefon auf die Couch, gehe in die Küche und hole mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank. Ich setze mich an den Computer und lösche die jungendfreie Version von "Das imaginäre, minderjährige Fickluder aus Polen".<br />
Was macht man nicht alles, um reich und berühmt zu werden..., denke ich. Nein, quatsch, eigentlich denke ich etwas vollkommen anderes. Ich frage mich, was ich von mir selbst erwarte, von den Menschen da draußen, vom Leben, vom Tod.<br />
Dann denke ich an die Knete, 50 Tacken, und fange an zu schreiben.<br />
<br />
<i>"Wofür lohnt sich das Leben?", fragt Rebecca. "Ich meine, wofür das alles, die Schule, die Ausbildung, die Zankerei mit den Alten, mit Freunden, der Liebeskummer, Tod und Krieg überall..."</i><br />
<i>"Nicht schon wieder der Sinn des Lebens, Rebecca...", erwidere ich genervt. "Das Leben lohnt sich für niemanden, denn am Ende ist Nichts und man bleibt Nichts und... ach, das hatten wir doch alles schon tausend mal..."</i><br />
<i>"Ja, aber wir haben es noch nie hinbekommen, den Sinn des Lebens in einem einzigen Wort festzuhalten. Es hieß immer "Man kann das nicht verallgemeinern" und "Man muss das aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten" und so weiter... Das sind doch keine Antworten auf so eine einfache Frage!"</i><br />
<i>"Die Menschen wollen immer alles vereinfachen. Ordnung in das Chaos des Universums bringen. Schubladen erfinden und die Welt in kleine Häppchen aufteilen."</i><br />
<i>Jetzt ist Rebecca genervt. "Du bist auch ein Mensch! Tu nicht so, als würdest du über den Dingen stehen, denn das tust du nicht!"</i><br />
<i>"Gut.", antworte ich. "Dann lass uns ein Wort suchen, dass für alle Menschen gilt und den Sinn unserer Existenz kurz und knapp zusammenfasst. Ich fange an und schlage "Ficken" vor."</i><br />
<i>"War klar.", schnaubt Rebecca angewidert. "Das ist zu einfach. Was ist mit Menschen, die asexuell sind? Oder denen man die Geschlechtsorgane entfernt hat?"</i><br />
<i>"Okay.", lenke ich ein. "Dann brauchen wir ein anderes, universelles Wort der Sinnhaftigkeit. Schlag du was vor."</i><br />
<i>Rebecca überlegt.</i><br />
<i>Ich warte.</i><br />
<i>Rebecca überlegt weiter, dann lächelt sie.</i><br />
<i>"Wie wär´s mit Liebe?"</i><br />
<i>"Liebe?", antworte ich. "Nur eine Illusion. Wir alle wissen das, wir leben in einer aufgeklärten Zeit."</i><br />
<i>"Aber alle sehnen sich doch danach geliebt zu werden und selbst zu lieben. Niemand mag die Einsamkeit. Niemand möchte alleine sterben."</i><br />
<i>"Liebe ist Nonsens. Blendwerk."</i><br />
<i>"Gut. Wenn es nicht die Liebe ist, was ist es dann?"</i><br />
<i><i>"Hmm... wir brauchen was Handfestes. Einen Begriff, unter dem sich jeder was vorstellen kann."</i><br />
<i>"Schlag was vor.", sagt Rebecca.</i><br />
<i>Ich überlege, überlege, überlege. Dann lächle ich.</i></i><i> </i><br />
<i>"Geld.", schlage ich vor.</i><br />
<div style="text-align: justify;">
<i><i>"Geld...", wiederholt Rebecca.</i></i><br />
<i><i>"Genau.", sage ich.<i> </i></i></i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i><i><i>Rebecca fasst zusammen: "Geld steht für alles und es ist was Handfestes und jeder kann sich was darunter vorstellen, obwohl es für jeden einzelnen etwas Persönliches und doch für alle etwas Einheitliches ist."</i></i></i><br />
<i><i><i>Ich nicke und sage: "Ja, das stimmt."</i></i></i></div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<i><i><i>"Hmm...", macht Rebecca.</i></i></i><br />
<i><i><i>"Hmm...", mache ich.</i></i></i><br />
<i><i><i>Zwei Menschen, ein Dialog und das Ergebnis ist ein Wort.</i></i></i></div>
<i><i>
</i></i></div>
<i>
</i></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-79261108976625546212014-01-18T01:34:00.000+01:002014-01-18T02:30:51.868+01:00Vom 1-Euro-Job ins Bett einer Göttin<div style="text-align: justify;">
Wir waren Anfang 30 und arbeiteten zusammen im Lager von H&M. Der Job war mies, aber wir hatten beide keine vernünftige Ausbildung und brauchten das Geld. Jeder braucht Geld und wenn einen sonst keiner will, macht man den größten Humbug mit, um sich sein täglich Brot und Bier leisten zu können. Die Lagerarbeit war jedenfalls besser als bei McDonalds besoffene Fucker mit klumpigen Burgern und verschrumpelten Pommes zu bedienen. <br />
Jeden Dienstag zog ich mit Jens um die Häuser und wir betranken uns feierlich, bis wir nicht mehr laufen konnten. Ich erinnere mich, dass ich ihm einmal vorgeschlagen hatte, unser Besäufnis auf den Freitag zu legen, denn der Tag danach war immer eine Tortur im Lager, aber Jens hatte mit den Worten abgelehnt, dass er am Wochenende keine Zeit für so was hätte und dass es entweder der Dienstag oder gar kein Tag sein müsse und ich fragte nicht weiter nach, denn Dienstag war natürlich besser als gar kein Tag.<br />
Jens war ein Kerl, der nicht gern viele Worte machte. Er war einen Kopf größer als ich, ziemlich sehnig und hager, aber er konnte Kisten schleppen wie ein Gabelstapler; wo auch immer er seine Kraft hernahm, man sah es ihm nicht an. Wenn er trank, blühte er auf, die Worte sprudelten dann nur so aus ihm hinaus. Er war ein verdammter Komiker, wenn er seine drei, vier Biere intus hatte und wenn dann schließlich der Schnaps in Strömen floss, wurde es noch besser. Die ersten Male erkannte ich ihn kaum wieder, sein komplettes Wesen schien sich durch den Alkohol zu verändern. Sogar sein Gesicht sah gesünder, zufriedener, glücklicher aus. Die dunkelblauen Augen leuchteten wie die eines Kindes und seine Wangen wurden rot und lebendig. All die graue Last seines zermürbenden Lebens schien dann von ihm abgefallen zu sein und er war der Jens, der er sein wollte, der er wirklich war.<br />
Wir lernten haufenweise Frauen kennen, Jens zog die Ladies an wie ein Magnet und ließ sie erst wieder locker, wenn er ihre Nummern hatte oder sie gleich eine mit ihm schoben. Ich bekam den Rest, die dicken Freundinnen, von denen jede hübsche Frau stets eine Schlepptau hat, oder die unsichtbaren grauen Mäuse, die kein Wort sagten, weil sie glaubten, alles was sie zu sagen hätten, sei belanglos und ohne Sinn. Aber ich beklagte mich nicht, denn es war immer besser, als ungevögelt nach Hause zu gehen. Wie es mir wohl ergangen wäre, wenn Jens nicht dabei gewesen wäre?<br />
<br />
Doch mit der Zeit schien sich Jens zu verändern. Er fing an, über das Leben zu fluchen und Streit zu suchen, zuerst nur, wenn er wirklich voll war, dann aber auch schon nach den ersten Bieren, sobald seine Zunge sich aus der schweigsamen Starre löste, die ihn im nüchternen Zustand stets umgab.<br />
Die Frauen blieben uns natürlich zusehends fern und die wenigen, die es wagten, sich mit Jens in ein Gespräch zu verwickeln, bekamen die volle Breitseite seines misanthropischen Welthasses ab.<br />
Jens Rausch schien auch plötzlich eine neue Dynamik anzunehmen. Er trank viel mehr als ohnehin schon, doch seine Sprache blieb immer auf die gleiche Weise scharf und direkt. Nur seinen Bewegungen sah man seine Trunkenheit an, doch wenn er Streit anzettelte und in eine Schlägerei geriet, behielt er dennoch meist die Oberhand. Dann, meist zu sehr später Stunde, versank er in tiefem, dunklem Schweigen und reagierte auf nichts mehr. Er saß dann lautlos da, den glasigen Blick in sein Glas gerichtet, wie aus Stein gemeißelt, eine leblose Hülle seiner selbst. Das war dann für mich das Zeichen zu gehen und so ließ ich ihn, Dienstag für Dienstag, zurück, ein Fremder in einer fremden Welt.<br />
Am nächsten Tag arbeitete er stets wie ein Tier, keine Spur eines Katers oder seiner schlechten Laune war an ihm auszumachen. Ich beneidete ihn für seine Fähigkeit, die Folgen des Alkohols mit dieser Leichtigkeit zu ignorieren, denn ich plagte mich ab, mein Hirn schien meinen Schädel sprengen zu wollen und jede Kiste wog dreimal so viel wie sonst.<br />
Genauso überraschend, wie sein Welthass gekommen war, verschwand er auch wieder und ich freute mich, ihn eines Dienstagabends wieder Witze reißen zu hören und ihn mit hübschen Damen flirten zu sehen. Als ich ihn darauf ansprach, was denn in den letzten Wochen mit ihm losgewesen sei, schüttelte er nur den Kopf und sagte, dass es Dinge gebe, die besser unausgesprochen blieben bis in alle Ewigkeit. Er sagte es mit einem Lächeln, aber in seinen Augen las ich, dass er Angst hatte und noch nicht ganz genesen war.<br />
Die Abende verliefen wie zuvor, nur dass Jens mehr und mehr vertrug, es war beinahe unmenschlich, wieviel Alkohol er seinem Körper in nur wenigen Stunden zumutete. Doch immer war ich es, der als erster nach Hause wankte, von Kopf bis Fuß benebelt und kaum noch fähig, den Haustürschlüssel ins Schloss zu stecken.<br />
<br />
Eines Tages passierte ein schweres Unglück im Lager. Jemand war mit dem Gabelstapler in ein Regal gefahren und die herabstürzenden Kisten hatten Henning unter sich begraben, einen Zeitarbeiter Mitte 40, der immer lächelte, wenn er wusste, dass jemand anderes in der Nähe war, sonst aber griesgrämig und schnaufend seine Arbeit verrichtete, als stehe er jederzeit kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wir waren alle zu ihm geeilt und halfen dabei, die Kisten von seinem leblosen Körper zu heben. Jens kam als letzter am Unfallort an und starrte schweigend auf den reglosen und blutenden Henning hinab.<br />
"Ist er tot?", fragte jemand. Niemand wagte zu antworten. Jens beugte sich hinab und berührte Hennings Stirn. Dann lächelte er. Es war komisch, ihn während der Arbeit lächeln zu sehen. Als der Notarzt eintraf und wir wieder an die Arbeit gingen fragte ich ihn, warum er gelächelt habe aber er sagte nur, dass alles gut sei und ich mir keine Sorgen machen solle.<br />
Am nächsten Dienstag sprachen wir noch einmal über den Unfall. Ich redete darüber, wie schnell doch das Leben vorbei sein könne und dass man jeden Tag genießen solle und den ganzen Kram, den Betrunkene für Philosophie halten, doch Jens lächelte nur und sagte nach eine Weile wieder, dass alles gut sei und wir uns keine Sorgen machen sollten. Ich fragte ihn, wen er mit "wir" meinte und er antwortete: "Ganz einfach. Euch!" Dann lachte er laut, stand auf und sprach eine Gruppe Mädchen an, die kurz zuvor die Bar betreten hatten und die wirklich gut, wenn auch sehr jung aussahen.<br />
Dann, eines Tages - ich glaube es war ein Freitag und wir standen auf dem H&M Parkplatz, es war schon dunkel und eine kalte Brise wehte durch unsere Mäntel - fragte er mich, ob ich am Wochenende bereits etwas vorhätte und ob ich nicht Lust hätte, ihn in seinem Haus zu besuchen, er wolle mir seine Frau und seine beiden Töchter vorstellen.<br />
Ich war wie vor den Kopf geschlagen und stimmte zu und als ich anfangen wollte, Fragen zu stellen, winkte er ab und sagte, dass er mir alles erklären würde, wenn ich bei ihm zu Hause sei. Seine Frau sei eine fantastische Köchin und seine Töchter wahre blonde Engel und er würde besonderen Wein kredenzen, denn er sei leidenschaftlicher Weinsammler und habe in seinem Keller eine reichhaltige Sammlung edelster Tropfen.<br />
Ich fühlte mich hintergangen, als ich an jenem Freitagabend in mein dunkles, verlassenes Appartement kam. Entweder, was sehr wahrscheinlich war, hatte er einen Streich mit mir vor und führte mich an der Nase herum oder er sagte die Wahrheit und hatte all die Monate nur vorgegeben, jemand zu sein, den ich für ihn hielt. Beide Optionen bereiteten mir Unbehagen und so schlief ich kaum bis schlecht in jener Nacht mit unheilvoller Vorahnung auf den morgigen Abend.<br />
<br />
Die Adresse, die Jens mir genannt hatte, führte mich in eine noble Gegend, die aus zahlreichen luxuriösen Einfamilienhäusern mit Vorgarten und Garageneinfahrt bestand. Ich hielt vor einem zweistöckigen Palast des Spießertums mit einem Springbrunnen im Garten und einer Veranda wie man sie von amerikanischen Landhäusern kennt. Auf dem Klingelschild stand "Tezkatlipoca" und ich wollte mich gerade wieder zu meinem Auto begeben, als plötzlich die Tür geöffnet wurde und mir Jens lächelnd und mit leuchtenden Augen gegenüberstand.<br />
"Herzlich Willkommen!", sagte er feierlich und lud mich mit theatralischen Gesten ein, das Haus, das ich nicht für seines hielt, zu betreten. Als ich eintrat, glaubte ich, in einem Traum gefangen zu sein. So viel Prunk und Protz hatte ich noch nie an einem Ort gebündelt gesehen. Das Haus schien ein Museum für antike Kunst zu sein, Gold und Malerei und teure Teppiche und Schnickschnack. Dann erblickte ich die beiden blonden Mädchen, die am Treppenabsatz standen und mich mit leeren, farblosen Augen anstarrten. Sie schienen Zwillinge zu sein, denn sie ähnelten sich bis aufs kleinste Detail.<br />
"Huitzilopochtli und Tlazolteotl.", stellte Jens mir die beiden fahlen Gestalten vor. "Meine beiden Engel."<br />
Ich wollte gerade etwas bezüglich der seltsamen Namen erwidern, als ich plötzlich die schönste Frau erblickte, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Sie trat lächelnd durch den Hausflur auf mich zu, ihr langes, blondes, sehr glattes Haar rahmte ihr makelloses, schneeweißes Gesicht ein wie goldenes Wasser. Ihre Augen waren genauso farblos wie die der beiden Mädchen, sie trug ein blasses Sommerkleid, auf das rote Rosen gestickt waren. Sie reichte mir eine sehnige Hand und schenkte mir ein Lächeln, das meinen Körper erschauern ließ.<br />
"Die Mutter meiner Engel, meine Göttin Mictanchihuatl." Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich Jens verbeugte, als die wunderschöne Frau an ihm vorüberschritt und auch ich spürte das drängende Verlangen, mich vor ihr auf die Knie zu werfen aber ich tat es nicht.<br />
"Man nennt mich Micta." Ihre Stimme klang wie der Frühling. "Viele Menschen heutzutage haben Probleme, meinen Namen auszusprechen." Sie lächelte noch immer und als sich unsere Hände berührten, spürte ich einen kalten Hauch meine Haut umschließen. Ich brachte keinen Ton hervor.<br />
"Das ist Dan.", kam mir Jens zu Hilfe. "Wir arbeiten zusammen. Er ist ein guter Kerl. Er wird dein Essen mögen, meine Göttin."<br />
"Das ist nicht von Relevanz.", sagte Micta noch immer lächelnd, doch ihre Augen durchbohrten meine Seele wie gleißende Pfeile. Ich hatte unsagbare Angst, doch Micta und Jens führten mich ins Esszimmer an einen prunkvoll gedeckten Tisch. Jens schenkte Wein ein, einen 2007er Chianti, wie er stolz verkündete. Allmählich kam ich zu mir, die Mädchen hatten sich schweigend an den Tisch gesetzt, auch Micta saß zu meiner Linken und blickte mich verträumt lächelnd an. Ich bemerkte, dass sie noch immer meine Hand hielt, doch ich konnte dem Reflex sie zurückzuziehen nicht nachgeben.<br />
"Du bist jung.", sagte Micta mit ihrer Frühlingstimme. "Ich mag es, wenn Männer jung sind."<br />
Ich nickte und kam mir plötzlich sehr dämlich vor, wie ein Teenager, der das erste Mal mit seiner Jugendliebe spricht. Jens brachte Teller mit einer dampfenden Suppe aus der Küche und stellte sie einen nach dem anderen vor uns auf den Tisch.<br />
"Die Suppe wird dir schmecken.", sagte Micta. "Ich habe sie mit Liebe zubereitet." Jens warf Micta ein verliebtes Lächeln zu und nahm mir gegenüber Platz.<br />
Wir aßen schweigend und ich empfand die Suppe als die köstlichste Speise, die je meinem Gaumen geschmeichelt hat, obwohl ich mich nicht mehr an ihren genauen Geschmack erinnern kann. War sie würzig, scharf oder süß gewesen? Ich weiß es wirklich nicht mehr.<br />
Als wir fertig gegessen hatten stand Jens auf und räumte schweigend ab, während ich Mictas Augen und die ihrer Töchter auf mir lasten spürte. Jens brachte einen Gang nach dem anderen zu uns an den Tisch, einer köstlicher und berauschender als der vorige. Auch der Wein floss in rauen Mengen, ich verspürte jedes Mal den Drang einen tiefen Schluck aus dem Glas zu nehmen wenn Micta mich anblickte, so als würde sie meinen Geist und meinen Körper kontrollieren.<br />
Als wir die Nachspeise hinter uns hatten und Jens die leeren Teller in die Küche gebracht hatte, bat Micta die beiden Mädchen, nach oben auf ihr Zimmer zu gehen, da sie und ihr Ehegatte mit ihrem Gast allein zu sprechen wünschten. Ich war mittlerweile schon reichlich betrunken und spürte die Angst, die mir zuvor die Kehle zugeschnürte hatte nur noch als leises Kitzeln an meinem Herzen. Doch zu sprechen wagte ich noch immer nicht, es wäre mir plump und unpassend vorgekommen, den bezaubernden Augenblick mit meiner nichtssagenden Stimme zu zerstören.<br />
Micta strich mir plötzlich durchs Haar und eine Woge des Glücks durchflutete mich.<br />
"Er ist genau, wie du ihn mir beschrieben hast, mein Liebling.", sagte sie zu Jens. Jens lächelte stolz und betrachtete voller Wohlwollen, wie Micta mein Gesicht zärtlich streichelte.<br />
"Hast du ihm von mir erzählt, mein Liebling?", fragte sie Jens, doch sie wandte ihren Blick nicht von meiner Haut ab. Jens schüttelte den Kopf. "Nein, er hat nur selten gefragt, es war kein Problem, ihn im Dunkeln zu lassen."<br />
Micta nahm nun mein Gesicht in ihre beiden Hände, die kalt wie Eis und heiß wie Feuer zugleich waren. Ihre durchdringenden farblosen Augen blickten mich unergründlich an, ihr Lächeln ließ mein Herz in Flammen aufgehen.<br />
"Menschen fragen zu viel. Immer wollen sie alles verstehen." Sie sprach sehr leise und doch klang es, als spräche sie aus mir selbst zu meiner Seele. "Menschen sind rastlos, wenn sie keine Antworten erhalten. Menschen verlangen und wenn sie nicht bekommen, wonach sie verlangen, dann holen sie es sich mit Gewalt." Sie atmete tief ein und senkte ihren Blick. Als sie ihre Augen wieder den meinen zuwandte, lächelte sie wieder und dann küsste sie mich. Ihre Lippen waren weich und kalt und sie schmeckten bitter, chemisch, wie Spülmittel. Dennoch war es ein betörender Kuss und als sie ihre Lippen von meinem Mund löste, wollte ich mehr.<br />
"Du bist ein Kind, Dan. Nie erwachsen geworden. Ein Kind, das bereits weiß, das fragen sinnlos ist, denn das Leben bietet dir keine Antworten. Das Leben selbst ist eine einzige Frage, doch die Antwort interessiert dich nicht mehr. Du verlangst nicht mehr. Du forderst nicht mehr. Deine Flamme ist erloschen."<br />
Wieder küsste sie mich, wieder und wieder und wieder. Ich vernahm ihre Worte wie im Traum, nahm meine Umwelt kaum noch wahr, dachte nichts, fühlte nichts, war glücklich und traurig zugleich, aufgehoben, angekommen, zurückgekehrt und doch einsam, lebendig und tot zur selben Zeit, Mensch und Tier, Kind und Greis, kein Blut mehr, kein Blut, nur goldenes Wasser in all meinen Venen.<br />
"Ich möchte mit dir nach oben gehen. Jens und ich, du und ich, du und Jens, wir werden eins sein in einer Welt, die in Milliarden Splitter zerfallen ist. Du und ich, meine Lieblinge und Ich, meine Söhne, mein Fleisch, mein Blut, wir werden eins sein in einer Welt, die kein Morgen kennt, eins in einer Welt, die bald den Flammen angehören wird, wie alles einst und je den Flammen angehört."<br />
Sie führte mich nach oben, Hand in Hand gingen wir die Stufen hinauf, Micta vor mir, Jens hinter mir. Wir kamen am Zimmer der Töchter vorbei. Ich sah, wie sie sich liebkosten, nackt in ihrem Himmelbett. Sie warfen mir lüsterne Blicke zu, aus ihren Mündern tropfte Blut, das die Laken durchtränkte.<br />
Wir traten in das Schlafzimmer, es war dunkel und kalt. Jens zog meine Kleidung aus, während mich Micta mit ihren kalten Küssen übersäte.<br />
"Bleib hier und schau zu, Liebling.", sagte sie zu Jens, als sie mich in ihr Bett führte. Und zu mir gewandt sagte sie: "Du wirst mein neuer Liebling sein. Bist jung, viel jünger als das verwelkende Fleisch. Mein neuer Liebling, so schwach und dumm. Fass mich an, hier... genau da, berühre mich, liebe mich, du dummes, dummes Kind. Warmes Fleisch im Strom der Gezeiten. Was glaubst du, ist das Leben? Was gedenkst du, ist es wert? So dumm und klein, das Menschenherz, ganz leise und sacht pocht es in ihren verwesenden Körpern; es will gehört werden! Nur gehört werden, doch niemand hört zu. Niemand hört jemals zu... außer mir und dann ist es zu spät. Kein Morgen mehr. Kein Morden mehr. Das Menschsein endet hier und jetzt. Dein Menschsein endet. Jetzt!"<br />
<br />
Tja, was soll ich sagen, das war der geilste Ritt meines bisherigen Lebens. Am nächsten Montag ging ich wieder zur Arbeit. Ich wusste bereits beim Aufstehen, dass Jens nicht da sein würde. Ich habe ihn seit diesem Abend nie wieder gesehen, weder ihn, noch Micta, noch ihre zwei versauten Töchter. Mittlerweile habe ich selbst eine Frau, keine Micta, aber sie hat auch ihre Reize. Meine Kinder sind schon längst aus dem Haus, mein Leben war kein besonderes, aber dafür eines ohne große Zwischenfälle. Nur die Nacht mit Micta geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Guten Sex vergisst man nicht, nie, da kann kommen, wer will. Manchmal frage ich mich, was aus Jens geworden ist. Ich vermisse die Dienstage, an denen wir losgezogen sind, zwei unschuldige Burschen auf der Suche nach Spaß. Aber ich bin alt und verbraucht und zufrieden mit dem, was ich habe. Ich habe gelebt, habe gearbeitet, eine Familie gegründet und eine Göttin gefickt. Was will man mehr, frage ich da? Was will man mehr...?<br />
Micta hatte Recht. Fragen bringt nichts. Jede Frage ist eine Frage zu viel. Wenn die Menschen endlich lernen würden, guten Sex zu haben, dann würde diese ewige Fragerei auch aufhören. Warum bin ich hier, wo komme ich her? Alles Nonsens.<br />
Aber ich denke schon wieder zu viel. Einfach mal die Fresse halten. Das gilt auch für die Seele.<br />
Einfach mal die Fresse halten.<br />
Punkt.</div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-79169106272509762692014-01-06T17:38:00.001+01:002014-01-09T16:25:56.453+01:00Happy Birthday<div style="text-align: justify;">
"Alles Gute, Mann."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Danke."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Reich mir mal das Dope, bitte."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Willst du schon wieder einen bauen, wir ham doch grade erst..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ich wollt nur mal dran riechen, reg dich ab."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Hier, dann riech dran, du verkackter Spast."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Mhh, ... so muss Freiheit riechen..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Das Dope bringt keine Freiheit. Das Dope bringt nur eine kurzweilige Flucht."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Vor was?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Vor den Wärtern."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Was für Wärter?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Die Wärter deiner Zelle."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Wie jetzt?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Riech einfach dran und sei glücklich."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Soll ich nicht doch einen bauen? Heute ist doch dein verfickter Geburtstag, da kann man auch mal aus seinen Gewohnheiten ausbrechen, was meinste?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Tu, was du nicht lassen kannst."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Das Alter macht dich gleichgültig."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Das Alter ist mir scheißegal."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Sag ich doch!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Sag, was du willst."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Mach ich doch!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Nein, anders: Halt einfach dein Maul."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Na gut, was soll´s. Auf in die Freiheit."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Auf in den Tod."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, ja, stirb du mal, ich bau uns ein Raumschiff."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Jeder Tag ist ein weiterer Schritt auf den Abgrund zu. Irgendwann fallen wir alle rein. Irgendwann fallen wir alle in das verfickte Dunkel."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Wie Captain Kirk, Alter."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ach, komm, bau das Raumschiff und gut."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Jawohl, Sir. Mit Warp 9 ins Unbekannte."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Mit Warp 9 in die Muschi deiner Mutter."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Wie auch immer."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Jap. Wie auch immer..."</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Und schon wieder ein kursiver Abschnitt. Wahnsinn. Ich liebe es, kursiv zu denken. Fühlt sich an, als sei ich allein mit mir selbst. Also mal wirklich allein, niemand da, auch nicht hinter den Wänden. Bin ich allein? Bin ich wirklich allein hier im kursiven All? Ist da Jemand? Hallooooooooo!?</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Gut, ich scheine wirklich allein zu sein. Allein, allein, allein. Hmm... bin ich einsam? Fuck, nein, ich bin glücklich. Glücklich, glücklich - Glück... Hmm... bin ich wirklich glücklich? Bin ich... wirklich ich?</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ok, fangen wir von vorne an. Ich wurde geboren, ich ging zur Schule, bla, bla. Heute ist mein Geburtstag! Ich bin 29 Jahre alt, in Worten: Neunundzwanzig. Wahnsinn. Es gab Menschen, die nie 29 gewesen sind. Menschen, die als Kind einen Autounfall hatten, die vor die Bahn gelaufen sind oder von Psychopathen abgeschlachtet wurden. Menschen, die vorher an Krebs, Aids, Malaria, Brechdurchfall - was auch immer - gestorben sind. Menschen, die sich aufgehangen, sich die Pulsadern oder irgendwelche anderen Adern aufgeschnitten haben. Menschen, die von Brücken, Hochhäusern, Mehrfamilienhäusern, Strommasten gesprungen, gefallen sind. Menschen die in Flugzeugen, in Autos oder Zügen lebendig verbrannt sind. Menschen, die von anderen Menschen erschlagen, erdrosselt, erschossen wurden. Menschen, Menschen, die jetzt keine Menschen mehr sind. Menschen, die jetzt und niemals irgendwann 29 sind, sein werden.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>All das ist mir nicht passiert. Ich bin hier. Ich bin da und ich bin 29. Geil. Da sein. Fühlt sich gut an, dieses da sein. Gute Sache.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>29. Neunundzwanzig.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Als ich sechs war, war "Zurück in die Zukunft 2" mein Lieblingsfilm. Ich hatte ihn auf Videokassette und sah ihn mir jeden Tag an, manchmal mehrmals hintereinander. Marty und Doc reisen ins Jahr 2015, um Marty´s Kinder vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren. Dort gibt es fliegende Autos und jede Menge Sci-Fi-Shit. Marty begegnet seinem dreißig Jahre älteren Ich und ist enttäuscht. Sehr enttäuscht, weil er in der Zukunft ein Loser ist.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich habe mich immer gefragt, wie ich im Jahre 2015 sein werde. Mit 30. In Worten: Dreißig. Damals mit sechs hatte ich bereits genaue Vorstellungen von meinem zukünftigen Ebenbild. Graue Haare auf jeden Fall. Und ein Bart. Der Bart ist aber noch nicht grau. Graue Haare, ein Bart und ein Anzug, schwarz mit roter Krawatte, weil der Kerl irgendeinen Erwachsenenjob hat, bei dem man so was tragen muss. Und ´ne Familie, ´ne Frau und zwei Kinder, die so alt sind wie ich es damals war und die die coolsten Spielsachen haben, weil ihr Vater, also ich, Unmengen an Kohle verdient in seinem coolen Erwachsenenjob.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Wir schreiben nun das Jahr 2014. In Worten: Zweitausendundvierzehn. Ich bin jetzt 29.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich habe keine grauen Haare, dafür wird meine Stirn immer höher.</i> <i>Ich habe keinen Bart, noch nicht mal einen grauen. Ich habe zwar einen Anzug, aber den ziehe ich nicht an, warum auch? Ich habe keinen Job, ich habe kein Geld und ich habe keine verkackte rote Krawatte, was gut ist, da ich Leuten, die Krawatten tragen, immer am liebsten mit der Faust in ihre verschissenen Krawattengesichter schlagen möchte, was bedeutet, dass ich mir selbst in die Fresse hauen müsste, wenn ich eine rote Krawatte an hätte. Über die Sache mit der Krawatte bin ich also sehr froh.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich habe keine Familie, keine Frau, keine Kinder. Ich habe Eltern, die mir regelmäßig Kohle auf mein Konto überweisen, damit ich über die Runden komme. Aber eine Frau und Kinder und Spielsachen für meine Kinder habe ich nicht. Warum sollte ich auch Spielsachen haben, wenn keine Kinder da sind. Die würden hier nur sinnlos im Weg stehen und ich würde ständig drüber stolpern und mir bei einem dieser Stürze vermutlich das Genick brechen, oder irgendwas anderes Wichtiges.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Fliegende Autos gibt es auch keine. Nur die stinknormalen Blechkisten, die es früher auch schon gab. Dafür gibt es das Internet. Und Smartphones. Und Facebook. Und Youporn. Und lustige Videos. Haufenweise lustige Videos.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Schon cool, die Zukunft. Auch ohne fliegende Autos.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Coole Zukunft.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>Ich frage mich, wie ich mit vierzig aussehe. Vielleicht ein Bart? Dann aber definitiv grau. Auf den Anzug scheiß ich, aber ein Job wär schon geil, am besten einer, bei dem man keine Krawatten tragen muss. Familie? Hmm... ´ne Frau und Kinder und Spielsachen für die Kinder? Dann müsste ich ja jetzt bald mal damit loslegen, och nee, das klingt nach ´ner Menge Arbeit, Scheiße. Ich setz´ die Familie mal in Klammern. Fliegende Autos sollten aber definitv drin sein, keine Frage. Wir haben das Internet, wir haben erneuerbare Energien, Scheiße Mann, wir werden definitiv fliegende Autos haben im Jahr 2025, in Worten: Zweitausendfünfundzwanzig.</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>So langsam geht mir dieses kursive Geleier auf den Sack. Ich sollte echt mal die Augen aufmachen, sollte echt mal, also sollte echt mal die Augen auf... also auf mit den Augen!</i></div>
<div style="text-align: justify;">
Augen auf!</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
"Wow..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Na, wieder da?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Dein Raumschiff ist der Killer."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Wie war der Trip?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Keine Ahnung. Kursiv irgendwie..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Kursiv? Was bedeutet das nochmal?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ach, vergiss es. Ist jedenfalls alles gut. Alles ist gut."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Kein Tod, kein Abgrund mehr?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Doch, Tod und Abgrund sind immer da. Ist aber trotzdem alles gut."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Cool."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Jap. Cool."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Cool, cool, cool."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Cool, cool."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Was Essen?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, lass ´ne Pizza bestellen oder so. Kannst du mir was leihen?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Alter, wie oft soll ich dir noch was leihen. Ich krieg mittlerweile mindestens 15 Pizzen von dir!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"In Worten: Fünfzehn."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Was?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ach nix. Komm, dann lass die Tiefkühldinger reinschmeißen."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Boah, nee, da hab ich jetzt mal so gar keinen Bock drauf, echt."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Dann lass bestellen, wenn du zahlst."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, gut, scheiß drauf. Aber beim nächsten Mal zahlst du!"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, scheiß drauf. Beim nächsten Mal zahl ich."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Echt jetzt, such dir nen Job."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Fick dich, Mann, ich hasse Krawatten."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Was laberst du da für ´nen Müll, Alter..."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ich bestell´ jetzt. Pizza Parma mit Extra-Käse für dich?"</div>
<div style="text-align: justify;">
"Pizza Parma mit Extra-Käse für mich."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Cool."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Cool, cool."</div>
<div style="text-align: justify;">
"Ich nehm´ auch eine." </div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-71809599672058421012013-12-19T14:09:00.001+01:002013-12-19T17:03:15.150+01:00Ehrlichkeit<div style="text-align: justify;">
<i>Ich sitze am Rechner; ein langer, anstrengender Tag liegt hinter mir. Ich trinke ein Bier und schau mir sinnlose Videos auf youtube an. Nebenher habe ich facebook auf, damit ich immer auf dem Laufenden bin. Matze schreibt mir, er will wissen, ob ich schon Cloud Atlas gesehen hab und ob der gut ist, weil der sich den mit seiner Freundin reinziehen will. Ich antworte, dass der Film Schrott ist, aber mit der Freundin kann man den schon gucken. Ich gebe "Hund beißt Kind in die Eier" in das Suchfeld ein und klicke das zweite Video in der Liste an. Ich habe dieses Video jetzt schon mindestens fünfhundert Mal gesehen und es wird von Mal zu Mal komischer. Ich genieße meinen Lachanfall, als der Hund versucht, mit seiner Schnauze nach dem roten Laserpointer zu schnappen, der dem Jungen zwischen die Beine geleuchtet wird. Wieder einmal denke ich mir, wie geil doch lachen ist, man vergisst alle Sorgen, der Kopf macht ´ne kleine Pause vom Gedankenkarussell und das Leben erscheint einem leicht und unbeschwert. Lachen ist echt das Beste.</i><br />
<i>Eine neue Nachricht bei facebook. Tanja lädt zu ihrem Geburtstag ein. Bei Tanja gibt´s immer Bier umsonst, denke ich, also klicke ich auf "nehme teil" und schreibe einen Kommentar unter die Einladung: Stell schon mal das Bier kalt! ;)</i><br />
<i>Ich klicke auf ein Video mit dem Titel "Mann spaltet Melone mit seinem Kopf". Ich schaue mir den Mann an, der eine Melone mit seinem Kopf spaltet. Interessant.</i><br />
<i>Bier leer, ich hol ein neues aus dem Kühlschrank.</i><br />
<i>Facebook meldet sich wieder. Es ist Matze. Er schreibt, dass sie sich jetzt den neuen Hobbit angucken, die Freundin hatte keinen Bock auf Cloud Atlas. Ich antworte, dass der auch scheiße ist, aber mit der Freundin kann man den ruhig gucken.</i><br />
<i>Es kommt noch eine Meldung, ich klicke auf die rote Eins bei Benachrichtigungen. DanTheDarkness hat mal wieder eine neue Story online, na toll. Am Anfang hab ich den Kram ja noch gerne gelesen, die eine Story mit der Minderjährigen war echt saugeil, oder die mit dem Mann in der Bahn, der die ganze Zeit vom Ficken labert, hab mich weggeschmissen. Aber in letzter Zeit schreibt der echt nur noch Bullshit. Liebe hier und Freundschaft da, kaum noch lustige Sachen drin. Irgendwie zieht mich der Scheiß immer runter den der schreibt, warum macht der das eigentlich? Was hat der davon, andere Leute runterzuziehen? Früher war der Kerl echt lustig, keine Ahnung, aber seit ein paar Jahren geht der allen einfach nur noch auf den Sack. Der denkt einfach zu viel und vor allem zu viel Scheiße. Denken ist ja eigentlich ziemlich gut, aber nicht, wenn´s einem schadet, dann sollte man das sein lassen, finde ich. Na egal, wir haben früher viel Zeit miteinander verbracht, Dan und ich, also tue ich ihm den Gefallen und les den Scheiß. Ist ja zum Glück nur ne kurze Story.</i><br />
<i>Also, worum gehts, guter Mann? Ehrlichkeit... - lame. Dem fällt echt nichts mehr ein. Traurig. Na, was soll´s, dann schauen wir mal, was der ach so schlaue Herr Darkness so über Ehrlichkeit schreibt...</i><br />
<br />
-<br />
<br />
"Ehrlichkeit" - 17.12.2013 <br />
Die Sache mit der Ehrlichkeit ist, dass sie nie in absoluter Konsequenz ausgelebt werden kann ohne Schaden anzurichten. Ehrlichkeit bis zu einem gewissen Grad ist in den meisten Fällen vorteilhaft, sie schafft <span dir="auto">Authentizität, sie schafft Vertrauen; Menschen fühlen sich geborgen und sicher, wenn sie ihr Gegenüber zu kennen glauben. Aber in jeder Beziehung herrscht eine unsichtbare Grenze und wer diese überschreitet, dem wird die Ehrlichkeit zum Verhängnis. Ehrlichkeit schafft Ablehnung, Unverständnis, Enttäuschung. Ehrlichkeit schafft Schwäche und wer schwach ist, der muss leiden. Die Schwachen schwimmen unter dem Strom - sie leisten nichts, sie wissen nichts, sie können nichts.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Niemand will schwach sein. Und doch sehnen wir uns nach vor allem eines: Verstanden zu werden, geliebt zu werden, als der Mensch, der wir wirklich sind, ohne Maske, ohne Schutz. Wir sehnen uns nach Vertrauen. Dieses Vertrauen glauben wir in kleinen ausgesuchten Kreisen gefunden zu haben, die wir um unsere Seele errichtet haben. Den Kreis der Freundschaft, den Kreis der Liebe.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Doch auch Freundschaften sind anfällig für die Flammen der Ehrlichkeit, auch die Liebe zu einem Menschen kann uns täuschen, wenn er sich uns als der offenbart, der er wirklich ist. In der Freundschaft und der Liebe herrschen dieselben Grenzen wie in allen anderen Beziehungen, nur sind sie weiter gesetzt und erlauben mehr Freiraum, mehr Luft zum atmen, um die nächste Lüge vorzubereiten.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Entsetzen macht sich breit, wenn man das Bild, dass man sich mühsam über Jahre hinweg von einem Menschen gemacht hat, vor sich einstürzen sieht; wenn sich Seiten an der Persönlichkeit auftun, die man bis dahin noch nicht kannte und die einem Angst machen, die verstörend, peinlich oder sogar bösartig sind. Vorbei ist dann das Vertrauen, vorbei die Hoffnung auf grenzenlose Ehrlichkeit. Vorbei die Freundschaft oder auch die Liebe oder in Beziehungen das Verlangen.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Vorbei, vorbei, vorbei.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Man breitet die Arme aus, sucht verzweifelt nach Ersatz um das dunkle Loch zu stopfen, die klaffende Wunde, die der einst so geliebte Mensch, der jetzt ein Fremder ist, in die eigene Seele gerissen hat. Und man findet Ersatz. Die Lüge hilft dabei, tatsächlich zu glauben, dass man nun wieder sicher sei. Die Lüge hilft dabei, erneut von Ehrlichkeit und wahrer Liebe zu sprechen, als habe man vergessen wie grausam das Erkennen gewesen ist, wie schmerzhaft die Wahrheit, wie gleißend die Verblendung.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">So halten manche Verbindungen, vielleicht für die "Ewigkeit", denn dort wurden nie die unsichtbaren Grenzen überschritten, dort wurde die Lüge gefeiert wie ein Heiliger, ein Schutzpatron der Freundschaft, der Liebe, ein alles umfassender Puppenspieler, der zusammenhält, was nicht zusammen passt. Und wir frönen diesen Verbindungen, wir sprechen sie heilig, wir sagen "Ich liebe dich" und "Du bist mein bester Freund" und es ist uns gleich, dass wir lügen, weil wir uns in der Lüge geborgen fühlen, heimisch, geschützt. Bis dann doch eines Tages eine Grenze überschritten wird, der Vorhang fällt und die Lüge auffliegt. Nackt steht sie dann da, im grellweißen Scheinwerferlicht und wimmert und fleht, Ekel ergreift uns und panische Verzweiflung, die uns zur Flucht ins Ungewisse zwingt, zur Flucht in die Fremdheit der Menschenmassen, der Schatten, von denen einer unser Retter sein wird - sein muss! - sonst lohnt es sich nicht zu bleiben, sonst ist alles umsonst gewesen, jeder Atemzug, jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes verlogene Wort. Wir alle sind Getriebene der Einsamkeit, ständig auf der Flucht vor der Wahrheit, denn die Wahrheit zerfetzt uns wie ein Raketenschauer.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Wenn ich doch nur die Lüge lieben könnte, dann wäre ich endlich geheilt. Wenn ich doch nur zugleich lügen und lieben könnte, dann hätte ich einen Platz im Chaos der Gestalten. Aber ich kann es nicht, die Lüge widert mich an, das Schauspiel verdreht meine Gedärme, der Zirkus der Menschheit ist eine Vorstellung des Wahnsinns.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Seht her, ich überschreite sämtliche Grenzen, seht meine Seele, nackt und wimmernd, flehend im Scheinwerferlicht. Ich bin DanTheDarkness, das hässlichste, schwächste, widerwärtigste Geschöpf auf Erden. Wendet euch ab, wenn ihr den Anblick nicht länger ertragen könnt aber verschont mich mit euren Lügen! Wer bleiben will, der soll bleiben. Euch will ich lieben, so wie ihr seid, mit all euren Fehlern und Schwächen. Wir errichten uns ein Königreich der Ehrlichkeit, in dem es keine Grenzen mehr gibt, keine Angst vor dem blendenden Antlitz der Wahrheit, keine Lügen, die wie drahtige Nähte blutende Wunden zusammenhalten.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Ich wähle die Ehrlichkeit und mit ihr, wenn es sein muss, die Einsamkeit. Denn nur so fühle ich mich geborgen, heimisch und sicher. Nehmt eure Lügen und werdet glücklich auf eurer Flucht vor euch selbst. Ich bleibe hier und träume vom Universum, den ewig schweigenden Sternen im dunklen Ozean der Unendlichkeit, den Monden und Sonnen, Kometen und Asteroiden.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto">Ich bleibe hier und erlerne das Schweigen.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span dir="auto"><i>"Vos qui transitis... Serius aut citius sedem properamus in unam."</i></span><br />
<br />
<span dir="auto"><i>-</i></span><br />
<span dir="auto"><i></i></span><br />
<span dir="auto"><i>Alter, genau das meine ich. Was meint der mit Lügen, wieso lügen denn alle? Wieso muss man einsam sein, wenn man ehrlich ist? Der hat echt ne Macke, der Vogel. Mal wieder ärgere ich mich darüber, den Scheiß gelesen zu haben. Meine gute Laune ist dahin. Das war echt das letzte Mal, dass ich mir ne Story von DanTheDarkness reingezogen hab, das allerletzte Mal. Freundschaft und blutige Nähte... tz, das will doch keiner lesen, du Spast!</i></span><br />
<span dir="auto"><i>Na, was solls, ich gebe "Hund beißt Kind in die Eier" in das Suchfeld bei youtube ein und schau mir das Video an. Beim dritten Mal muss ich endlich lachen und DanTheDarkness ist vergessen. Ich teile das Video mal wieder bei facebook und schreibe einen Kommentar:</i></span><br />
<span dir="auto"><i>"Leute, es ist immer wieder geil! Ich kann nicht aufhören, darüber zu lachen! xD"</i></span><br />
<span dir="auto"><i>Bier leer, ich stehe auf und hole ein neues aus dem Kühlschrank...</i></span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-76923355659194194182013-11-18T21:49:00.002+01:002013-11-18T21:49:37.620+01:00Weißabgleich<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Feierabend.
Ich sitze in der Bahn und starre auf mein Smartphone. Seite wird geladen... ich
weiß gar nicht mehr, was ich eben in das Google-Suchfeld eingegeben hab. Ist ja
auch egal, geht ja nur darum, die Zeit zu überbrücken. Die Langeweile, das
graue Nichts zwischen Arbeit und Zuhause. Draußen ist es schon dunkel. Es
regnet. Es ist kalt.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die
Seite öffnet sich, ah ja, genau, die Sitzgarnitur, die meine Freundin haben
wollte. Ich scrolle runter und fange an, die Amazon-Bewertungen zu lesen:</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Mein Mann und ich sind
total zufrieden mit der Sitzgarnitur. Wir hatten uns schon seit längerem für
das Duo-Set entschieden, wollten aber noch bis nach unserem Teneriffa-Urlaub
warten, falls es zu Lieferengpässen kommen sollte. Der Versand über Amazon
verlief jedoch wie gewohnt reibungslos und...</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
scrolle weiter. Der Kunde Ludwig S. schreibt:</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die Polster sind zwar
nicht aus hochwertigem Material, aber durchaus bequem und nicht zu weich. Die
Rückenlehne ähnelt sehr dem Härnösand-Modell von Ikea, das wir auch in der
engeren Auswahl hatten. Es passt sich ergonomisch an die Wirbelsäule an und ist
im Vergleich zum Härnösand etwas härter, was dem Sitzkomfort allerdings eher zu
Gute kommt als...</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
scrolle weiter, schaue kurz aus dem Fenster, sehe nichtssagende Gesichter, die
im grellen Licht der U-Bahn-Haltestelle farblosen Masken ähneln, dann schaue
ich wieder auf mein Handy. Die Seite kotzt mich an und ich gehe zurück zu
Google. Ich überlege kurz, dann gebe ich "Sinn des Lebens" ein. Ich
öffne den ersten Link, Wikipedia, der Bildschirm wird weiß, die Seite wird
geladen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Hinter
mir fängt plötzlich ein Mann an zu telefonieren. Ich starre auf das weiße
Display meines Handys bin aber mental bereits in der Welt des Fremden, den ich
nicht sehen, sondern nur hören kann. Er scheint mit einem Freund zu
telefonieren. Er klingt irgendwie traurig, nein, eher entrückt und lethargisch.
Obwohl er so langsam und monoton spricht, zieht mich seine Stimme in den Bann.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass er zu mir spricht, zu allen in der Bahn,
dass er uns auf eine seltsam ironische Weise etwas sagen will. Interessant..., denke ich. Ich höre zu und
vergesse das Handy.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;"><span style="mso-spacerun: yes;"> </span>"... Ich war eben da. Sie sieht aus wie
immer. Sie hat gelächelt, als ich in das Zimmer kam. Ihre Augen waren ganz rot. Wir haben eine Weile über Belangloses geredet, dann
fing sie mit dem Thema an. Das es ungerecht ist, warum es ausgerechnet sie
treffen musste, warum Gott so etwas zulässt und warum alle einfach weiter
machen, obwohl sie wissen, dass es keine Ordnung, keine Gerechtigkeit, keinen
Sinn im Leben gibt und so weiter. ... Ja. ... Nein, das hat sie nicht gesagt. ...
Ich weiß es nicht... Nein, ich werde nicht mehr zu ihr fahren.</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Hör zu, ich
hatte den ganzen Tag dieses Gefühl, diesen Druck, verstehst du, dass ich etwas
leisten muss, dass ich mich öffnen muss, dass ich nicht länger verdrängen kann.
Auf der Fahrt zum Krankenhaus habe ich mir vorgestellt, wie ich sie in meine
Arme nehme, wie ich anfange zu weinen, mich nicht mehr halten kann und alles
vergesse. Wie damals, du weißt schon... Aber da war nichts dergleichen. Ich bin nicht traurig, ich bin
nicht unsicher, ich halte das Leben nicht für ungerecht. Das Leben ist mir
egal, der Tod ist mir auch egal. Was passiert, passiert eben, was kann ich
dafür? Warum soll ich von allem ein Teil sein? Niemand ist ein Teil von
irgendetwas.</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Als sie da eben vor mir saß und geheult hat und die Welt und alles verteufelt hat,
weißt du, woran ich da gedacht hab? An meinen Fernseher hab ich gedacht. Das
ich dringend mal einen Weißabgleich machen sollte, weil mir letztens bei Game
of Thrones aufgefallen ist, dass meine Einstellung einen leichten Rotstich hat.
Ich musste während der ganzen Folge darauf achten, konnte mich kaum auf die
Handlung konzentrieren, hab überall dieses Rot gesehen. Bin fast verrückt
geworden. Ich hab mir dann vorgenommen, mir die Tage mal Zeit für die
Einstellung zu nehmen und dann passiert sowas und ich muss ins verdammte
Krankenhaus fahren und mir das dämliche Geleier anhören, das Menschen nun mal
von sich geben, wenn sie in ihren illusionären Grundfesten erschüttert werden,
weil wieder mal jemand gestorben ist oder sonst was und so weiter. Verstehst du, ich war
genervt, statt traurig, hab meine Rolle gespielt und war innerlich weit, weit
weg. Das, das... ja... nein, so ist das nicht...</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Es geht mir nicht darum, mich
selbst zu schützen. Ich brauche keinen Schutz. Ich kenne die Existenz, ich
weiß, dass ich nichts weiß, ich weiß, dass der Tod sinnlos ist und dass es
keine Ordnung in den Dingen gibt. Wovor soll ich also noch Angst haben? Dass
mich ein Auto erfasst, dass ich ausgeraubt und totgeprügelt werde, dass mein
Haus abbrennt, meine Tochter stirbt, die Erde von einem Meteoriten in Stücke
gesprengt wird? Nein, ich hab keine Angst. Das Leben ist mir gleich, ich mache
einfach weiter, Tag für Tag, immer wieder gibt es neue Aufgaben zu erledigen,
warum soll ich mir Gedanken um den Tod machen? ... Jetzt fahre ich nach Hause,
mach mir was zu Essen und nehm´ mir dann Zeit für den Weißabgleich. Morgen ist
ein neuer Tag und übermorgen auch und immer gibt es was zu tun. Dinge tun, da
sein... Das ist der einzige Sinn den wir Menschen brauchen. ... Was? ... Natürlich
nicht. Ich hab ihr gesagt, dass das alles wieder wird und sie nach vorne
schauen soll und so. ... Klar, hab ich das... Nein, das wäre mir zu anstrengend
gewesen, soll sich ein Psychologe darum kümmern...</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Als mein Sohn damals
gestorben ist, hab ich genauso einen Scheiß von mir gegeben. Alle wollten mir
helfen, aber es gibt keine Hilfe für so was. Menschen tun nur so, als wollten
sie helfen, aber im Grunde können sie es nicht, nie. Man muss akzeptieren, dass
das Leben ein Mysterium ist, das mit unseren beschränkten Mitteln nicht erfasst
werden kann. Liebe, Wut, Trauer, das sind doch alles nur hormonelle
Vergänglichkeiten. Was zählt, ist die Gegenwart, immer die Gegenwart, was du
tust, was du sagst, genau in diesem Moment. Der Rest ist Nonsens, Ballast, der
uns davon abhält, so zu sein, wie wir sind. ... ... Das ist mir auch egal, dann
halt mich doch für pessimistisch, nihilistisch, wie auch immer... wen kümmert
das? ... Häh? ... Ja, genau... Ja... Ha, ha, du Witzbold... Hehe... Hehehaha,
du bist so ein Komiker, hehe... Ja, Rotstich, genau. Ist mir erst
letztens aufgefallen, wie gesagt, bei Game of... ja, klar, mit maximaler
Auflösung. Nee, 3D guck ich ja gar nicht mehr, daran liegt das nicht. ... Cool,
wie heißt die Seite? ... Ja, alles klar, mach das... ... mach das... Ok, ok.
... Ja, ich bin in zwanzig Minuten zu Hause, dann ruf ich nochmal an wegen der
Einstellung, am besten schickst du sie mir auf meine gmail-Adresse, dann hab
ich sie direkt auf dem Handy. Alles takko mein Freund, danke dir. Ich meld´ mich später.
Jup, bis dann, ciao..."</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
höre wie der Mann aufsteht, ich kann ihn schemenhaft im Fenster der
Fahrerkabine erkennen. Grauer Mantel, kurze Haare, Mitte vierzig vielleicht.
Nichtssagend, wie die Masken da draußen. Er verlässt die Bahn an der nächsten
Haltestelle. Ich widme mich wieder meinem Smart-Phone. Was hatte ich eben
nochmal bei Google eingegeben? Ah ja, richtig, der Sinn des Lebens.</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die Seite kotzt mich an.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich gehe zurück zu Google und gebe Samsung UE46F6470 Weißabgleich in das Suchfenster ein...</span></div>
<!--[if gte mso 9]><xml>
<w:WordDocument>
<w:View>Normal</w:View>
<w:Zoom>0</w:Zoom>
<w:TrackMoves/>
<w:TrackFormatting/>
<w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone>
<w:PunctuationKerning/>
<w:ValidateAgainstSchemas/>
<w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid>
<w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent>
<w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText>
<w:DoNotPromoteQF/>
<w:LidThemeOther>DE</w:LidThemeOther>
<w:LidThemeAsian>X-NONE</w:LidThemeAsian>
<w:LidThemeComplexScript>X-NONE</w:LidThemeComplexScript>
<w:Compatibility>
<w:BreakWrappedTables/>
<w:SnapToGridInCell/>
<w:WrapTextWithPunct/>
<w:UseAsianBreakRules/>
<w:DontGrowAutofit/>
<w:SplitPgBreakAndParaMark/>
<w:EnableOpenTypeKerning/>
<w:DontFlipMirrorIndents/>
<w:OverrideTableStyleHps/>
</w:Compatibility>
<m:mathPr>
<m:mathFont m:val="Cambria Math"/>
<m:brkBin m:val="before"/>
<m:brkBinSub m:val="--"/>
<m:smallFrac m:val="off"/>
<m:dispDef/>
<m:lMargin m:val="0"/>
<m:rMargin m:val="0"/>
<m:defJc m:val="centerGroup"/>
<m:wrapIndent m:val="1440"/>
<m:intLim m:val="subSup"/>
<m:naryLim m:val="undOvr"/>
</m:mathPr></w:WordDocument>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml>
<w:LatentStyles DefLockedState="false" DefUnhideWhenUsed="true"
DefSemiHidden="true" DefQFormat="false" DefPriority="99"
LatentStyleCount="267">
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Normal"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="heading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="35" QFormat="true" Name="caption"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="10" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" Name="Default Paragraph Font"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="11" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtitle"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="22" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Strong"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="20" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="59" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Table Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Placeholder Text"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="No Spacing"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Revision"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="34" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="List Paragraph"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="29" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="30" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="19" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="21" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="31" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="32" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="33" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Book Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="37" Name="Bibliography"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" QFormat="true" Name="TOC Heading"/>
</w:LatentStyles>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]>
<style>
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:"Normale Tabelle";
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-priority:99;
mso-style-parent:"";
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin-top:0cm;
mso-para-margin-right:0cm;
mso-para-margin-bottom:10.0pt;
mso-para-margin-left:0cm;
line-height:115%;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:11.0pt;
font-family:"Calibri","sans-serif";
mso-ascii-font-family:Calibri;
mso-ascii-theme-font:minor-latin;
mso-hansi-font-family:Calibri;
mso-hansi-theme-font:minor-latin;
mso-fareast-language:EN-US;}
</style>
<![endif]-->DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-37843973496703808172013-10-23T15:00:00.001+02:002013-11-14T13:55:44.193+01:00Die Schönheit des Ertrinkens<div style="text-align: justify;">
<!--[if gte mso 9]><xml>
<o:OfficeDocumentSettings>
<o:AllowPNG/>
</o:OfficeDocumentSettings>
</xml><![endif]-->
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
war sechs, als ich das erste Mal von der zerstörerischen Magie der Musik in
Stücke gerissen wurde. Meine Eltern hatten sich gerade getrennt und meine neuen
Pflichten in der Schule überforderten mich. Ich erinnere mich, als sei es
gestern gewesen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
kam aus der Schule, niemand war zu Hause. Ich hatte bereits einen eigenen
Schlüssel, obwohl ich gerade erst eingeschult worden war. Meine Mutter hielt
mich für eine Art Wunderkind, das nicht nur seinen gleichaltrigen Mitschülern,
sondern auch den meisten Erwachsenen überlegen war. Heute glaube ich, dass sie
sich einfach nur die Kosten für eine Nachmittagsbetreuung sparen wollte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Jedenfalls
war da dieser graue Nachmittag, der Tag in der Schule war ein Alptraum gewesen
und ich war froh, endlich von der Stille der menschenleeren Wohnung umgeben zu
sein. All der Lärm, das Getue der Lehrerin, die Streitereien auf dem Schulhof
waren weit entfernt und ich spürte, wie sich meine Kehle von dem Druck löste,
der seit dem von Stress und Hektik geprägten Morgen auf ihr lastete.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Doch
in mir tobte noch immer die Wut. Wut über die vergeudete Zeit in der Schule,
Wut über das irrationale Verhalten meiner Klassenkameraden, Wut über die
ungerechte Lehrerin, die ihren unverdauten Hass allen Männern gegenüber Luft
machte, indem sie die Jungen aus ihrer Klasse wie Dreck behandelte, während die
Mädchen von ihr auf Händen durchs Leben getragen wurden. Ich spürte Wut meinen
Eltern gegenüber, weil sie nicht mehr an die Liebe glaubten und ich spürte Wut
mir selbst gegenüber, weil ich nichts zu tun vermochte, um sie wieder zur
Vernunft zu bringen. Durch meine Venen pulsierte dunkler, undefinierbarer Zorn
und es schien kein Ventil zu geben, durch das ich mein Blut hätte reinwaschen
können.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Doch
an jenem Tag war etwas anders. Irgendwie, durch einen glücklichen Wink des
Schicksals, hatte ich plötzlich eine Kassette meines Bruders in der Hand.
"Hardcore" stand in hektisch hin gekritzelten Lettern auf dem schief
aufgeklebten Etikett. Ich legte sie in die Anlage, die sich meine Eltern noch
vor kurzem gemeinsam angeschafft hatten, drehte am Rad für die Lautstärke,
drückte auf den kleinen grünen Pfeil für Play und wartete gespannt. Ein dumpfes
Rauschen drang aus den Boxen, mein Herz schlug wild vor Erwartung und Angst.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Als
mich der dunkle Bass wie ein brennender Panzer überrollte und die rhythmischen
Schallwellen der Instrumente meine Brust in tausend Stücke sprengten, wusste
ich, dass ich endlich etwas in der Welt gefunden hatte, das keine Lüge war. Ich
fühlte mich plötzlich frei von all der Last meines jungen Lebens, von den
Erwartungen, den Illusionen, dem falschen Lächeln der Maskierten. Ich schrie,
wie ich noch nie in meinem Leben zuvor geschrieen hatte, ich tobte, warf Möbel um,
Glas zerbarst und mit den tausend Scherben zersprang auch meine Angst vor der
Zukunft. Die Nachbarn klopften wie wild an die Tür, doch ich war in meinem
Rausch gefangen. Ich weinte, ich lachte, ich schrie und tobte durch die Wohnung
wie ein Wirbelwind.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Das
Leben hatte sich mir endlich in seiner wahren Gestalt offenbart. Es gab fortan
kein Zurück mehr. Meine Seele war für alle Zeit an den unsichtbaren Dämon
gebunden.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die
Musik war seitdem stets mein unsichtbarer Begleiter durch die Höllenfeuer des
Alltags. Mein Bruder ließ mich seine Kassetten hören, auch wenn er sich sonst
nicht großartig um mich scherte. Ich lernte die verschiedenen Instrumente und
Nuancen aus dem Chaos der Klänge herauszufiltern. Den treibenden, dumpf
wimmernden Bass, der einem wie harte Schläge durch die Eingeweide rauschte, die
klirrenden Becken, die um den brennenden Kern herum zirkulierten wie Motten um
ein Feuer, das harte, unbarmherzige Rauschen und Dröhnen der verzerrten
Gitarren, die Wut und Verzweiflung in einer bis an ihre Grenzen getriebenen
menschlichen Stimme.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Manchmal
hörte ich tagelang nur einen einzigen Song, spulte die Kassette immer wieder
zurück und genoss von neuem das bekannte Chaos, und doch entdeckte ich bei
jedem Durchlauf etwas Neues, eine versteckte Betonung, eine zuvor unbeachtete
Nuance. Wenn ich ein Stück in und auswendig kannte, strömten unaufhaltsame
Bilder auf mich ein, Bilder des Triumphes über das Leben, Bilder des Hasses und
Bilder der Liebe. Ich erfand komplette Geschichten, die sich mit den Klängen der
Musik verbanden und sich für immer in mein Herz brannten.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Mit
elf Jahren bekam ich meine erste Gitarre, da mein Vater sich nach dreijähriger
Abstinenz wieder gemeldet und ein schlechtes Gewissen seinen Söhnen gegenüber
gehabt hatte. Es war berauschend, die Musik, die ich zuvor als etwas Festes,
Vorgeschriebenes empfunden hatte, mit meinen Fingern und Gedanken steuern und
lenken zu können. Jeden Tag nach der Schule warf ich meine Schulsachen in die
Ecke und übte und spielte und experimentierte mit den mir so vertrauten Tönen.
Meine Mutter war oft wütend darüber, dass ich nichts für die Schule tat und
stattdessen ständig an der Gitarre saß. Aber sie hatte nicht den nötigen
Willen, um mich dazu zu zwingen, meine Hausaufgaben zu machen, oder für die
Prüfungen und Tests zu lernen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Mit
vierzehn spielte ich in meiner ersten Band. Es war eine Schülerband und wir
spielten bescheuerte Songs für bescheuerte Menschen. Die Lehrer wollten, dass
wir uns einen vernünftigen Bandnamen zulegten. Vernünftig hieß hier, dass er weder
obszön noch in sonstiger Weise gegen die Werte einer friedlebenden,
harmonischen Gesellschaft verstoßen durfte. Wir nannten uns schließlich
"The Fuckfest", was für reichlich Furore nicht nur in der
Lehrerschaft der Schule sorgte. Unser erstes Konzert spielten wir allerdings
unter dem Namen "Happy Holidays" auf dem Sommerfest der Schule. Den
Namen hatte sich meine Klassenlehrerin ausgedacht; eine untervögelte, einsame
Frau mitte vierzig, die vom Leben enttäuscht und von sich selbst angewidert
war.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Es
folgten weitere belanglose Auftritte und die Songs, hauptsächlich seichte
Coverstücke altbackener Oldies, hingen mir nach kurzer Zeit zum Hals raus. Beim
alljährlichen Sommerfest, ich hatte zuvor ein Live-Video von Nirvana mit meinem
Bruder zusammen gesehen, zerstörte ich mitten im Solopart von "House Of
The Rising Sun" meine Gitarre, den von der Schule gestellten Verstärker
sowie die Bassdrum des schuleigenen Schlagzeug-Sets. Ich wurde von dem
Schülerband-Projekt der Schule supendiert und durfte eine Woche lang nicht zum
Unterricht erscheinen, was ein Segen war.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">In
den folgenden Jahren lernte ich immer mehr Musiker kennen. Über eine Freundin
aus der Klasse baute ich Kontakt zu einer Gruppe langhaariger Freaks auf, die
schon über zwanzig waren und einen eigenen Proberaum zum jammen hatten. Wir
hingen zusammen rum, tranken Bier und Schnaps und kifften einen Joint nach dem
anderen. Gleich am ersten Abend war ich so stoned, dass ich über das Kabel
meiner Gitarre fiel und das ohnehin schon malträtierte Teil mit voller Wucht in
die Anlage flog. Die Jungs lachten nur und sagten, wenn ich das nochmal genau
so hinbekomme und dabei ein fettes Solo spiele, würden sie mich in ihre Band
aufnehmen. Ich spielte mein Solo, verzichtete aber auf die Showeinlage.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
jammten die halbe Nacht und ich stellte fest, dass meine neuen Freunde zwar
alle vollkommen verdreht, aber dennoch, oder vielleicht gerade deswegen,
verdammt gute Musiker waren. Es war berauschend, wie sich die Ideen
überschlugen, wie sich Songs entwickelten ohne über eine gemeinsame Richtung zu
sprechen. Wir lachten viel in dieser Nacht und ich musste kotzen vom vielen
Alkohol und dem Gras und Tom, der Bassist fuhr mich nach Hause und klopfte mir
auf die Schulter und sagte mir, dass ich mir schon mal Gedanken über einen
Bandnamen machen solle.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Meine
Mutter schimpfte mit mir, weil ich mitten in der Nacht nach Hause kam und nach
Bier, Zigaretten, Gras und Kotze stank. Aber sie hatte wie gewohnt nicht die
Energie und Willensstärke, um meiner Gleichgültigkeit irgendetwas entgegen zu
setzen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Mein
Vorschlag, die Band "The Fuckfest" zu nennen, wurde mit tobendem
Applaus angenommen und wir probten daraufhin wie verrückt und schrieben Songs,
die wir aus den besten Parts unserer Jam-Sessions zusammen bastelten. Eines
Tages kam Rush - unser Drummer der eigentlich Rainer hieß und dem sein Name so
unfassbar peinlich war, dass er jedesmal etwas in Stücke schlug, wenn ihn
jemand so nannte - in den Proberaum, er hatte ein ganz rotes Gesicht, weil es
draußen so kalt war und er war ganz aufgeregt und schrie uns an, dass er für
The Fuckfest einen Gig klar gemacht hätte. Wir sollten im Death & Dance als
Vorband von "The Illuminados" spielen, was eine Ehre war, denn die
Erleuchteten waren eine sehr bekannte lokale Rockband, die uns einige Zuschauer
einbringen würde.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">An
das Konzert selbst erinnere ich mich nur noch schwach, nicht weil ich unter
Drogeneinfluss gestanden hätte, nein, ganz im Gegenteil, ich war viel zu
nüchtern, weil ich Angst hatte, die komplexen Arrangements zu vergessen. Es war
einfach ein berauschendes Erlebnis, vor so vielen betrunkenen Leuten zu
spielen, die jeden Takt unserer Musik abfeierten, als wären sie Jahrzehnte lang
auf einem fremden Planeten gestrandet gewesen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Es
folgten noch einige Konzerte, unter anderem eines, bei dem es nur einen
einzigen Zuschauer gegeben hatte, weil niemand Werbung gemacht hatte. Der Typ
war nur zufällig an dem Laden vorbeigekommen, weil er eigentlich ´ne Nutte
ficken wollte, aber auf dem Parkplatz waren dann keine gewesen und dann hatte er
sich gedacht, was soll´s, schau ich mir halt The Fuckfest an. Er war auf jeden
Fall zufrieden, was man von uns nicht behaupten konnte, obwohl es reichlich
Bier gegeben hatte, das als Gage fungieren sollte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Das
Ende von The Fuckfest kam ganz plötzlich, als Rush eines Tages nicht mehr zu
den Proben auftauchte. Er sei ausgerissen, hieß es. Habe genug von der Scheiße
gehabt und sei nach Amerika geflogen, um auf einer Farm zu arbeiten. Die Band
brauchte im Grunde nur einen neuen Drummer, aber Rushs Fortgang hatte ein
Lauffeuer in Gang gesetzt. Tom verließ ebenfalls die Band, weil er sich auf den
Job und seine Freundin konzentrieren wolle, die ihm den Floh ins Ohr gesetzt
hatte, dass wir ihn zu einem schlechten Menschen machen würden, weil wir
kiffende, saufende, rüpelnde Versager seien, die niemals einen Job oder ein
Haus oder eine Familie haben würden und ob er auch so ein Versager sein wolle
und was er denn von der Musik erwarte, wie er mit Bassspielen seine zukünftigen
Kinder ernähren wolle und bla, bla.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Zurück
blieben Ben und ich, Gesang und Gitarre. Ich erinnere mich noch genau an den
Abend, als Tom uns all den Scheiß von seiner Freundin und den zukünftigen
Kindern erzählt hatte und dann wie ein getretener Hund abgerauscht war und ich
allein mit Ben im Proberaum saß, das Rauschen meines Verstärkers vertrieb
glücklicherweise die trostlose Stille, die uns sonst eingehüllt und um den
Verstand gebracht hätte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
suchten daraufhin nach geeigneten Musikern, um The Fuckfest fortzuführen, aber
die einzigen Typen, die sich auf unsere Anfragen meldeten, waren entweder
vollkommene Dilettanten oder gemeingefährliche Psychopathen, denen wir einen
nach dem anderen eine Absage erteilen mussten. Und so kam es, wie es kommen
musste: Tom erschien eines Tages ebenfalls nicht zur Probe und ich saß allein
im wabernden Rauschen meines Verstärkers und klimperte vor mich hin, in
Gedanken an die großartigen Momente der letzten Jahre.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
beschloss, mich ebenfalls um mein Leben zu kümmern, dass während der letzten
Jahre vollkommen aus dem Ruder gelaufen war. Ich hatte die Schule geschmissen
und hielt mich mit unterbezahlten Nebenjobs über Wasser. Meine Mutter ließ mich
noch zu Hause wohnen, aber sie sprach nicht mehr mit mir, ignorierte mich gar
vollkommen, um mir zu zeigen, wie enttäuscht sie von mir war. Zumindest sparte
ich mir die Miete und hatte ein Dach über dem Kopf, aber all das bedeutete mir
wenig, denn mir fehlten die Musik und die Euphorie eines Gigs. Wenn man einmal
dieses berauschende Gefühl erlebt hat, auf einer Bühne zu stehen, den Geist der
Musik mit anderen Menschen zu teilen und eins zu sein, mit dem Klang der Welt,
dann kann einen nichts anderes mehr begeistern.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
bewarb mich schließlich um eine Ausbildungsstelle und fing eine Lehre zum
Industriemechaniker an. Die Laune meiner Mutter besserte sich, was das
Zusammenleben mit ihr enorm erleichterte. Ich arbeitete hart und fiel jeden
Abend müde und ausgelaugt ins Bett, nur um am nächsten Morgen in einen ähnlich
zermürbenden Tag zu starten. Die Tage glichen tatsächlich einer dem anderen,
nur das Wochenende spendete den Trost der Variation, doch variierten sie nur
scheinbar, denn im Endeffekt gestaltete sich jedes Wochenende wie das andere.
Freitags zog ich mit Freunden um die Häuser, versuchte Mädchen aufzureißen und
betrank mich maßlos. Für den Samstag nahm ich mir stets vor, zu Hause zu
bleiben und an neuen Songs zu arbeiten, aber ich hielt es nie lange in meinem
vernachlässigten Zimmer aus und widmete mich stattdessen den gleichen sinnlosen
Anstrengungen, das Leben zu vergessen, wie am Tage zuvor. Die Variation war
letztendlich wie so vieles im Leben nur eine bloße Illusion und ich wusste,
dass es so nicht weitergehen konnte, doch ich ließ mich treiben im eiskalten
Strom der Belanglosigkeit, ich wollte nicht mehr auf Sinnsuche gehen, wollte
nur noch leben und meine Pflichten erfüllen, die mich zu einem Menschen von
Vielen machten.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Es
war ein grauer, nichtssagender Mittwoch gewesen, als ich meinem Chef sagte,
dass er sich selbst ficken und sich dann eine Kugel in seinen fetten hässlichen
Schädel schießen solle, was ohne Umschweife dazu führte, dass ich meine
Ausbildung an den Nagel hängen konnte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
weiß nicht mehr, was mich dazu getrieben hatte, aber ich erinnere mich noch
sehr genau an den Augenblick, als ich aus der großen Maschinenhalle ins
milchige Tageslicht trat und mich die so lang entbehrte Freiheit und ein
unbeschreiblicher Drang zu leben wie ein Feuer durchflutete. Ich hatte noch
Tage danach dies Grinsen im Gesicht, wie es nur einen Menschen zieren kann, der
nach langer Zeit der Selbstleugnung plötzlich wieder Sinn und Struktur in der
Welt entdeckt und dem augenblicklich alle Möglichkeiten und Träume offen zu stehen
scheinen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Meiner
Mutter erzählte ich zunächst nichts von meiner Kündigung, ich behauptete ich
sei krank und sie beließ es dabei. In ihrer Welt gab es andere Sorgen und sie
vertraute mir immer noch wie einem Heiligen, obwohl sie genau wusste, dass ich
alles andere war als das.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
hatte einiges an Kohle angesammelt und beschloss, mein kleines Vermögen bis auf
den letzten Pfennig in Alkohol und Drogen zu investieren. An einem dieser
verkorksten Abende traf ich auf Trent, einen jungen Amerikaner, der von zu Hause
ausgerissen war, um das dunkle Europa kennenzulernen, wie er es nannte und um
Inspiration für seine Musik zu finden. Er spielte Bass, war unglaublich
hässlich und sprach kaum Deutsch, aber wir hatten eine Menge Spaß an diesem
Abend, ich spendierte ihm und mir selbst zahlreiche Drinks und wir quatschten
jede Frau an, die in unsere Nähe kam, egal ob sie hübsch war oder nicht.
Natürlich bekamen wir eine Abfuhr nach der anderen, was nicht nur daran lag,
dass Trent so ein hässlicher Fucker war, aber wir lachten nur, wenn uns wieder
eine abblitzen ließ und bestellten Tequila, Rum und Wodka, bis wir nicht mehr
stehen konnten.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
trafen uns am nächsten Abend im Proberaum, um zu jammen, ich glaube ich sah
nicht besser aus als der dürre Trent, denn ich hatte den Kater meines Lebens,
aber ich freute mich dennoch auf die Session und hoffte sehr, dass Trent so
spielen konnte, wie er trank. Wir hatten uns schnell gefunden, er spielte sehr
groovelastig und akzentuiert, was mir sehr gefiel, da es meinem eher unsauberen,
dynamischen Spiel eine feste Grundlage gab. Wir sprachen kaum miteinander,
ließen vielmehr die Instrumente sprechen und ich freute mich sehr, dass Trent
ähnlich wie ich den Hang zu traurigen Melodien und melancholischen Flächen
hatte, die sehr an die glorreichen Siebziger erinnerten. Wir beschlossen, uns
regelmäßig zu treffen und nach weiteren Musikern Ausschau zu halten, damit wir
eine Band gründen konnten. Mein Herz hörte nicht auf, wild gegen meine Brust zu
schlagen, als ich abends in meinem heruntergekommenen Zimmer saß und an die
Zukunft dachte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Eines
Tages brachte Trent einen schüchternen, kränklich aussehenden Rotschopf mit in
den Proberaum, der aussah, als wäre er jahrelang von einem Perversen in einem
dunklen Keller gefangen gehalten worden und erst seit ein paar Wochen wieder in
Freiheit. Er sprach sehr leise und sah einem dabei nicht in die Augen, aber ich
mochte ihn, da er mich an einen Freund erinnerte, den ich in der Grundschule
gehabt hatte. Der Junge hieß Gabriel und war ein sehr talentierter Drummer.
Gleich bei der ersten Session mit ihm hatten wir bereits ein paar grobe Songs
zusammen, deren dunkle Schwermütigkeit und destruktive Melancholie uns selbst
überraschte. Mir fiel auf, dass Gabriel selten bis überhaupt nicht lächelte,
aber wenn er am Schlagzeug saß, leuchteten seine Augen auf eine unheimliche
Weise und verrieten seinen Zorn und seinen Willen, der Welt ihre
Ungerechtigkeit und Grausamkeit für alle Zeiten heimzuzahlen. Wir probten
daraufhin so oft wir konnten und da wir alle drei arbeitslos waren, kamen wir
ziemlich oft dazu, an neuen Songs zu arbeiten. Wir verzichteten irgendwann
sogar darauf, uns für die nächste Session zu verabreden, denn irgendeiner von
uns war immer im Proberaum und es war eine Frage der Zeit, wann der Rest letztlich
eintrudelte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
versuchte mich als Sänger, aber mehr als wütendes Gebrüll brachte ich nicht
zustande. Ich wollte es schon aufgeben und auf einen vernünftigen Sänger
warten, aber Trent bestand darauf, dass ich wenigstens in den harten Passagen
meinen Hass in die Welt hinausschrie. Er war der Meinung, dass durch das
Gebrüll etwas mehr Menschlichkeit in unsere Klangwelten gebracht würde und dass
es den Zuhörer dazu brächte, die Songs nicht mehr nur als Songs, sondern als
Fragmente ihres eigenen verworrenen Lebens wahrzunehmen. Mir war es gleich,
aber ich bemühte mich, meine Gesangs- oder besser Geschrei-Passagen auf ein
Minimum zu beschränken, auch weil es mich zu sehr von der Intensität der
Harmonien ablenkte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Gabriel
erwies sich als wahres Genie, was die lyrische Komposition von Worten und
Metaphern anging. Mir war bereits aufgefallen, dass er zwar wenig sprach, doch
wenn er etwas sagte, er sich immer Zeit ließ, die richtige Ausdrucksweise zu
finden, um seine komplexen Gedankenbilder zu vermitteln. Ich fragte ihn, ob er
nicht einen Text für einen Song schreiben wolle, an dem wir gerade arbeiteten
und er willigte ein. Er ließ sich Zeit mit der Schreiberei und stellte
plötzlich Trent und mir Fragen über Fragen, was wir empfänden, wenn wir den
Song spielten, welche Bilder die Melodien in uns hervorrufen würden und
dergleichen. Es war ein schwermütiger Song von knapp neun Minuten, er war recht
einfach gestrickt, entwickelte aber eine kaum spürbare Dynamik, die gegen Ende
in einem alles zerfetzenden Chaos aus Störgeräuschen, Geschrei und wilden,
unaufhaltsamen Bassrhythmen mündete. Der ruhige Einstieg erinnerte mich jedoch
immer an den Ozean, die schwarze Stille tief unten im Meer, in der kein Mensch
überleben, es keinen Raum für Neid, Hass und Gier geben kann. Gabriel gefiel
diese Vorstellung, auch wenn er seltsam entrückt vor sich her starrte, während
ich ihm meine Bilder beschrieb.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Als
ich den Text das erste Mal las, wurde mir schwer ums Herz und ich wusste, dass
es genau das war, wonach der Song geschrien hatte. Es war ein kryptisches
Gedicht ohne Titel und entwarf Bilder eines kleinen Mädchens, dass immer tiefer
in die Dunkelheit des Ozeans hinabgezogen wurde und mit jedem Meter, den es in
die unendliche Tiefe sank, mehr und mehr Erinnerungen an ihr vorheriges Leben
als Mensch, als Schwester, als Tochter und als Freundin von sich abwarf. Die
Einsamkeit und Stille der Tiefe ließ sie zu etwas Höherem werden, ein Mensch,
der all sein Menschsein abgeworfen und jegliche Schwäche und Angst verloren
hatte. Ich stellte sie mir als das schönste Geschöpf vor, dass sich ein
menschlicher Geist würde vorstellen können.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
fragte Gabriel, wie er auf dieses Bild mit dem ertrinkenden Mädchen gekommen
sei und er antwortete, dass das Mädchen seine Schwester symbolisiere, die vor
vielen Jahren ertrunken war, nachdem sie beim Schlittschuhfahren auf dem See
ins Eis eingebrochen war. Er sagte das sehr anteilslos, als wäre es die
Erinnerung an einen Film, den er als Kind gesehen hatte, aber wie beim
Musizieren verrieten seine Augen, was wirklich in ihm vorging und ich stellte
keine weiteren Fragen mehr, jetzt nicht und auch nicht in Zukunft, was es mit
den Metaphern in seinen Texten auf sich hatte. Ich ließ sie einfach wirken und
freute mich jedesmal aufs Neue, dass sie stets wie das letzte fehlende Teil
eines Puzzles zur Musik passten.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
gaben dem Song den Titel "The Beauty Of Drowning" und es wurde uns
zum Ritual, jede unserer Proben und späteren Konzerte mit ihm zu beginnen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Artjom
komplettierte schließlich unsere Band. Er war ein sehr fähiger und kreativer
Gitarrist, der mir in technischer Sicht um einiges voraus war. Er war
gebürtiger Russe und hatte von Natur aus Freude an melancholischen Harmonien.
Wir ergänzten uns sehr. Wenn ich ein Riff oder eine Melodie spielte, dauerte es
keine zwei Minuten und Artjom hatte ein entsprechendes Gegenstück aus den
Fingern geschüttelt, welches das Gitarrenspiel um milliarden Welten erweiterte,
ohne ihm die ursprüngliche Intension zu nehmen. Nicht nur unser Vorzeigestück
"The Beauty Of Drowning" gewann durch ihn an Klangfülle und
Intensität, sondern unser gesamter Sound wurde breiter, offener und lebendiger.
Wir klangen nicht mehr so roh und hart wie in unseren Anfangstagen, unsere
Songs fühlten sich an wie schwarzes Wasser, dass jedesmal aufs Neue in einem
immer wieder variierenden Strom in die Zukunft floss. Wir entschlossen uns
kurzerhand, auch unsere Band "The Beauty of Drowning" zu nennen und
das Ertrinken sowie den Ozean als leitendes Motiv in all unseren Songs zu
etablieren.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die
ersten Konzerte kamen und wir spielten wie gewohnt vor kleinen Gruppen von
Zuhörern. Seltsam war, dass die Leute anders als damals bei den
Fuckfest-Auftritten weder ausrasteten, noch sonst große emotionale Regungen
zeigten, sondern vielmehr wie paralysiert vor der Bühne standen und uns mit
unergründlichen Augen anstarrten, als kämen wir aus einer anderen Welt. Heute
vermute ich, dass sie uns einfach nicht einordnen konnten, nicht verstanden,
wie man so traurige Musik machen konnte. Ich stellte fest, dass die meisten
Menschen Musik als etwas erachteten, dass sie von der Sinnlosig- und
Traurigkeit des Lebens ablenken sollte und sie nicht mit der Nase direkt
hineinstoßen durfte. Aber genau das taten wir und sprachen damit nicht
jedermann auf Anhieb an.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Aber
es war uns egal, was die Leute von uns hielten, denn wir wussten, dass wir
nichts anderes machen wollten, das The Beauty Of Drowning genau das war, was
unsere Verbindung, was jeden einzelnen von uns ausmachte. Und so spielten wir
weiter, mal vor hundert, mal vor zehn Zuhörern und immer war da die kleine Zahl
an Gästen, deren Nerv wir trafen, die dankbar waren für das, was wir zu geben
hatten und das war für uns wichtiger, als die Massen zu begeistern.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Doch
das Geld wurde knapp und da wir an den Konzerten eher schlecht als recht
verdienten, war es uns bald nicht mehr möglich, die Miete für unseren Proberaum
zu bezahlen. Trent flog aus seiner Wohngemeinschaft und lebte von da an im
Proberaum. Artjom wohnte in einem Wohnwagen und Gabriel und ich teilten uns
mein Zimmer in der Wohnung meiner Mutter, was seltsam gut funktionierte, denn
Gabriel war ein angenehmer Mitbewohner, der mit wenig zufrieden war.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
gingen also wieder auf Jobsuche, um unsere Musik zu finanzieren. Ich arbeitete
als Kommissionierer für ein Maschinenbauunternehmen, Gabriel fand eine Stelle
als Briefträger. Artjom lebte weiterhin von den Tantiemen seines Großvaters,
der vor vielen Jahren ein russisches Weihnachtslied komponiert hatte. Es war
ein Hungerlohn, aber Artjom war bescheiden und sein Wohnwagen ersparte ihm hohe
Mietkosten. Trent verdingte sich zunächst als Straßenmusiker, konnte allerdings
kaum Gewinne erzielen, weil er erstens sehr uninspiert Gitarre spielte und
zweitens durch seine drahtige Hässlichkeit die Leute vergraulte. Er ließ eines
Tages dann einfach seine schäbige Klampfe im Proberaum und setzte als Bettler
auf das Mitleid der Leute, was um einiges besser funktionierte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">So
vergingen die Jahre, wir spielten einige Konzerte und gewannen eine kleine
Fanbase, die uns von Gig zu Gig folgte und uns das Gefühl gab, eine kleine
gemeinsame Familie zu sein. Trent hingegen widmete sich mehr und mehr dem
Alkohol, was für uns zunehmend zum Problem wurde. Musikalisch lieferte er
weiterhin Qualität, es war unglaublich, wie besoffen er bei manchem Auftritt
gewesen war und trotzdem sauber und mit Gefühl Bass gespielt hatte. Doch sein
körperlicher Zustand verschlechterte sich von Monat zu Monat und es war eine
Frage der Zeit, wann er komplett abrutschen und sich um den Verstand saufen
würde. Wir redeten stundenlang mit ihm, meldeten ihn für eine Entziehungskur
an, doch er ließ nicht ab vom Trinken. Eines Tages war er fort; da, wo vorher
sein Bass und seine Schlafecke gewesen war, lag ein Zettel auf dem in kaum
lesbaren Lettern geschrieben stand, dass er nach Indien reisen und sich selbst
finden wolle.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Trents
Verschwinden warf die Band in einen dunklen Abgrund und es war wieder wie
damals mit The Fuckfest, dass dieser eine Schlag das komplette Gleichgewicht
der Gruppe zerstörte. Artjom hatte schon lange mit dem Gedanken gerungen, nach
Russland zurückzukehren, um eine Familie zu gründen, hatte sich aber wegen der
Band und der Musik nie überwinden können. Jetzt taumelte die Band und er sah
seine Chance gekommen. Alles reden half nichts, so verloren wir auch ihn an die
große weite Welt.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Gabriel
und ich blieben zurück und suchten noch eine Weile nach geeignetem Ersatz, doch
wir wurden mit keinem der Bewerber so richtig warm. Die Band war wie eine
Familie für uns gewesen. Einen Bruder oder einen Vater kann man schließlich
auch nicht einfach durch jemanden ersetzen. Und so verzichteten wir auf das
Vorhaben, The Beauty Of Drowning fortzusetzen und beschlossen, erstmal eine
Pause zu machen und unsere Leben in den Griff zu bekommen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Gabriel
fand einen Job bei einem Verlag und er zog nach Berlin. Es war ein trauriger
Abschied gewesen und ich hatte Tränen in den Augen, als ich ihn gehen ließ.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
habe sie alle bis heute nicht wieder gesehen. Was aus Trent und Artjom geworden
ist, weiß ich nicht. Gabriel schrieb mir Jahre später eine Email und wir
tauschten unsere Nummern aus, aber es kam nie zu einem Wiedersehen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Heute
arbeite ich als Verkäufer in dem Plattengeschäft meines Bruders. Seit The
Beauty Of Drowning habe ich nie wieder in einer Band gespielt und vermisse es
auch nicht. Ich habe eine wunderschöne Tochter und eine biestige Ex-Frau, die
ich trotz all dem Ärger, den wir die letzten Jahre hatten, über alles liebe.
Ich habe eine kleine gemütliche Wohnung am Stadtrand, bin gesund und freue mich
auf die Zukunft mit meiner kleinen Familie, doch ich weiß auch, dass mich bis
ans Ende meiner Tage die Zweifel foltern werden. Was wäre wenn...? Diese Frage
stellen wir uns alle nicht nur einmal in unserem Leben. Doch was bleibt ist
stets die Gegenwart, das was tatsächlich geworden ist. Alles andere sind
Erinnerungen, Wünsche, Träume die eines Tages verblassen, wenn wir in die
Tiefen des Ozeans hinabsinken und alles Meschliche von uns abwerfen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Am
Ende aller Tage sind wir alle schön. Frei von Elend und Angst, Hunger und
Traurigkeit. Im Ertrinken liegt der Glanz der Ewigkeit. Dieses Geschenk gebührt
uns allen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Dem
einen früher, dem anderen später.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">-
Alle Personen und Begebenheiten sind frei erfunden. Dies ist keine
Bandbiografie. -</span></i></div>
<!--[if gte mso 9]><xml>
<w:WordDocument>
<w:View>Normal</w:View>
<w:Zoom>0</w:Zoom>
<w:TrackMoves/>
<w:TrackFormatting/>
<w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone>
<w:PunctuationKerning/>
<w:ValidateAgainstSchemas/>
<w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid>
<w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent>
<w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText>
<w:DoNotPromoteQF/>
<w:LidThemeOther>DE</w:LidThemeOther>
<w:LidThemeAsian>X-NONE</w:LidThemeAsian>
<w:LidThemeComplexScript>X-NONE</w:LidThemeComplexScript>
<w:Compatibility>
<w:BreakWrappedTables/>
<w:SnapToGridInCell/>
<w:WrapTextWithPunct/>
<w:UseAsianBreakRules/>
<w:DontGrowAutofit/>
<w:SplitPgBreakAndParaMark/>
<w:EnableOpenTypeKerning/>
<w:DontFlipMirrorIndents/>
<w:OverrideTableStyleHps/>
</w:Compatibility>
<m:mathPr>
<m:mathFont m:val="Cambria Math"/>
<m:brkBin m:val="before"/>
<m:brkBinSub m:val="--"/>
<m:smallFrac m:val="off"/>
<m:dispDef/>
<m:lMargin m:val="0"/>
<m:rMargin m:val="0"/>
<m:defJc m:val="centerGroup"/>
<m:wrapIndent m:val="1440"/>
<m:intLim m:val="subSup"/>
<m:naryLim m:val="undOvr"/>
</m:mathPr></w:WordDocument>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml>
<w:LatentStyles DefLockedState="false" DefUnhideWhenUsed="true"
DefSemiHidden="true" DefQFormat="false" DefPriority="99"
LatentStyleCount="267">
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Normal"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="heading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="35" QFormat="true" Name="caption"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="10" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" Name="Default Paragraph Font"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="11" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtitle"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="22" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Strong"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="20" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="59" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Table Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Placeholder Text"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="No Spacing"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Revision"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="34" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="List Paragraph"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="29" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="30" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="19" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="21" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="31" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="32" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="33" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Book Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="37" Name="Bibliography"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" QFormat="true" Name="TOC Heading"/>
</w:LatentStyles>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]>
<style>
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:"Normale Tabelle";
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-priority:99;
mso-style-parent:"";
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin-top:0cm;
mso-para-margin-right:0cm;
mso-para-margin-bottom:10.0pt;
mso-para-margin-left:0cm;
line-height:115%;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:11.0pt;
font-family:"Calibri","sans-serif";
mso-ascii-font-family:Calibri;
mso-ascii-theme-font:minor-latin;
mso-hansi-font-family:Calibri;
mso-hansi-theme-font:minor-latin;
mso-fareast-language:EN-US;}
</style>
<![endif]--></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-57400325525945496752013-09-29T14:32:00.000+02:002013-09-29T14:33:36.870+02:00Die Frau im blauen Kleid<div align="justify">
"Das, was mich wirklich verfolgt, ist ihr Blick... ihr Lächeln, das Leuchten in ihren Augen, kurz bevor der Laster sie erfasst."</div>
<div align="justify">
Der Mann am Schreibtisch schreibt etwas in seinen Notizblock. Er wartet geduldig, gibt seinem Patienten Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. Der Patient atmet schnell. Als er wieder zu sprechen beginnt, zittert seine Stimme vor Schmerz:</div>
<div align="justify">
"Ich muss immer daran denken, an was sie gedacht hat in diesem Moment. Jede Nacht erlebe ich diesen Tag von neuem, küsse sie ein letztes Mal, verabschiede mich von ihr, sehe ihr nach, wie sie in ihrem blauen Sommerkleid, das sie so geliebt hat, über die Straße zu ihrem Auto geht, sich noch einmal umdreht, mich anlächelt und..."</div>
<div align="justify">
Der Patient kann seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er weint und schluchzt, sein Atem ist unregelmäßig und erregt.</div>
<div align="justify">
"Weinen Sie ruhig." Der Mann am Schreibtisch blickt den Patienten eindringlich an und wartet darauf, dass dieser sich wieder entspannt. "Es ist gut, Trauer zuzulassen."</div>
<div align="justify">
"Ich will aber nicht mehr trauern, verdammt!" Der Patient ist verzweifelt, wütend, kompensiert den Verlust durch Aggression. "Ich will einfach nur wieder leben! Eine Nacht durchschlafen, ohne sie erneut zu verlieren! Ich halte das einfach nicht mehr lange aus! Ich kann nicht mehr, verstehen Sie? Ich will nichts mehr zulassen, ich will einfach nur vergessen!"</div>
<div align="justify">
Der Mann am Schreibtisch nickt. Sonnenlicht spiegelt sich in seinen runden Brillengläsern.</div>
<div align="justify">
"Ich will sie einfach nur vergessen... Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn wir uns niemals kennengelernt hätten... ich meine, wenn wir uns niemals verliebt hätten. Liebe ist eine grausame Last, wenn sie nicht erfüllt werden kann. Ich hasse die Liebe. Sie hat mir nichts als Schmerz und Einsamkeit gebracht."</div>
<div align="justify">
Der Mann am Schreibtisch schlägt die Beine übereinander.</div>
<div align="justify">
"Ich weiß, dass Sie mir helfen wollen... ich weiß, dass ich weiter an mir arbeiten muss und das alles... aber ich habe einfach nicht mehr die nötige Kraft dazu. Ich bin leer, verstehen Sie? Alles ist grau und bedeutungslos für mich da draußen. Nichts kann meine Liebe zu ihr... jemals ersetzen..."</div>
<div align="justify">
Der Mann am Schreibtisch räuspert sich, bevor er mit ruhiger, gelassener Stimme erwidert: "Im Grunde geht es auch nicht darum, einen Ersatz für Ihre verstorbene Frau zu suchen, Herr Eidsvag. Sie verlangen zu viel von sich und dem Leben."</div>
<div align="justify">
"Nein. Sie verstehen das nicht... Das Leben verlangt zu viel von <i>mir</i>."</div>
<div align="justify">
Der Mann am Schreibtisch schüttelt den Kopf. "Das Leben verlangt überhaupt nichts von Ihnen, Herr Eidsvag. Das Leben ist das, was Sie daraus machen. Wir haben schon einmal darüber gesprochen, dass Sie versuchen müssen, die Zeit mit Ihrer verstorbenen Frau als etwas Gutes, eine Art Geschenk zu betrachten. Sie müssen lernen, die Vergangenheit als etwas Positives zu sehen, etwas, an dem Sie durch glückliche Fügung teilhatten und das jetzt hinter Ihnen liegt. Sie müssen nach vorne schauen, dann werden Sie auch die Schatten der Erinnerungen loswerden."</div>
<div align="justify">
"Geben Sie mir einfach irgendwas, damit ich nicht mehr träume, Doktor. Irgendwas, ich flehe Sie an! Die Träume sind es, die mich fertig machen, nicht die Erinnerungen, die kann ich kontrollieren. Diese verfluchten Träume jede Nacht. Bitte, Doktor. Verschreiben Sie mir Valium."</div>
<div align="justify">
Der Mann am Schreibtisch schüttelt den Kopf. "Nein, Herr Eidsvag. Dadurch erreichen wir gar nichts. Sie müssen sich ihren Ängsten stellen und sie überwinden, wenn Sie frei sein wollen."</div>
<div align="justify">
Der Patient bricht erneut in Tränen aus. Er richtet sich auf und blickt den Mann am Schreibtisch mit erröteten, blutunterlaufenen Augen an. "Wenn Sie mir kein Valium verschreiben, werde ich mir einen anderen Psychiater suchen."</div>
<div align="justify">
"Auch damit erreichen Sie nur das Gegenteil, Herr Eidsvag. Sie wissen das."</div>
<div align="justify">
Der Patient schüttelt den Kopf. "Ich weiß gar nichts... Niemand tut das. Wir alle sind unwissende Narren... Jeder ist allein, wir alle haben unsere Vergangenheit. Es wird niemals aufhören. Es gibt nur diesen einen Ausweg. Existenz bedeutet Leiden. Das war schon immer so und ist es auch heute noch..."</div>
<div align="justify">
Der Mann am Schreibtisch schreibt etwas in seinen Notizblock.<br />
<br />
</div>
<div align="justify">
</div>
<div align="justify">
Drei Stunden und siebenundvierzig Minuten später. Der Patient, Herr Eidsvag, Aksel sitzt vor dem Fernseher und starrt in das flimmernde Chaos aus farbigen Pixeln. Er denkt nichts, er fühlt nichts, ist weder glücklich, noch traurig, weder einsam, noch verzweifelt. Er starrt einfach auf das sich ständig verändernde Farbenmeer und atmet, atmet, atmet. Dann, ohne besonderen Grund, stellt sich Schärfe in seinem Blick ein und er erkennt einen grauen Mann im Anzug vor einem blauen Hintergrund. Das Rauschen in Aksels Kopf formt sich zu Worten und er beginnt, deren Bedeutung in sich aufzunehmen:</div>
<div align="justify">
"... geben kann. Gott ist nicht nur unser Schöpfer, er ist auch unser Freund. In den dunkelsten Stunden, wenn wir keine Hoffnung mehr sehen, ist er da, tief in uns, weit über uns, überall und hält uns in seinen schützenden Armen. Alles Übel in der Welt verblasst und wir sind eins mit dem göttlichen Klang. Shaaaaaaaaaaaaaa - shaaaaaaaaaaaaaa - spüren Sie die die Aura Gottes in ihrem Herzen? - shaaaaaaaaaa - shaaaaaaaaaaaaa - shaaaaaaaaaaaaaa..."</div>
<div align="justify">
Aksel schaltet den Fernseher aus und verlässt das Wohnzimmer. Im Schlafzimmer betrachtet er das Bett. Eine Gänsehaut schleicht sich über seinen Rücken den Nacken hinauf bis an die Spitze seines Schädels. Er geht ins Bad, putzt sich die Zähne, zieht sich um, wäscht sich das Gesicht, betrachtet sich im Spiegel. Draußen beginnt es sanft zu regnen. Er schließt das Fenster, löscht das Licht, geht ins Schlafzimmer, legt sich ins Bett. Er gübelt noch eine Weile vor sich hin, versucht, nicht an sie zu denken. Er zwingt sich, an Belangloses zu denken. An den Supermarkt mit seinen vielen Regalen und der entspannenden Musik im Hintergrund. An sein Schlagzeug, die goldenen Becken, die dumpfe, stampfende Bassdrum und die leicht quietschende Fußmaschine, die er demnächst zur Reparatur bringen muss. Er denkt an Geld und Segelschiffe und an Wachsfiguren und Feuer. Er stellt sich vor, wie es sich anfühlt, zu verbrennen. Kein guter Gedanke, er denkt schnell wieder an etwas anderes. Er schaltet das Licht aus und konzentriert sich auf seine Atmung, wie es ihm sein Psychiater empfohlen hat. Kopf aus. Herz aus. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Einatmen... Ausatmen...</div>
<div align="justify">
Schließlich schläft Aksel ein. Zunächst ist alles schwarz, doch nach circa einer Stunde beginnt er zu träumen.</div>
<div align="justify">
Es ist der gleiche Traum wie jede Nacht.</div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-44639146374137344692013-09-22T13:23:00.001+02:002013-09-22T14:03:02.684+02:00Disney<div style="text-align: justify;">
<!--[if gte mso 9]><xml>
<w:WordDocument>
<w:View>Normal</w:View>
<w:Zoom>0</w:Zoom>
<w:TrackMoves/>
<w:TrackFormatting/>
<w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone>
<w:PunctuationKerning/>
<w:ValidateAgainstSchemas/>
<w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid>
<w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent>
<w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText>
<w:DoNotPromoteQF/>
<w:LidThemeOther>DE</w:LidThemeOther>
<w:LidThemeAsian>X-NONE</w:LidThemeAsian>
<w:LidThemeComplexScript>X-NONE</w:LidThemeComplexScript>
<w:Compatibility>
<w:BreakWrappedTables/>
<w:SnapToGridInCell/>
<w:WrapTextWithPunct/>
<w:UseAsianBreakRules/>
<w:DontGrowAutofit/>
<w:SplitPgBreakAndParaMark/>
<w:EnableOpenTypeKerning/>
<w:DontFlipMirrorIndents/>
<w:OverrideTableStyleHps/>
</w:Compatibility>
<m:mathPr>
<m:mathFont m:val="Cambria Math"/>
<m:brkBin m:val="before"/>
<m:brkBinSub m:val="--"/>
<m:smallFrac m:val="off"/>
<m:dispDef/>
<m:lMargin m:val="0"/>
<m:rMargin m:val="0"/>
<m:defJc m:val="centerGroup"/>
<m:wrapIndent m:val="1440"/>
<m:intLim m:val="subSup"/>
<m:naryLim m:val="undOvr"/>
</m:mathPr></w:WordDocument>
</xml><![endif]--><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Als
ich jung war, liebte ich Disney. Ich rede von den Zeichentrickfilmen, die dem
Konzern Jahrzehnte lang Erfolg und vor allem massenweise Asche eingebracht
haben. Mir gefielen die detailliert gezeichneten Figuren, besonders die
niederträchtigen, fiesen Charaktere wie Jafar, Shir-Khan oder Onkel Scar, aber
auch mit den Protagonisten, wie Aladdin, Mogli oder Simba konnte ich mich
identifizieren. Auch die spannenden Geschichten fesselten mich immer wieder
aufs Neue vor den Bildschirm. Ich hatte alle Filme auf Videokassette, sah sie
mir oft an, manchmal mehrmals hintereinander, weil ich einfach nicht genug
davon bekommen konnte. Es war diese Mischung aus Spannung, Ästhetik, Witz und,
ja, ich gebe es zu, Liebe, die mich wie viele andere meiner Zeitgenossen damals
immer wieder in einen seltsam harmonischen Bann zog.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Okay,
jetzt ist es ja raus, vor allem die verfickte Liebe hatte es mir angetan. Wenn
ich heute noch an das Gefühl denke, als ich das erste Mal Jasmins makelloser
Schönheit auf der Kinoleinwand gegenübersaß - kaum atmen konnte ich, so
verliebt war ich in dies fiktive Produkt aus Tusche und Farbe – überfällt mich
noch heute ein Schauer der Erhabenheit. Und wie sehr bebte mein Herz bei dem ersten
Kuss, als Aladdin auf dem fliegenden Teppich stehend an ihrem Balkon zu ihr
hinauf blickte und ihre im Mondschein silbern schimmernden, perfekt
geschwungenen Lippen mit den seinen berührte. Oft habe ich von diesem Moment
geträumt, nur waren es dann meine Lippen anstatt die des verlausten
Straßenjungen und es war meine Jasmin, mein Mädchen, dass ich aus ganzem Herzen
liebte und sie mich, da wir füreinander geschaffen waren.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Das
erste wirkliche Mädchen, an das ich mein Herz verlor, hieß ebenfalls Jasmin.
Sie war eine Schönheit, das schönste Mädchen aus der Klasse und zudem auch noch
das beliebteste und geistreichste. Sie konnte bereits in der zweiten Klasse
perfekt lesen, sie war natürlich, lustig, offenherzig und ehrlich. Ich träumte
jede Nacht von ihr, wenn ich es denn endlich mal schaffte einzuschlafen bei all
dem Trubel in meinem Herzen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
war ein sehr schüchternes Kind mit viel Phantasie, aber großer Angst vor der
Welt. Natürlich habe ich sie nie angesprochen oder ihr von meinen Gefühlen
erzählt, weil ich Angst davor hatte, dass sie mich auslachen könnte. Vermutlich
hätte sie es auch getan, ich war ein sehr unscheinbarer Klassenkamerad,
zumindest bis ich in die Pubertät kam, aber das sollte noch viele Jahre dauern.
In der Frühstückspause beobachtete ich sie aus der Ferne, wie sie Pausenbrot
aß, sie mit ihren Freundinnen lachte, wie sie träumend aus dem Fenster starrte.
Ich stellte mir vor, wie es wäre, ihre für mich so weit entfernten Lippen zu
küssen, mit den Fingern durch ihr Haar zu streichen und ihr zu sagen, dass ich
sie liebte. Es war berauschend und beängstigend zugleich.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
weiß nicht mehr wie und warum, aber eines Tages lud sie mich zu ihrem zehnten
Geburtstag ein, das muss in der vierten Klasse gewesen sein. Ich konnte kaum
atmen bei dem Gedanken, in ihre Wohnung zu kommen, ihre Welt zu sehen, ihre
Spielsachen, ihre Eltern, ihr Bett, wo sie jede Nacht schlief, während ich von
ihr träumte. An den Geburtstag selbst erinnere ich mich nur schwach, sie hatte
keinen Vater, jedenfalls keinen sichtbaren. Ihre Mutter war nett, es gab Kuchen
und Schokolade und ihr Zimmer war sehr ordentlich. Wir haben alle
Flaschendrehen gespielt und ich weigerte mich zunächst mitzuspielen, weil ich
die anderen nicht dabei haben wollte. Ich wollte mit Jasmin alleine spielen.
Was wenn die Flasche auf mich zeigte und ich sie küssen musste, vor aller
Augen? Das hätte alles zerstört, was mir in meiner Liebe zu ihr heilig gewesen
war. Ich ließ mich überreden, weil ich nicht als Spielverderber da stehen
wollte, aber es kam weder zu irgendeinem Kuss noch zu sonst einer Peinlichkeit.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Dann
ist da eine Erinnerung, in der ich sie zusammen mit Pocahontas, ihrer besten
Freundin im Krankenhaus besuche. Wie ist es nur dazu gekommen? Warum war nur
ich mit dabei und niemand sonst? Ich weiß es nicht mehr. Ich erinnere mich, wie
sie in den weißen Laken gelegen hatte, müde, doch lächelnd und sie schien dabei
wie ein Engel zu leuchten. Sie bedankte sich bei mir, dass ich vorbei gekommen
war und ich brachte kein Wort heraus, lächelte nur wie ein vollkommener Idiot.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
weiß nicht, was aus meiner Jasmin geworden ist. Ich wage es nicht, sie zu
googlen oder sie im unendlichen sozialen Netz des Facebook-Imperiums
aufzustöbern. Was würde das auch bringen, außer mir noch mehr meiner ohnehin
schon zerrütteten Illusionen zu nehmen? Vermutlich ist sie mit irgendeinem
Vollidioten zusammen, hat mit ihm zwei Kinder gezeugt, die ihre schönen Augen,
aber den schiefen Blick und das harte Kinn ihres Gatten abbekommen haben und
strahlt auf jedem Foto überglücklich in die Kamera, als wäre es all das, worauf
sie ihr ganzes Leben lang gewartet hat. Vielleicht ist es ja auch genau das
gewesen all die Jahre, was weiß ich denn schon?</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Nein,
ich lasse mir meine Illusionen. Für mich war die Liebe zu Jasmin die reinste und
unschuldigste Empfindung, zu der ein Mensch in seinem Leben fähig sein kann und
ich bin stolz, sie erlebt zu haben und sie weder durch verfrühte Ehrlichkeit
noch gespielte Selbstsicherheit zerstört zu haben.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Als
die Grundschule beendet war und sich der gemeinsame Lebensweg der einstmals ach
so innigen Klassengemeinschaft in viele einzelne Ströme aufteilte, geschah erst
mal gar nichts in meinem Herzen. Zu viele neue Eindrücke prasselten auf mich
nieder, zu viele neue Gesichter drangen in mein Leben und verwirrten meine
Sicht auf das Wesentliche. Ich konzentrierte mich auf die Schule, versuchte,
den Erwartungen meiner Eltern gerecht zu werden und meine wenigen, doch
langjährigen Freundschaften zu vertiefen. Erst viele Jahre später meldete sich das
Gefühl der Liebe wieder, doch diesmal sollte ich weit mehr mit ihm anzufangen
wissen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Es
war in der siebten, vielleicht Anfang der achten Klasse, ich muss wohl dreizehn
Jahre alt gewesen sein, als mich die Weiblichkeit in all ihren Facetten
erstmals dazu brachte, aus meinem Traumgefängnis auszubrechen und Kontakt mit
der fremden Spezies aufzunehmen. Es war einfacher, als ich gedacht hatte,
schnell knüpfte ich weibliche Bekanntschaften und wurde zu einem festen
Bestandteil der internen Klassenclique. Ich hatte sogar eine beste Freundin, Arielle,
wir hatten einen guten Draht zueinander, sie vertraute mir sehr viel an,
private Dinge, die mich meist in ihrer Intensität überraschten, die ich jedoch
vollkommen nachvollziehen konnte. Wir erzählten uns alles, schrieben uns Nachrichten
in einem Buch, dass nur für uns bestimmt war und lernten uns mehr und mehr
kennen. Sie war wie eine Schwester für mich und ich wie ein Bruder für sie, und
doch liebte ich sie von Beginn an, wie kein Bruder seine Schwester lieben kann.
Doch ich gestand es mir nicht ein, war ohnehin zu jung, um meine Gedanken und
Gefühle ordnen und verstehen zu können.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
verliebte mich in Anastasia, ein süßes Mädchen aus der Klasse, mit dem ich
allerdings zuvor kaum ein Wort gewechselt hatte. Es war einfach eine
unschuldige Anziehung, die sie auf mich ausübte und ich fühlte mich wieder wie damals
in der Grundschule mit Jasmin, wenn ich sie während des gähnend langweiligen
Erdkundeunterrichts beobachtete und von ihrer süßen Teilnahmslosigkeit und dem
Glitzern in ihren Augen eingenommen war. Auf der ersten Klassenfahrt war es
dann soweit. Ich nahm all meinen Mut zusammen und vollbrachte einen vollkommen
emotionslosen, uninspirierten Annäherungsversuch, indem ich sie während eines
Ausflugs fragte, ob sie nicht mit mir gehen wolle. Kein fliegender Teppich,
keine schnulzige Musik. Nur eine nichtssagende Frage und eine überraschende
Antwort, denn sie willigte tatsächlich ein. Unsere „Beziehung“ dauerte genau
eine Woche. Mit der Rückfahrt in die Heimat sollte bereits alles vorbei sein. Wir
hatten uns einfach nichts zu sagen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Doch
vorher ereignete sich ein für mich sehr einschneidendes Erlebnis. Es war der
Abend nach besagtem „Liebesgelübde“, ich hatte mich in ihr Zimmer und gleichsam
in ihr Bett gestohlen, ungeachtet der prüfenden Blicke der Lehrer. Es war
dunkel und wir lagen uns in den Armen. Ich konnte ihren Herzschlag spüren, sie
duftete nach Shampoo und ihre Haut war weich wie Samt. Wir sprachen kein Wort,
unsere Lippen näherten sich einander, sie schmeckte wie sie roch, frisch und
rein und doch war da etwas Wildes in unserer Begegnung, meine Hand strich über
ihre Taille, ihre nackten, seidenweichen Beine und in mir erwachte ein
plötzliches Feuer.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
denke noch heute oft an diesen ersten Kuss zurück. Er war ganz anders gewesen
als die vielen Küsse in meinen Träumen zuvor, vor allem hatte er nichts mit den
Küssen in den Disney-Filmen gemein. Als meine Lippen auf die Anastasias trafen,
sich unsere Zungen umkreisten und ihr Speichel sich mit meinem vermischte, da
tobte Begierde in mir. Ich wollte eins sein mit diesem fremden weiblichen
Körper, wollte noch mehr Nähe, noch mehr Wärme spüren. Das war neu, das war
fremd, das war so ganz und gar nicht disney. Doch bis sich meine aufgeflammte
Begierde in eine entsprechende Handlung fließen konnte, sollten wieder ein paar
Jahre vergehen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Nach
dem ersten Abenteuer mit Anastasia folgten einige unbedeutende Verbindungen,
die jedoch auf ähnliche Weise das Feuer meiner Lenden schürten und meinem Herzen
den Wind zum Auftrieb gaben. Der feuchte Kuss mit Mulan auf einem Turm aus
Heuballen irgendwo in der Steppe außerhalb der Stadt, Belle, die mir während
eines DVD-Abends mit Freunden aus der Clique unbemerkt von den anderen meinen
lüsternen Zauberstab der Glückseligkeit massierte, Esmeralda, die mich während
einer Übernachtung bei Freunden mit den Fingern in ihren Körper eindringen
ließ. An all diesen Verbindungen hängt noch heute mein Herz, doch von Liebe
kann hier nur in einer sehr abwandelten Form die Rede sein.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Liebe,
so wie sie in den Disney-Filmen vorkommt, verspürte ich immer nur zum
Unerreichbaren, denn alles, was sich unmittelbar in der Nähe meiner Lenden
abspielte, wurde augenblicklich durch das Feuer der Begierde zu einem Haufen
Asche verbrannt. Meine sogenannte Schwester Arielle kam mit einem guten Freund
von mir zusammen und heulte mir daraufhin Abend für Abend vor, wie schlecht er
sie doch behandle und wie sehr sie sich nach wahrer Liebe sehne und wie wenig
er ihr doch davon geben könne und so weiter. Und doch liebte sie ihn, schlief
mit ihm, vergötterte ihn und mir wurde von Tag zu Tag bewusst, dass ich sie
liebte, nicht wie ein Bruder, sondern wie ein Freund, der ihre innersten
Gedanken und Wünsche kannte. Sie war mir als Mensch so nah, wie noch nie ein
anderer zuvor. Und doch war sie mir fern, wenn sie von ihrer Beziehung zu ihrem
Freund, der auch mein Freund war, sprach. Ich hatte es eines Tages so satt,
wollte ihr sagen, dass ich sie liebte, immer geliebt hatte und ich Freund
anstatt Bruder ihr sein wollte, doch es kam alles anders und ich verdarb meine
Chance. Wir entfremdeten uns und als auch die Zeit der Realschule abgelaufen
war und sich wieder alle Bekannt- und Freundschaften in alle Windrichtungen
verstreut hatten, waren wir weder Bruder und Schwester, noch Geliebter und
Geliebte. Wir wurden wieder zu Fremden und sind es bis heute geblieben.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Bis
zu meiner ersten tatsächlichen und erfüllten Liebe dauerte es daraufhin wieder
seine Zeit. Zeit, in der ich mich auf mich selbst konzentrierte. Mein flammendes
Schwert der Leidenschaft lechzte zwar nach Nähe und weiblicher Zuneigung, doch
musste es über weite Strecken hungern, denn ich ließ eine um die andere
Gelegenheit aus, da ich mich nicht wieder in Begegnungen ohne meine angestrebte
wahre Disneyliebe verlieren wollte. So ganz gelang mir das natürlich nicht,
einige Versuchungen waren zu groß, so kam ich eines Tages beispielsweise mit
der Schwester eines Freundes zusammen, Cindarella, und verbrachte einige Wochen
mit ihr in ihrem Bett. Wir hatten uns tatsächlich rein gar nichts zu sagen,
aber es bereitete uns beiden Freude, unsere Körper und vor allem unsere vor
Hitze pulsierenden, allerdings stets in Unterwäsche verpackten Geschlechtsteile
aneinander zu reiben. In sie eindringen durfte ich nicht, also blieb es bei der
faden, angezogenen Reiberei, die verständlicherweise nach kurzer Zeit reizlos
wirkte und letztlich zum Zusammenbruch der Verbindung führte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
hinterging einen Bekannten aus meiner damaligen Clique mit seiner Freundin, wir
küssten uns heimlich hinter seinem Rücken und taten verbotene Dinge, kurz
nachdem er sich von ihrer Wohnung auf den Heimweg gemacht hatte. Es war
aufregend, etwas Schlechtes, Hinterhältiges zu tun, doch ich hatte auch Mitleid
mit ihm. Die Verbindung hielt nur ein paar Wochen. Es war nichts ernstes,
vielmehr stand die Gefahr, entdeckt zu werden im Mittelpunkt und spendete Reiz
und das Gefühl, Teil eines Abenteuers zu sein.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Dann,
ich war bereits seit längerem aus der Schule, hatte einen vernünftigen
Abschluss und eine Ausbildung in Aussicht, lernte ich sie kennen. Das Mädchen. Meine
wahre Jasmin, jedenfalls glaubte ich lange Zeit, dass sie es sei. Es war Liebe
auf den ersten Blick, zumindest bei mir. Sie war ein schüchternes, jedoch sehr
hübsches Mädchen mit langen, dichten, schwarzen Haaren. Sie war so unscheinbar,
doch wenn man sie einmal entdeckt hatte, konnte man seinen Blick nicht mehr von
ihrer natürlichen Schönheit lösen. Jedenfalls ging es mir so, ich war so
verliebt in sie, dass ich all meine Zurückhaltung und Schüchternheit vergaß. Ich
musste sie haben, koste es, was es wolle. Ich wollte eher untergehen, als
wieder einmal eine Chance auf die wahre Liebe zu verpassen. Sie hatte Angst vor
einer Beziehung, hatte Bedenken, dachte generell sehr viel über alles nach und
träumte wie ich von der einzig wahren, vorbestimmten Liebe – auch sie hatte
Disneyfilme auf zahlreichen Videokassetten.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
kamen schließlich zusammen und es waren die schönsten und intensivsten Jahre
meines bisherigen Lebens. Wir hatten sehr unterschiedliche Interessen, aber
wenn wir zusammen waren, schien die Zeit still zu stehen und die Welt drehte
sich nur um uns. Wir lachten viel und genossen gemeinsam das Leben. Nach
einigen Monaten sagte sie mir, dass sie mich mehr möge, als irgendwen sonst,
dass sie mich liebe und ich ihr wichtiger sei, als sie sich selbst. Ich
bestätigte dies und sagte ihr, dass auch ich sie liebe und für immer bei ihr
sein wolle. Kurz darauf schliefen wir miteinander. Es war das erste Mal für uns
beide. Ich hatte sehr große Angst, sie zu verletzen, es war ganz anders als die
Male zuvor, wo nur wilde Leidenschaft regiert hatte und mir die Person an sich
wenig bedeutet hatte. Diesmal war da etwas, dass die Sache zu etwas Besonderem
machte. Als ich in ihr war, konnte ich kaum glauben, wie einfach es war. Ich
dachte, wie gut die Menschen doch gebaut waren, dass sie auf so eigentümliche Weise
ineinander passen. Ich küsste mein Mädchen überall, hatte nie zuvor solches
Glück verspürt, ihr Körper vibrierte, sie atmete schnell, ihre Wangen waren
ganz rot. Als ich kam, küsste ich sie auf die Stirn und sagte ihr, dass ich sie
liebe. Ich liebe dich auch, sagte sie mit bebender Stimme. Das war mein erster,
wahrer Disney-Moment auch wenn er mit den Filmen wieder einmal wenig gemein
hatte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
machten Ausflüge, fuhren gemeinsam in den Urlaub. Wir entdeckten einen geheimen
Strand hinter Bergen, den niemand kannte und an dem es menschenleer war. Die
Sonne schien und wir schwammen im Meer, der Himmel war blau und sie lächelte
mich an. Wir küssten uns, ich zog sie aus, sie mich, wir liebten uns in den
Wogen der Wellen, die Strahlen der untergehenden Sonne hüllten uns in ihren
goldroten Glanz.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Doch
mit den Jahren veränderte sich unsere Beziehung. Wir gewöhnten uns aneinander
so sehr, dass wir uns langweilten. Wir schliefen seltener miteinander, es war
ohnehin immer dasselbe. Wir sprachen weniger miteinander, unternahmen kaum noch
etwas zusammen. Es war klar, dass es auf eine große Veränderung zuging, doch
als sie es eines Tages ansprach, das Verdrängte in hörbare Worte fasste, da
wurde mir kalt ums Herz und mir wurde klar, wie sehr ich sie brauchte und wie
wenig ich ohne sie mit meinem Leben anzufangen wüsste. Die ersten Wochen ohne
sie waren die schlimmsten meines Lebens, ich nahm zehn Kilo ab, schlief kaum,
weinte stundenlang nachdem ich Feierabend hatte und verfluchte das Leben, weil
es die Liebe erschaffen hatte.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wir
kamen zwar noch einmal zusammen, sie stand nach zwei Monaten der Trennung mit
einer Rose vor meiner Tür und sagte, dass es ihr Leid tue und sie mich liebe
und mit mir zusammen sein wolle. Disney! dachte ich. Doch es war nur ein leises
Aufblühen eines bereits verschneiten Frühlings gewesen. Nach weiteren vier
Monaten des Streits und der Tränen war es endgültig vorbei. Alle Worte waren
verschwendet, alle Wärme erloschen. Wir haben uns seit unserem Abschied nicht
mehr wieder gesehen. Ich wollte es so, denn es hätte den Schmerz nur noch
unerträglicher gemacht.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Nach
dieser Zeit konnte ich nicht mehr lieben. Alles schien wie eine farblose Kopie
der Vergangenheit, ich habe in den folgenden Beziehungen nicht nur meine
eigenen Hoffnungen zerstört und mir wurde von Tag zu Tag mehr bewusst, wie
allein die Menschen selbst in ihren Beziehungen sind.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
habe es aufgegeben, an die Disney-Liebe zu glauben. Wirkliche, tatsächliche
Liebe ist kompliziert, schwer zu finden und noch schwerer aufrechtzuerhalten.
Im richtigen Leben gibt es keine Musik, keine Happy-Ends und vor allem keinen
Abspann. Nach dem ersten Kuss ist der Film nicht vorbei, da fängt die Story
erst richtig an. Alles verändert sich früher oder später. Nichts ist für die
Ewigkeit, vor allem nicht in der Liebe. Die Disney-Liebe ist wie so vieles im
Leben eine Illusion, bunt und leicht zu verdauen, aber nicht mehr als bloße
menschliche Fiktion, ein Wunschtraum, der nie in Erfüllung gehen wird. Jasmin
ist eine Lüge genauso wie der fliegende Teppich. In meiner Welt hat sich noch
nie ein Teppich in die Lüfte erhoben. Ich führe Beziehungen, teile mein Herz
und meinen Körper ohne Ziel, immer auf der Suche nach dem verlorenen Glück, von
dem ich einst kosten durfte und das mich seither verfolgt wie ein zweiter
Schatten.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Es
gibt kein Zurück. Es gab nie eine sichere Zuflucht.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Was
bleibt ist der Wunsch nach mehr, der uns stetig und überallhin folgt. Doch es
wird nie <i style="mso-bidi-font-style: normal;">mehr</i> geben. Der Schlüssel
zum Glück liegt darin, das Leben als inkonsistentes Stückwerk aus Schönheit und
Grausamkeit anzunehmen und sich an den vielen Dingen zu erfreuen, die wir als
selbstverständlich erachten, Tag für Tag. Wir atmen, wir existieren, wir lieben.
Zwar nicht so, wie die bunten Fiktionen aus dem Disney-Universum, aber eben
doch auf eine ähnliche Weise.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Das
Leben ist gut, so wie es ist – ein gigantischer Scherbenhaufen, in dem jeder
nach den Splittern seiner Seele sucht. Manchmal lässt sich jemand finden, der
einem bei der Suche hilft, für kurze Zeit. Doch am Ende stehen wir alleine vor
unserem gläsernen Abbild und fragen uns, ob das schon alles gewesen ist. Wir
fragen uns, wo der Abspann bleibt, wo das Happy-End, wo der Sinn, der rote
Faden, das Drehbuch, die Moral der Geschichte. Aber es gibt keinen Abspann,
kein Happy-End. Selbst das Bildnis unserer Seele, an dem wir so viele Jahre
gearbeitet haben, wird vergehen, der Strom der Zeit muss fließen. Existenz ist
eine unendliche Geschichte ohne Moral und Sinn.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ein
realistischer Disney-Film über Liebe – das wäre mal was!</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
würde ihn mir ansehen.</span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-10595861772166615202013-08-27T16:53:00.000+02:002013-08-27T16:53:01.418+02:00Dostojewski - oder: DanTheHeartless und der Anti-Mensch<!--[if gte mso 9]><xml>
<o:OfficeDocumentSettings>
<o:AllowPNG/>
</o:OfficeDocumentSettings>
</xml><![endif]--><br />
<!--[if gte mso 9]><xml>
<w:WordDocument>
<w:View>Normal</w:View>
<w:Zoom>0</w:Zoom>
<w:TrackMoves/>
<w:TrackFormatting/>
<w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone>
<w:PunctuationKerning/>
<w:ValidateAgainstSchemas/>
<w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid>
<w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent>
<w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText>
<w:DoNotPromoteQF/>
<w:LidThemeOther>DE</w:LidThemeOther>
<w:LidThemeAsian>X-NONE</w:LidThemeAsian>
<w:LidThemeComplexScript>X-NONE</w:LidThemeComplexScript>
<w:Compatibility>
<w:BreakWrappedTables/>
<w:SnapToGridInCell/>
<w:WrapTextWithPunct/>
<w:UseAsianBreakRules/>
<w:DontGrowAutofit/>
<w:SplitPgBreakAndParaMark/>
<w:EnableOpenTypeKerning/>
<w:DontFlipMirrorIndents/>
<w:OverrideTableStyleHps/>
</w:Compatibility>
<m:mathPr>
<m:mathFont m:val="Cambria Math"/>
<m:brkBin m:val="before"/>
<m:brkBinSub m:val="--"/>
<m:smallFrac m:val="off"/>
<m:dispDef/>
<m:lMargin m:val="0"/>
<m:rMargin m:val="0"/>
<m:defJc m:val="centerGroup"/>
<m:wrapIndent m:val="1440"/>
<m:intLim m:val="subSup"/>
<m:naryLim m:val="undOvr"/>
</m:mathPr></w:WordDocument>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml>
<w:LatentStyles DefLockedState="false" DefUnhideWhenUsed="true"
DefSemiHidden="true" DefQFormat="false" DefPriority="99"
LatentStyleCount="267">
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Normal"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="heading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="35" QFormat="true" Name="caption"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="10" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" Name="Default Paragraph Font"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="11" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtitle"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="22" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Strong"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="20" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="59" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Table Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Placeholder Text"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="No Spacing"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Revision"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="34" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="List Paragraph"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="29" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="30" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="19" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="21" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="31" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="32" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="33" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Book Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="37" Name="Bibliography"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" QFormat="true" Name="TOC Heading"/>
</w:LatentStyles>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]>
<style>
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:"Normale Tabelle";
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-priority:99;
mso-style-parent:"";
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin-top:0cm;
mso-para-margin-right:0cm;
mso-para-margin-bottom:10.0pt;
mso-para-margin-left:0cm;
line-height:115%;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:11.0pt;
font-family:"Calibri","sans-serif";
mso-ascii-font-family:Calibri;
mso-ascii-theme-font:minor-latin;
mso-hansi-font-family:Calibri;
mso-hansi-theme-font:minor-latin;
mso-fareast-language:EN-US;}
</style>
<![endif]-->
<br />
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Liebe
Studenten,</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">geschätzte
Kollegen,</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">verehrter
Dekan der Technischen Universität Braunschweig,</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">es
ist mir eine außerordentliche Ehre, heute hier stehen und sprechen zu dürfen.
Verdient hätte es wahrlich ein anderer, mein hochgeachteter Kollege und wertvoller
Freund Prof. Dr. Dan TheHeartless, der heute leider aus… ähem, gesundheitlichen
Gründen nicht an der Festivität teilnehmen kann. Mir ist durchaus bewusst, dass
ich auch nach meinem Vortrag in seinem Schatten stehen werde, doch ich werde
mich bemühen, seinem Vorbilde gerecht zu werden. Glücklicherweise überließ mir
Herr Prof. Dr. TheHeartless einige seiner Unterlagen zur Vorbereitung für diesen
Vortrag, sodass ich mit Stolz verkünden darf, dass er trotz seiner physischen
Abstinenz heute dennoch auf mentale Weise unter uns weilt, indem er meine Worte
und somit unser aller Gedanken für die nächsten eineinhalb Stunden lenken und
leiten wird.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Pause. Räuspern.
Gemurmel unter den Anwesenden. Der Professor beginnt seinen Vortrag:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Die
Realität… oder auch, Wirklichkeit, ist ein Mysterium, das dem Menschen bis in
alle Zeit ein Rätsel sein wird. Wir alle haben eine Vorstellung von diesem
Konstrukt, wir alle glauben, dass es eine Einheit, eine wahre, fassbare,
erfahrbare Inkarnation der Realität gibt, einen Kern, der jedem
vernunftbegabten Lebewesen zugänglich ist. Doch unterliegen wir gleichsam dem Gesetz
der Perspektive und sind damit letztlich subjektiv wahrnehmende und subjektiv
beurteilende Instanzen, die aus eben jenem Fluch der Perspektivgebundenheit
nicht entrinnen können. Wir können uns zwar in andere Lebewesen, ja sogar in
Gegenstände hineinversetzen und uns vorstellen, wie die Welt aus deren Lage
ausschaut, doch Grundlage zur Bewertung der gewonnen Eindrücke dieser mentalen
Reisen ist und kann auch immer nur das einem jedwedem Menschen innewohnende,
ihm eigene Bewusstsein sein.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Einer der anwesenden
Gäste, Reihe 14, Platz 13, hebt die Hand.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Äh…
da ist schon die erste Wortmeldung, sehr schön. Ja, bitte.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Gast steht auf,
damit er besser gehört wird.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Herr
Professor. Mein Penis ist ganz steif und wund und ich habe sooooooo große Lust
auf PommiPommes, weil PommiPommes die besten Pommes der Welt… außer Dostojewski,
den mag meine Mama nicht, gutschi-gutschi, fick, fack, Fotze, Fötzelchen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Gast setzt sich
wieder. Ein empörtes Raunen geht durch den Raum. Der Professor hebt die Hand
und bittet schweigend um Ruhe. Er lässt sich Zeit mit seiner Antwort.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Das
ist wirklich ein guter Einwand zu so früher Stunde. Wir werden im Verlaufe des
Vortrags allerdings sehen, dass sich die platonische Idee nicht
aufrechterhalten kann, da sie ebenfalls aus den gleichen subjektiven Bausteinen
wie jede andere Erkenntnistheorie zusammengesetzt ist. Bitte haben Sie noch ein
klein wenig Geduld, ich spreche Platon zu gegebener Zeit selbst noch einmal
an.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die Gäste wirken
verwirrt, leises Getuschel erfüllt den Raum.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ich
weiß, wir besprechen hier ein aufwühlendes Thema, ich bitte Sie jedoch, den
Lautstärkepegel etwas zu drosseln, damit ich in ungezwungenem Tonfall
fortfahren kann. Vielen Dank.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Professor sortiert
seine Unterlagen und fährt dann mit ruhiger Stimme fort:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„So
kommen wir aber zu dem Schluss, dass sich jeder Gedanke, der sich aus der
Beobachtung der Umwelt, der Welt der Dinge, Farben und Formen, entwickelt, auf
einen subjektiven Eindruck zurückführen lässt. Und da der Gedanke die Basis
aller Sprachen darstellt, kann es demnach auch nur subjektive Sätze über das
Phänomen Wirklichkeit geben. Eine objektive Debatte über die Eigenschaften der
Realität ist demnach schlichtweg… unmöglich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Wieder eine
Wortmeldung, diesmal eine ältere Dame in Reihe 8, Platz 2.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ähm,
bitte keine Frage mehr zur platonischen Ideenlehre.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die Dame steht
unbeholfen auf. Es dauert eine Weile bis sie bereit ist zu sprechen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Entschuldigen
Sie, Herr äh… Popofax, Popofick? Äh… Ich wollte mich nicht einwuscheln. Äh…
aber Sie haben doch sicher so einen kleinen süßen Buben, da, längs zwischen
ihren saftigen… Mhh, lecker, also so eine leckere PommiPommes, ja, die würde
ich jetzt nehmen und mir ganz, ganz, gaaaaanz tief da reinschieben, da unten,
verstehen Sie… lecker, ah, ja, ganz tief rein da unten, mhh… Geht das? Ich
meine… Wenn das der Dostojewski wüsste. Fotze, Fötzelchen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ein Aufruhr bricht los.
„Unerhört!“, rufen einige Gäste. Andere verlangen die sofortige Entfernung der
alten Dame aus dem Hörsaal. Der Professor hebt erneut die Hand, seine Stirn
liegt in tiefen Falten.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ich
bitte Sie, seien Sie doch nicht so engstirnig meine Damen und Herren! Dürfte
ich bitte um Ruhe bitten!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Einer der Anwesenden
wendet sich nun an den Professor.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Das
ist doch ein Streich, den Sie uns hier auftischen wollen, oder? Wo sind die
Kameras! Ich habe keiner öffentlichen Übertragung zugestimmt, das ist gegen das
Gesetz, was Sie hier veranstalten!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Viele der Gäste stürmen
zu den Türen, wollen den Hörsaal verlassen. Der Professor schüttelt fassungslos
den Kopf. Als die Gäste die Türen erreichen, stellen sie fest, dass sie
verriegelt sind.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Lassen
Sie uns sofort hier raus!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ist
da jemand!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Hilfe,
wir wollen raus!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Doch die Türen bleiben
verschlossen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Meine
Damen und Herren, seien Sie doch vernünftig! Mein Vortrag dauert doch nur noch
eine Stunde, danach können Sie gehen. Die Sicherheitsleute sind vermutlich nur
schnell einen Kaffee trinken, bitte seien Sie vernünftig und setzen sich wieder
auf ihre Plätze.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Es dauert eine Weile,
bis die Gäste nach panischem Rütteln und Schlagen und Treten aufgeben und sich
resigniert auf ihre Plätze zurückbegeben.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Das
wird ein Nachspiel haben!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Sie
können uns nicht zwingen, bei diesem Spielchen hier mitzuspielen!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Professor hebt nun
beide Hände und streicht sich dann durch den sauber gestutzten grauen Bart.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ich
verstehe ehrlich gesagt nicht, was hier los ist, meine verehrten Damen und
Herren. Mir ist durchaus bewusst, dass sich einige hier im Saal lieber einen
Vortrag von Herrn Prof. Dr. TheHeartless gewünscht hätten, aber nun müssen Sie
sich wohl oder übel mit meiner Wenigkeit zufrieden geben. Ich weiß, dass mein
Vortragstil nicht immer unterhaltsam ist und dass ich dieses nervöse Leiden
habe, dieses Augenzwinkern, ich arbeite ja schon seit Jahren daran, aber ich
bekomme es einfach nicht unter Kontrolle. Wenn sich so ein… Tick mal im Hirn
eingenistet hat, denn kriegt man den da nur schwerlich wieder hinaus, glauben
Sie mir, das ist keine schöne Sache. Ein Vortrag ist auch nach Jahren Erfahrung
eine stressfördernde Angelegenheit, ich verlange nur ein wenig Aufmerksamkeit
und Disziplin von Ihnen, ist das denn wirklich so schwer zu verstehen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Professor ist den
Tränen nahe. Die Anwesenden schweigen entsetzt.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Letzten
Sommer… ist meine Frau… verschieden… wissen Sie…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Schock im Saal.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Hat
sich das Leben genommen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Professor bricht
auf dem Rednerpult zusammen und schluchzt und heult wie ein getretener Pudel.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Alles
nur wegen… wegen, diesem Halunken!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Professor schlägt
voller Wut auf das Pult.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ja,
da schauen Sie blöd aus der Wäsche, nicht wahr? Ihr ach so toller Held, der
werte Prof. Dr. Dan TheHeartless… dieses primitive, wollüstige Stück
Schweinekot hat im Sommer 2012 meine Frau entehrt!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ein Aufschrei des
Schocks geistert durch den Hörsaal. Viele der Anwesenden schütteln fassungslos
die Köpfe, andere sitzen still wie vom Blitz getroffen auf ihren Stühlen und
starren ins Leere.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ja,
er hat sie geschändet, meine Rosemarie! Wie ein Stück Vieh hat er sie
behandelt. Und das auch noch in meinem Büro! AUF MEINEM SCHREIBTISCH Gott
verflucht noch eins!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Der Professor weint
wieder. Schleim läuft ihm aus der Nase und tropft auf die Ärmel seines
Designer-Anzugs. Die anwesenden Gäste schweigen weiterhin verwirrt vor sich
hin.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ich
hab` sie so geliebt, meine Rosemarie… ROSEMARIE!!! ICH LIEBE DICH NOCH IMMER!!!
Entehrt hat er sie, wie ein Tier, der geile Bock. Und als er… als er fertig
war… da hat er… da hat er sie…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Plötzlich ertönt eine
Durchsage aus den Boxen an der Decke des Hörsaals:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Liebe
Ficker und Nicht-Ficker, geschätzte Pimmelzofen und Fotzenknechte, verehrter
Dekan der Technischen Universität Braunschweig, hier spricht Dan TheHeartless, TheDarkestDarkness,
euer gottgefickter Pseudo-Philosoph aus der Hölle. Ihr Leutchen seid mir schon
ein verschissenes Pack. Was denkt ihr wohl, was hier gerade passiert? Ein
Studentenstreich, eine Fernsehproduktion, „Verstehen-Sie-Spass“ vielleicht? Ihr
seid so erbärmliche, hirnlose Fucker… Genauso wie ich ein erbärmlicher,
hirnloser Fucker bin! Wir alle sind sinnlose DNA-Ansammlungen, wertlose
Parasiten, die alles Leben aus der Lebendigkeit des Universums saugen! Wir
wollen alles wissen, wir wollen alles verstehen, wir wollen und wir nehmen und
wir saugen und saugen und ficken uns dabei noch gegenseitig zu Tode, damit wir
uns vermehren und noch schneller, noch ergiebiger saugen können! Aber es gibt
nichts zu verstehen! Es gibt kein Wissen und es gibt auch keinen Gott! Gott ist
tot, ihr dummen, kleinen Menschenkinder! Wie sagte Nietzsche so schön: „Der
Mensch ist etwas, das überwunden werden muss!“ Ja, Recht hatte er, und auch er
war ein alter erbärmlicher, hirnloser Fucker! Aber nicht der Übermensch muss
her und an die Stelle der Loser treten, deren genetische Substanz zu 80% aus
Angst und zu 20% aus Geilheit besteht, nein, ich rufe nicht nach dem
Übermenschen! Ich rufe nach dem Anti-Menschen! Möge die Anti-Wirklichkeit
endlich Realität werden! Für uns alle! Denn das ist, was Wirklichkeit ist! Nur
was nicht-ist, ist wirklich! Leben, Denken, Reden, alles Hokuspokus, Zauber aus
der Dose der Pandora! Wir alle müssen endlich aufwachen! Wir alle müssen
endlich der Realität ins Auge sehen! Ich rufe nach dem Anti-Menschen! Möge er
endlich zu uns kommen und uns Erlösung schenken!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ein dumpfer Schlag ist
zu hören, hinter den Wänden des Saals scheint etwas in Bewegung gesetzt worden
zu sein. Die Menschen in Hörsaal I geraten in Panik. Es wird heiß im Raum, so
heiß, dass einige der Anwesenden zusammenbrechen und leblos auf den sich stetig
aufheizenden Boden sacken. Der Professor liegt noch immer in seinen Armen
versunken auf dem Rednerpult.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Rosemarie…“,
<i style="mso-bidi-font-style: normal;">stammelt er immer zu. </i>„Rosemarie…
Rosemarie… Rosemarie… Rosemarie…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Plötzlich schlagen
Flammen aus den Lüftungschächten, die Menschen stürmen zu den Türen, weinen,
schreien, schlagen um sich, brechen sich Knochen und beten zu ihrem Herrgott.
Aus den Boxen an der Decke dröhnt Dan TheHeartless Stimme, der mit traurigem
Vibrato das Lied des Todes singt:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Tanze
Samba mit mir! Samba,</span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"> Samba die ganze Nacht!</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">
</span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Tanze Samba
mit mir!</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;"> </span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Weil die
Samba uns glücklich macht.</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">
</span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Liebe,
Liebe, Liebelei.</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">
</span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Morgen ist
sie vielleicht vorbei.</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">
</span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Tanze Samba
mit mir!</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;"> </span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Samba, Samba
die ganze Nacht.</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">
</span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Aha aha, du
bist so heiß wie ein Vulkan.</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">
</span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Aha aha, und
heut verbrenn` ich mich daran…“</span><i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;"></span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Zur selben Zeit an
einem anderen Ort tunkt gerade ein übergewichtiger Rentner eine PommiPommes in
einen Becher mit Mayonnaise. Seine alten, faltigen Lippen ziert ein kreisrunder
Fettring. Und ein Lächeln.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Sehr,
sehr jut…“<i style="mso-bidi-font-style: normal;">, murmelt er vor sich hin. </i>„Ich
weiß gar nich´, was die Mutti gegen den alten Dostojewski hatte…“</span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-57585860032630222212013-08-20T19:19:00.000+02:002013-08-21T15:49:41.724+02:00Lithium<!--[if gte mso 9]><xml>
<o:OfficeDocumentSettings>
<o:AllowPNG/>
</o:OfficeDocumentSettings>
</xml><![endif]--><br />
<!--[if gte mso 9]><xml>
<w:WordDocument>
<w:View>Normal</w:View>
<w:Zoom>0</w:Zoom>
<w:TrackMoves/>
<w:TrackFormatting/>
<w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone>
<w:PunctuationKerning/>
<w:ValidateAgainstSchemas/>
<w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid>
<w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent>
<w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText>
<w:DoNotPromoteQF/>
<w:LidThemeOther>DE</w:LidThemeOther>
<w:LidThemeAsian>X-NONE</w:LidThemeAsian>
<w:LidThemeComplexScript>X-NONE</w:LidThemeComplexScript>
<w:Compatibility>
<w:BreakWrappedTables/>
<w:SnapToGridInCell/>
<w:WrapTextWithPunct/>
<w:UseAsianBreakRules/>
<w:DontGrowAutofit/>
<w:SplitPgBreakAndParaMark/>
<w:EnableOpenTypeKerning/>
<w:DontFlipMirrorIndents/>
<w:OverrideTableStyleHps/>
</w:Compatibility>
<m:mathPr>
<m:mathFont m:val="Cambria Math"/>
<m:brkBin m:val="before"/>
<m:brkBinSub m:val="--"/>
<m:smallFrac m:val="off"/>
<m:dispDef/>
<m:lMargin m:val="0"/>
<m:rMargin m:val="0"/>
<m:defJc m:val="centerGroup"/>
<m:wrapIndent m:val="1440"/>
<m:intLim m:val="subSup"/>
<m:naryLim m:val="undOvr"/>
</m:mathPr></w:WordDocument>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml>
<w:LatentStyles DefLockedState="false" DefUnhideWhenUsed="true"
DefSemiHidden="true" DefQFormat="false" DefPriority="99"
LatentStyleCount="267">
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Normal"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="heading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="35" QFormat="true" Name="caption"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="10" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" Name="Default Paragraph Font"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="11" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtitle"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="22" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Strong"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="20" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="59" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Table Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Placeholder Text"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="No Spacing"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Revision"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="34" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="List Paragraph"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="29" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="30" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="19" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="21" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="31" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="32" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="33" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Book Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="37" Name="Bibliography"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" QFormat="true" Name="TOC Heading"/>
</w:LatentStyles>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]>
<style>
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:"Normale Tabelle";
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-priority:99;
mso-style-parent:"";
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin-top:0cm;
mso-para-margin-right:0cm;
mso-para-margin-bottom:10.0pt;
mso-para-margin-left:0cm;
line-height:115%;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:11.0pt;
font-family:"Calibri","sans-serif";
mso-ascii-font-family:Calibri;
mso-ascii-theme-font:minor-latin;
mso-hansi-font-family:Calibri;
mso-hansi-theme-font:minor-latin;
mso-fareast-language:EN-US;}
</style>
<![endif]--><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Dir
geht’s auf jeden Fall wieder besser, das merkt man gleich.“, sagt Jenny. Sie
sagt es beiläufig, ihr Blick ist fahrig, sie ist schon längst nicht mehr bei
der Sache. Ihr Freund, der neben ihr sitzt, streicht ihr durch das dünne,
blonde Haar und wirft mir einen mahnenden Blick zu. Ich ignoriere ihn und
antworte, auf die Gefahr hin, dass mir bereits niemand mehr zu hört: „Ja,
schon. Mir geht’s blendend zurzeit. Alles top.“</span>
<br />
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Jenny
wendet sich mir wieder zu, langsam, nachdem sie ihre Analyse der Gesprächsthemen,
die in der Runde vorherrschen, beendet hat. Jetzt blickt sie mich an, dann
lächelt sie künstlich, unsicher und sagt: „Schön, das freut mich wirklich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Das
war`s, wir sitzen eine Weile schweigend da, starren durch die Kneipe, hören den
anderen beim Reden zu. Lars und Ben schwafeln über Kinofilme, Mary und Klaus
diskutieren über irgendeinen Zeitungsartikel, in dem es um ungeklärte
genetische Expression geht, Norman, Alas und seit einigen Minuten auch Jennys
Freund verlieren sich in einer musiktheoretischen Diskussion über die Synkope
in mittelalterlicher Komposition. Nur Jenny und ich sitzen schweigend da,
nippen an unseren Longdrinks und langweilen uns zu Tode.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Jenny
beschließt, dass es angenehmer ist, das Gespräch von eben wieder aufzuwärmen,
als unbeachtet durch das Lokal zu glotzen und stellt mir folgende Frage:</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Wie…
äh… bist du denn da letztendlich rausgekommen? Äh… aus dem Teufelskreis, äh…
ich meine… warst du beim Psychiater oder so…?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Die
alte Leier, denke ich, lasse mir aber nichts anmerken und tue so, als wäre das
eine ganz grandiose tolle Frage, auf die ich mein ganzes Leben lang gewartet
habe. Ich lächle, nicke, und antworte mit ruhiger Stimme: „Ja, meine
Psychiaterin hat mir schon extrem geholfen. Hat gut getan, mal alles
auszusprechen, den Gedanken Raum zu geben, verstehst du? War `ne tolle
Erfahrung, ich hab mich selbst ein Stück weit besser kennengelernt, kann ich
nur wärmstens empfehlen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Schön.
Das freut mich.“, sagt Jenny wieder. „Hört man ja von vielen, dass es denen
nach der Therapie viel besser geht und so.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
nicke. „Ja, das stimmt. Ist einfach ungemein befreiend so was.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Wie
lang ging die denn, die Therapie?“, will Jenny wissen. Ich nehme einen tiefen
Schluck von meinem Black Death und antworte lapidar:</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ach,
war eigentlich nur einmal da.“ Ich gebe Jenny Zeit, damit sie so tun kann, als
sei sie überrascht und füge dann hinzu: „Mehr war auch nicht nötig, ehrlich
gesagt. Außerdem: Die Kosten…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Das
muss aber ein intensives Gespräch gewesen sein.“, konstatiert Jenny betont
fachmännisch. „Normalerweise lösen sich solche… Probleme ja nicht nach einer
einzigen Sitzung auf, ich meine… äh…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Ja,
schon.“, komme ich meiner jetzt deutlich verunsicherten Gesprächspartnerin zu
Hilfe. „Aber in meinem Fall hat es dann doch ziemlich gut hingehauen. War nur
´ne 60-Minuten-Sitzung. Jetzt geht’s mir top. Einfach nur top sag ich dir!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Jenny
blickt mich zweifelnd an. Ihre Mundwinkel zucken, ihr Hirn versucht, einen Satz
aus diversen verbalen Optionen zusammenzusetzen, doch es kommt nichts
Brauchbares hervor. Sie lächelt stattdessen und nutzt die gewohnte
Copy-Paste-Funktion indem sie erneut „Schön, das freut mich sehr.“ antwortet.
Sie will es dabei beruhen lassen und wendet sich wieder der Gruppe zu, in der
Hoffnung, dass sich die Themenlage mittlerweile geändert hat und sie sich
irgendwo einklinken kann.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
greife in meine Jackentasche, hole die kleine Plastikdose hervor und stelle sie
vor Jenny auf den Tisch. Ich warte auf ihre Reaktion, sie starrt die Dose an,
dann mich, dann wieder die Dose, dann wieder mich, daraufhin lächelt sie, aber
als sie sieht, dass ich nicht lächle, hört sie auf damit und öffnet den Mund um
etwas zu sagen, sagt aber nichts, schaut wieder die Dose an - Lithium steht da
mit roten Lettern auf einem grellweißen Etikett - dann mich und wieder die Dose.
Schließlich schüttelt sie irritiert den Kopf. Ich lächle kurz, stecke die Dose
wieder ein und schreie so laut ich kann:</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Du
verschissene, oberflächliche Pissfotze!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Alle
Gespräche im Lokal verstummen. Nur die grauenhafte Rock-Musik dröhnt weiter
blechern aus den billigen Boxen. Jennys langweiliges Gesicht ist bleich wie mit
Puder bestrichen. Ich fahre fort:</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">„Du
glaubst doch nicht im Ernst, dass sich nach einer verfickten 60-minütigen
Sitzung bei meiner Vorstadthure von Psychiaterin eine bipolare, manisch-depressive
Störung in Luft auflöst, oder? Schön, das freut mich aber! SCHÖN, DASS FREUT
MICH ABER!!! Am Arsch freut dich das! Du weißt doch gar nicht was das ist –
Freude! Mit deiner zugenähten Möse und deinem scheißhässlichen Grinsen ist doch
das höchste der Gefühle ein Latte Macchiato mit Extra-Schaum nach einer
ausgiebigen Lektüre der neuen Glamour auf dem Scheißhaus, du herzloses,
flachbrüstiges, jungfräuliches Exempel für DNA-Verschwendung! Wenn ich…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Weiter
komme ich nicht, denn Jennys Freund steht plötzlich abrupt auf und schlägt mir
mit der Faust ins Gesicht, sodass ich vom Stuhl falle, mit dem Gesicht auf den
nassen, klebrigen Boden der Kneipe. Er schreit mich an, aber durch den Sturz
bin ich benebelt, sehe nur verschwommene Umrisse und alle Geräusche
verschwimmen zu einem einzigen undurchdringlichen Brei. Ich versuche mich
aufzurichten, spüre wieder etwas Hartes, Unnachgiebiges in mein Gesicht rasen,
dann ist plötzlich alles dunkel und still.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
erwache, es ist 4:29 Uhr. Das Schlafzimmer ist dunkel, meine Freundin schnarcht
neben mir vor sich hin.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Alles
nur ein Traum, denke ich. Alles nur ein Traum.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
stehe auf und gehe ins Bad. Das Licht blendet mich, es ist steril und kalt. Ich
blicke mich im Spiegel an, meine müden Augen, mein verschlafenes Gesicht. Ich
leere meine Blase, wasche mein Gesicht und öffne den Badezimmer-Schrank. Die
Dose mit den roten Lettern steht da, wo sie immer steht. Ich schließe den
Schrank wieder und gehe in die Küche, mache mir einen Kaffee. Die Vögel
zwitschern schon, doch draußen herrscht noch klamme Dunkelheit. Auf dem
Küchentisch liegt ein Zettel. Mit den schönen, etwas übertrieben
verschnörkelten Buchstaben, die den sehnigen Fingern meiner Freundin entflossen
sind, steht da: „DUH – BIH – JOS!“, gefolgt von einem deformierten
Mutanten-Smily.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
schiebe den Zettel von mir weg und stelle mir vor, wo sie gestern Abend gewesen
ist. Ich kann mich nicht erinnern, sie nach Hause kommen gehört zu haben. Auf
der Küchenzeile steht eine halbvolle Flasche Mixery, im Aschenbecher liegt eine
halbgerauchte Pall Mall.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
grüble eine Weile vor mich hin, denke daran, wie merkwürdig die Existenz doch
ist, das Jetzt, das Hier, Gegenwart. Jedes Wort besteht aus verschiedenen
Lauten, die nur in Verbindung, im seichten Fluss der Zeit Sinn ergeben. Im Hier
und Jetzt kann es nur einen Laut geben. Es kann nur ein Geräusch zur selben
Zeit produziert werden. Worte und somit Gedanken bestehen aber aus mehreren
Lauten. Wir können also nur Sinn aus dem Gesprochenen ziehen, wenn wir aus der
Warte der Zukunft heraus die Vergangenheit analysieren.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
betrachte den Kippenstummel eine Weile und vergesse die Existenz. Dann stehe
ich auf und trinke die halbe Flasche Mixery in einem Zug leer. Ich gehe zum
Kühlschrank und nehme mir ein Bier. Auch dieses trinke ich in einem Zug leer.
Ich öffne die Balkontür und trete ins Freie. Auf dem kleinen runden Tisch
entdecke ich ihr Portemonnaie. Es ist noch ein Zehner drin, ein paar
Münzen. Ich betrachte den Zehner im fahlen Licht der Küchenlampe, das nach
draußen strömt. Ich rieche an dem Schein, dann esse ich ihn auf.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Ich
gehe zum Kühlschrank, nehme noch ein Bier. Noch zwei da. Ich trinke das Bier in
einem Zug, nehme noch eins, trinke es in einem Zug, nehme das Letzte, trinke es
aus und schmeiße die leere Flasche vom Balkon in den Garten.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 115%;">Dann
lösche ich das Licht, gehe ins Schlafzimmer zurück zu meiner betrunkenen
Freundin, die in purem Seelenfrieden vor sich hin grunzt, kuschele mich an
ihren warmen, nach Alkohol duftenden Körper und sage ihr, dass ich sie liebe,
was gelogen ist. Mit einem Lächeln schlafe ich schließlich ein. Für den Rest
der Nacht sind meine Träume leer. Muss wohl am Bier liegen.</span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-23926435556314163842013-08-13T14:54:00.000+02:002013-08-18T15:51:18.902+02:00Samba Olé!<table align="center" border="0" cellpadding="6" cellspacing="0" class="tborder" id="post246755" style="width: 100%px;"><tbody>
<tr valign="top"><td class="alt1" id="td_post_246755" style="border-right: 0px solid; text-align: center;"><div id="post_message_246755" style="text-align: justify;">
Ziellos irre ich umher, dunkler Wald und die Schatten der Nacht umgeben meinen verlorenen Leib. Es ist kalt, ich bin einsam, alles Getier ist tot, leblos verwest das Fleisch unter dem klammen, blutdurchtränkten Laub. Ich stolpere über eine Wurzel, der schwarze Arm eines ewig trauernden Giganten. Müde blickt der dunkle Baum auf mich nieder. Ich fühle mich klein und unbedeutend, die Ewigkeit ist unermesslich, mein kurzes Dasein nur ein Augenblick im Weltentreiben. Dann entdecke ich die Inschrift, die in seine Rinde geritzt ist. Eine Nachricht aus den Tiefen der Vergangenheit, als die Erde sich noch drehte und das Universum voller Tatendrang war. Ich richte mich auf und betrachte die Buchstaben, feine Linien, sanft schimmernd im fahlen Licht des sterbenden Mondes. Ein Lächeln ergreift Besitz von meinem zerfurchten Gesicht. Mein Herz schlägt wild und Erinnerungen an das alte Leben strömen auf mich ein. Meine mit Blut und Erde befleckten Finger streichen über die Linien, die Worte längst vergessener Stunden und mit Tränen in den Augen beginne ich schließlich, die Inschrift zu lesen:</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
<br />
<i>Zwei Jahre schon<br />
sind wir zu zweit<br />
du tust alles für mich<br />
und ich für dich</i><i></i><br />
<i><br />
wir lieben uns<br />
wir trösten uns<br />
wir küssen uns<br />
wir kennen uns</i>
<i><br /> </i><br />
<i>doch etwas fehlt<br />
das spürst du auch<br />
der wahre Kern</i><br />
<i>bleibt uns verwehrt</i>
<i></i><br />
<i><br />
wer bist du wirklich?<br />
wer bin ich?<br />
ich kenne dich nicht<br />
weder dich noch mich</i>
<i></i><br />
<i><br />
also folge ich den Fäden<br />
die an deiner Seele hängen<br />
zu den Fingern des Spielers<br />
der dich führt und lieben lässt</i>
<i></i><br />
<i><br />
und dann folge ich den Fäden<br />
die an meiner Seele hängen<br />
zu den Fingern des Teufels<br />
der mich lenkt und fragen lässt</i>
<i></i><br />
<i><br />
wir lieben uns<br />
doch nicht im Kern<br />
wir trösten uns<br />
doch nur für uns selbst</i><br />
<i><br />
wir küssen uns<br />
weil sie es wollen<br />
wir kennen uns<br />
doch nicht genug</i>
<i></i><br />
<i><br />
nie mehr will ich den Fäden folgen<br />
das Puppenspiel soll fortan mein Leben sein<br />
nur Dämonen und Teufel warten dort<br />
am Ende der Fäden<br />
die unsere Seelen lenken</i><br />
<br /></div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: justify;">
Plötzlich durchschneiden grelle Blitze das schwarze Firmament, die Erde bebt und Risse tun sich auf. Züngelnde Höllenflammen schlagen hervor, gierig nach Zerstörung, lüstern nach Vereinigung. Es treibt mich hinein in das Licht und die Wärme, das Feuer zersetzt meine Moleküle zu Asche. Ich genieße die Pein, das Ende, den Abschied, den Tod. Dann ist da nichts mehr, kein Wald, kein Laub, keine Dunkelheit. Kein Licht am Ende des Tunnels. Nur wohlige, vertraute Anti-Existenz, das Woher und Wohin allen Seins. Es kümmert mich nicht, ob die Flammen weiter gezogen sind. Es kümmert mich nicht, wer ich war und warum das Alles und Wofür. Das Universum ist mir gleich. In meiner Seele herrscht endlich Frieden. Frieden und ein unglaublich fetziger Song: </div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
<br />
Tanze Samba mit mir!</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Samba, Samba die ganze Nacht.</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Tanze Samba mit mir!</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Weil die Samba uns glücklich macht.</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Liebe, Liebe, Liebelei.</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Morgen ist sie vielleicht vorbei.</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Tanze Samba mit mir!</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Samba, Samba die ganze Nacht.</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Aha aha, du bist so heiß wie ein Vulkan.</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
Aha aha, und heut verbrenn` ich mich daran. </div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
</div>
<div id="post_message_246755" style="text-align: center;">
<br />
Samba! Olé!</div>
</td>
</tr>
<tr>
<td class="alt2" style="border-top: 0px; border: 0px solid;"></td>
<td align="right" class="alt1" style="border-left: 0px; border-top: 0px; border: 0px solid;"></td></tr>
</tbody></table>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-4617200815601045692013-07-26T15:52:00.000+02:002013-10-30T03:43:26.104+01:00Der alte Mann und das Geld<div style="text-align: justify;">
"Hette Si felaisch Intaresse an Obdalosezaitschrif ode klaines Spende...?", leiert Fazil seinen allmorgendlichen Sermon in das kaum besetzte Abteil der Straßenbahn, sein Blick ist glasig, farblos, wenn man von dem kranken gelbbraunen Schleimfilm absieht, der sich über seine Netzhäute zieht. Was diese, nennen wir sie mal "Augen" nicht alles schon gesehen haben. Doch wirklich durchgedrungen ins neurale Zentrum von Fazils Bewusstsein, nennen wir es mal "Hirn", ist davon nur wenig. Zu lange schwimmt es schon im lauwarmen Alkoholbad, das Fazil Tag für Tag mit neuer Zufuhr versorgt. Aufhören kann er schon lang nicht mehr. Zu schwer lasten die Sorgen auf seinen Schultern, zu tief sitzt die Sucht in seinen knochigen, alten Gliedern.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
"Hey, Araberarsch!" schallt es plötzlich durch den Waggon, eine kratzige Eisenstimme, laut und klar. Fazil schaut sich um und erblickt einen kahlköpfigen alten Mann am hinteren Ende des Abteils, der breitbeinig in der Mitte einer Dreiersitzbank hockt und mit funkelndem Blick zu ihm herüber starrt.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
"Ja, ich mein dich, du dreckiger Lumpen! Komm her, ich will eine von deinen verfickten Zeitungen!"<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil setzt sich in Bewegung. Es dauert eine Weile, bis er den Mann erreicht hat, denn seine Beine sind nicht mehr die gleichen wie früher. Der Versuch eines Lächelns, während er in seinem Beutel nach einem Exemplar der Obdachlosenzeitschrift "Die Welt von Unten" sucht. Fazil weiß natürlich nicht, dass das, nennen wir es mal "Magazin" von ebenso versoffenen und abgelutschten Fuckern geschrieben wurde, wie er selbst einer ist, und dass die Leute, wenn sie es denn mal "haben" wollen, es eigentlich nur aus "Mitleid" kaufen und es dann ungelesen in die nächstbeste Mülltonne entgleiten lassen, andererseits: wenn er es wüsste, wäre es ihm ohnehin vollkommen Latte.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
"Was kostet der Scheiß?", will der Alte wissen. „Was habt ihr für Tarife in Dschihadhausen?“ Fazil murmelt etwas, dass er selbst kaum versteht.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
"WAS?!??!", schreit der Mann, dass die vier Leutchen zusammenzucken, die in der Bahn verteilt herumlümmeln und so tun, als existierten sie nicht. "Ich versteh kein Wort von dem Gefasel, was ist los mit dir, hast du `nen fetten Negerschwanz im Mund oder was? Meine Güte, wie siehst du überhaupt aus, hä? Wie ein Stück Araberscheiße! Ja, genau! Braun und dumm, wie ein Stück Araberscheiße! Komm her, du Fetzen, hier, schau aus dem verfickten Fenster!“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Der Alte nickt mit dem Kopf Richtung Fenster, hinter dessen zerkratztem Glas die graue Stadt in Schlieren an ihnen vorbeirauscht. Fazil gehorcht und schaut nach draußen. Seine kranken Augen versuchen sich auf einen Punkt zu konzentrieren, doch die Bahn fährt so schnell, dass es ihm nicht gelingt, eine Stelle zu fixieren. Seine milchigen Pupillen weiten und schließen sich in kurzen Abständen.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Schau sie dir an, schau dir alles gut an!“, raunt der Alte und lächelt zwielichtig, während er Fazil beobachtet. „Komm setz dich. Setz dich hierhin!“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil schüttelt den Kopf. „Nix, nur wenndu bezale.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Der Alte zieht einen Hunderter aus seiner Westentasche und wedelt mit dem Papier vor Fazils schuppigem Gesicht umher. Fazils Blick entflammt zu ungeahntem Leben, als er dies Kleinod des Glücks so nah vor sich erblickt. Unbändige Gier lodert in ihm und er gehorcht dem grauen Fremden mit dem Vorsatz, alles zu tun was nötig ist, um an den Schein zu kommen. Alles, bis auf das Eine.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Dacht ich mir doch, dass dich das geil macht, Araberarsch.“, lacht der Alte. „Wenn`s um Geld geht, sind wir alle gleich. Alle sind wir käuflich…“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil starrt den Schein an, wie ein zurückgebliebener Sonderschüler.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Alle sind wir Nutten.“ Der Alte steckt den Schein wieder zurück in seine Westentasche. „Jetzt guck nicht so wehleidig, du verdammte Schwuchtel! Wenn du schön brav bist, geb` ich ihn dir, aber nur wenn du tust, was ich sage!“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil nickt wie ein zurückgebliebener Sonderschüler.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Setz dich.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil nickt wie ein zurückgebliebener Sonderschüler und setzt sich auf den Platz gegenüber seinem Meister.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Brav.“, lacht der Alte. „Braves Stück Araberscheiße. So ist`s recht.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Die beiden sitzen sich eine Weile schweigend gegenüber, der Alte starrt durchs Fenster, Fazil auf die Westentasche, in der der Hunderter schlummert.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Ficken.“, bricht der Alte schließlich das Schweigen. „Alle wollen es, aber viele kriegen es nicht.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil starrt auf die Westentasche, in der der Hunderter schlummert.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Wer fickt, ist glücklich, wer nicht fickt, ist es nicht. Es gibt kein anderes Glück. Es gibt nur Ficken. Es gibt nur Triebe. Es gibt nur Ficker, Gefickte und ungefickte Nicht-Ficker, die um jeden Preis ficken wollen. Die Ungefickten tun alles, um zu den Fickern zu gehören, die Ficker tun alles, um zu beweisen, dass sie zu den Fickern gehören, damit niemand denkt, dass sie zu den Nicht-Fickern gehören und die Gefickten lassen sich von den Fickern ficken, um nicht von den Ungefickten gefickt zu werden, die keiner will, weil sie unzufrieden, depressiv und neurotisch sind.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil starrt auf die Westentasche, in der der Hunderter schlummert.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Die Ficker geben sich, wenn sie genug gefickt haben, den ganzen unnötigen Nebensächlichkeiten hin, um zu zeigen, dass sie entspannt und ausgeglichen sind, weil sie ficken. Die Nicht-Ficker widmen sich meist aus Frustration und Einsamkeit irgendeiner schwachsinnigen Aufgabe, um sich abzulenken, oder um anderen potentiellen Fickpartnern zu zeigen, dass sie gute Ficker abgeben würden. Sie merken dabei nicht, dass sie genau durch diesen absurden Enthusiasmus allen anderen Fickern und Gefickten signalisieren, dass sie Nicht-Ficker sind und damit schießen sie sich selbst ins Abseits.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil hustet, wischt sich einen Speichelfaden aus dem Mundwinkel und starrt auf die Westentasche, in der der Hunderter schlummert.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Die Ficker hingegen wirken sympathisch und ausgeglichen, weil sie ficken und bekommen dadurch noch mehr zu Ficken und haben auch sonst mehr Erfolg, weil sie durch ihre entspannte Fick-Aura den Eindruck vermitteln, dass das Leben ein Klacks ist und weil andere Ficker, die weniger ficken als besagte Erfolgsficker sich von eben jenen Erfolgsfickern ebenfalls Erfolg für sich selbst versprechen.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil furzt, aber der Furz ist so leise, dass man ihn unter dem Rauschen und Dröhnen der Bahn, nicht hört. Er starrt noch immer auf die Westentasche, in der der Hunderter schlummert.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Die Nicht-Ficker hingegen fühlen sich vom Erfolg der Erfolgs-Ficker unter Druck gesetzt und reagieren meist sehr negativ auf die Präsenz jener Erfolgsficker und Ficker im Allgemeinen. Viele flüchten in selbstauferlegte Isolation und jammern vor sich hin, verurteilen die böse, böse Welt weil sie das Potential, das in ihnen schlummert nicht erkennt. Andere versuchen aggressiv, den Erfolg der Erfolgsficker zu schmälern oder gar ganz auszumerzen oder sich selbst mit Gewalt über die Erfolgsficker zu stellen. Sie heischen um Aufmerksamkeit, schreien rum, bekommen Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit, schmeißen mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen um sich oder üben physische Gewalt an ihren Mitmenschen aus, egal ob Ficker oder Nicht-Ficker.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil wird langsam ungeduldig. Es steigen Menschen ein, die er gern um eine „klaines Spende“, wie er sagen würde, anschnorren würde, aber der Hunderter in der Westentasche des Alten hält ihn bei seinen Eiern. Allein die Vorstellung, er könne sich auch nur ein paar Millimeter von ihm entfernen, verursacht Angst und Übelkeit in seiner versoffenen Seele. Deshalb beherrscht er sich und starrt weiterhin auf die Westentasche, in der der Hunderter schlummert.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Das ist im Grunde der Kern unserer Gesellschaft, unserer Kultur.“, fährt der Alte fort. „Alles was die Menschen tun, was sie bisher getan und in Zukunft tun werden, geschieht aus der Motivation heraus, ein Ficker sein zu wollen. Kunst, Politik, Wirtschaft, Sport und vor allem Krieg sind Produkte dieser einen Triebkraft des Menschen. Viele sagen, die Ursache aller menschlichen Handlungen sei Angst. Aber das ist Nonsens. Ich sage, die Ursache aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Handlungen ist die pure Geilheit und Geltungssucht gegenüber unseresgleichen, die uns Menschen ausmacht. Deshalb gibt es für mich persönlich auch nur noch eine Sache, in die ich all meine Energie und Motivation hinein kanalisiere.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil horcht auf, sein Herz beginnt hefig zu schlagen, denn der Alte steht plötzlich auf und greift in seine Westentasche.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Die Menschen zu ficken…“, schließt der Alte seinen Vortrag und blickt lächelnd auf Fazil hinab.<br />
„Und zwar alle.“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Er holt den Hunderter hervor und Fazil beginnt erneut zu sabbern. Der Alte wirft ihm den Schein zu Füßen und wendet sich von ihm ab. Die Türen der Bahn öffnen sich und der Alte tritt, ohne noch ein Wort zu sagen, in das graue Zwielicht der Außenwelt.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Fazil hebt den Schein auf, gierig wie ein Aasgeier. Er lacht, er singt, er jubelt. Dann stürmt auch er aus der Bahn, seine Beine sind plötzlich wieder jung, sein Herz lacht wie damals, als er noch ein kleiner Junge war. Seine Leber macht sich fit für einen langen, harten Arbeitstag, denn Fazils erstes Ziel ist der 24-Stunden-Kiosk gegenüber der Haltestelle. Heute gönnt er sich zur Feier des Tages schon vor 14 Uhr seinen hochprozentigen Glücksschub.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
„Heute gute Tag!“, lacht er dem Verkäufer entgegen. „Leben gud! Sehre gut, Allah iste groos!“<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
Er sucht sich ein ruhiges Plätzchen, neben McDonalds und einem REWE-Supermarkt, öffnet die Flasche mit dem klaren, farblosen Alkohol und genießt das reine Glück, dass wenige Sekunden später brennend wie der Styx durch seinen Körper fließt, die Barrikaden seines Herzens stürmend. Seine Seele leuchtet. Zufrieden lehnt er sich zurück und beobachtet die Menschen, die eilig durch die Straße hetzen. Dann schläft er ein und träumt von seiner Tochter, seiner Tochter im Himmel, die in einem Bett aus Sternen schlummert. Sie hat einen Hunderter im Mund.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div align="center" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;">- Diese Kurzgeschichte ist Matias Faldbakken gewidmet -</i></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2120583066960637833.post-47089119029961509752013-07-01T12:10:00.001+02:002013-10-30T04:28:28.409+01:00Nachtwache<!--[if gte mso 9]><xml>
<o:OfficeDocumentSettings>
<o:TargetScreenSize>800x600</o:TargetScreenSize>
</o:OfficeDocumentSettings>
</xml><![endif]--><br />
<!--[if gte mso 9]><xml>
<w:WordDocument>
<w:View>Normal</w:View>
<w:Zoom>0</w:Zoom>
<w:TrackMoves/>
<w:TrackFormatting/>
<w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone>
<w:PunctuationKerning/>
<w:ValidateAgainstSchemas/>
<w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid>
<w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent>
<w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText>
<w:DoNotPromoteQF/>
<w:LidThemeOther>DE</w:LidThemeOther>
<w:LidThemeAsian>X-NONE</w:LidThemeAsian>
<w:LidThemeComplexScript>X-NONE</w:LidThemeComplexScript>
<w:Compatibility>
<w:BreakWrappedTables/>
<w:SnapToGridInCell/>
<w:WrapTextWithPunct/>
<w:UseAsianBreakRules/>
<w:DontGrowAutofit/>
<w:SplitPgBreakAndParaMark/>
<w:EnableOpenTypeKerning/>
<w:DontFlipMirrorIndents/>
<w:OverrideTableStyleHps/>
</w:Compatibility>
<w:BrowserLevel>MicrosoftInternetExplorer4</w:BrowserLevel>
<m:mathPr>
<m:mathFont m:val="Cambria Math"/>
<m:brkBin m:val="before"/>
<m:brkBinSub m:val="--"/>
<m:smallFrac m:val="off"/>
<m:dispDef/>
<m:lMargin m:val="0"/>
<m:rMargin m:val="0"/>
<m:defJc m:val="centerGroup"/>
<m:wrapIndent m:val="1440"/>
<m:intLim m:val="subSup"/>
<m:naryLim m:val="undOvr"/>
</m:mathPr></w:WordDocument>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml>
<w:LatentStyles DefLockedState="false" DefUnhideWhenUsed="true"
DefSemiHidden="true" DefQFormat="false" DefPriority="99"
LatentStyleCount="267">
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Normal"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="heading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="9" QFormat="true" Name="heading 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 7"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 8"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" Name="toc 9"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" Name="footer"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="35" QFormat="true" Name="caption"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" Name="page number"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="10" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="0" Name="Default Paragraph Font"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="11" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtitle"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="22" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Strong"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="20" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="59" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Table Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Placeholder Text"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="1" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="No Spacing"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" UnhideWhenUsed="false" Name="Revision"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="34" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="List Paragraph"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="29" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="30" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Quote"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 1"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 2"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 3"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 4"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 5"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="60" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="61" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="62" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Light Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="63" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="64" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Shading 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="65" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="66" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium List 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="67" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 1 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="68" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 2 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="69" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Medium Grid 3 Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="70" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Dark List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="71" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Shading Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="72" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful List Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="73" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" Name="Colorful Grid Accent 6"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="19" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="21" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Emphasis"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="31" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Subtle Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="32" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Intense Reference"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="33" SemiHidden="false"
UnhideWhenUsed="false" QFormat="true" Name="Book Title"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="37" Name="Bibliography"/>
<w:LsdException Locked="false" Priority="39" QFormat="true" Name="TOC Heading"/>
</w:LatentStyles>
</xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]>
<style>
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:"Normale Tabelle";
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-priority:99;
mso-style-parent:"";
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin:0cm;
mso-para-margin-bottom:.0001pt;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:10.0pt;
font-family:"Times New Roman","serif";}
</style>
<![endif]--><span style="color: #333333;">Der Mann, 34 Jahre alt, groß,
kurze Haare, sympathisch, modisch gekleidet und frisch geduscht, sitzt einsam
vor dem Mikrophon. Es ist kurz vor Eins in der Nacht, im Gebäude befinden sich
außer ihm nur Julia, die Anruferbetreuerin und Manni, der Produzent, beide weit
entfernt vom Studio im Hauptbereich der Radiozentrale.</span>
<br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Der Mann wartet auf den Beginn
seiner Sendung. In exakt 72 Sekunden wird er die Titelmusik einspielen und
sich für den ersten Anrufer bereit machen. Er heißt Patrick, ist 22 Jahre alt
und hat ein Problem mit seiner Freundin.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Der Mann zählt die Sekunden. Das
leise, bekannte Kribbeln steigt in ihm empor; trotz all der Sendungen ist er
noch immer aufgeregt.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Endlich, die Uhr zeigt Punkt
eins, er spielt die Titelmusik ein und öffnet den Mikrokanal.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Auf Sendung.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„So, meine Lieben. Herzlichen
Willkommen bei Mick Night, dem Telefontalk auf RSB-West. Schön das ihr da seid.
Wir haben heute eine offene Sendung, das heißt, ihr könnt mich zu jedem Thema
anrufen und mit mir quatschen. Die Nummer lautet 0180-5784714 und ist gebührenfrei.
Ruft einfach an, ich freu mich auf euch.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Kurze Pause, Blick auf die Anzeigetafel.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Unser erster Anrufer heute
Nacht ist Patrick, 22 Jahre. Hallo Patrick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Patrick freischalten.</span></i><span style="color: #333333;"></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hi, Mick. Wie geht`s?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Jung, wach, aufgeregt.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mir geht`s gut, danke der
Nachfrage. Dein Thema, Patrick?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Puh, tja, wo soll ich
anfangen…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Am besten ganz von vorn.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Lachen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, gut, okay. Also, ich hab ein
Problem mit meiner Freundin.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie lange seid ihr zusammen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Knapp ein Jahr. Wir haben uns
letztes Jahr auf `ner Halloweenparty kennen gelernt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Stift nehmen, notieren: Ein Jahr, Halloween</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Dann erzähl mal, worum geht’s
genau?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Tja, wie soll ich`s dir
erklären… Sie ist die absolute Traumfrau, Mick! Wunderschön, selbstbewusst, hat
Köpfchen und Charme und das alles… Aber, na ja…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Sie ist `ne Flaute im Bett?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Lachen.</span></i><span style="color: #333333;"></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nee, im Bett ist sie auch
super. Na ja, bisher war`s jedenfalls immer super. Aber… Es fing eigentlich
alles letzten Mittwoch auf der Hochzeit von ihrer Schwester an. Da kam sie
plötzlich mit dieser abgefahrenen Idee…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Aufschreiben: Sex</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Abgefahrene Idee?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja. Wir saßen draußen, ziemlich
abseits vom Getümmel, da griff sie mir plötzlich in die Hose und sagte lauter
so komische Sachen. Mir war das total unangenehm, ich mein`, ihre ganze Familie
war ja da und alle hätten uns sehen können.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was hat sie denn genau gesagt?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Lauter so Sachen halt, das sie
mich will und das ich`s ihr mit der Zunge machen soll und ob wir nicht mal eben
auf die Toilette… na ja, und so weiter.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Na, die geht ja ganz schön
ran!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja. Ich mein`, versteh mich
nicht falsch, Mick, normalerweise bin ich was Sex betrifft sehr offen und
spontan, aber… ich hab mich einfach total überrumpelt gefühlt und… wie gesagt,
ihre Familie…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, ich verstehe. Ihr seid
dann, nehme ich an, nicht zusammen auf die Toilette gegangen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Kurzes Zögern.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ähm, na ja…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Sie hat dich rumgekriegt?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, ich wollte einfach nicht,
dass irgendjemand sieht, wie sie da mit ihrer Hand in meiner Hose rumfummelt.
Wir sind dann halt ins Frauenklo und haben uns in `ner Kabine eingeschlossen
und sie hat sich direkt auf die Toilette gesetzt und ihr Kleid hochgezogen und…
Tja, ich hatte mir zwar gedacht, dass sie was Heißes drunter gezogen hat, aber…
dass sie so ganz ohne Unterwäsche… Ich mein, schließlich war das `ne Hochzeit!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Sie hat das also geplant?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, sah auf jeden Fall ganz so
aus. Gut, ich dachte mir halt, ich bring`s so schnell wie möglich hinter mich,
wird schon keiner merken und… na ja… ein bisschen erregt war ich auch, ich
meine, sie sieht wirklich umwerfend aus und so ganz nackt…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, okay, Patrick, ich verstehe
schon.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Unsicheres Lachen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Okay, entschuldige. Na ja,
jedenfalls hab ich dann angefangen sie oral zu befriedigen und es war Anfangs
auch sehr schön, sie wurde richtig wild und stöhnte und ich dachte mir, Mann,
wenn jetzt irgendeiner reinkommt, dann geh ich hier nie wieder raus! Tja, du
kannst dir ja denken, was dann passiert ist.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es kam jemand rein, halleluja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ganz genau. Ich weiß nicht
genau, wer es war, jedenfalls klang es nach ihrer dicken Tante Syl… nach ihrer
Tante halt. Sie ist genau neben uns in die Kabine rein und hat sich schnaufend
hingesetzt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Puh, sie hat also nicht
gemerkt, dass ihr kurz davor noch mitten in Action wart?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nee, anscheinend nicht. Mann,
ich dachte, Shit, das war`s jetzt wohl und war sogar ein bisschen froh drüber,
aber als ich meine Freundin angeguckt hab, wie sie da saß und lächelte und die
Augen schloss und meinen Kopf wieder zwischen ihre Beine…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, Mann. Und die Tante verrichtete
ihr Geschäft genau nebenan?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja! Es war widerlich! Ich
machte trotzdem weiter und meine Freundin kam dann auch sehr schnell. Sie hat
sich zwar relativ gut unter Kontrolle gehabt und nicht mehr gestöhnt, aber ich
kann mir nicht vorstellen, dass ihre Tante oder wer auch immer da nebenan war,
nichts mitbekommen hat.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Unglaublich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie ist es dann weiter
gegangen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wir sind beide nacheinander
raus und haben so getan, als wenn nichts wäre. Ich hab mich die ganze Zeit so beobachtet
gefühlt und war total angespannt. Meiner Freundin ging`s blendend. Sie wollte
sogar gleich noch mal, als wir abends nach Hause kamen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Deine Freundin scheint sexuell
sehr aktiv zu sein.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, das hat mich auch
überrascht. Sonst war es eigentlich immer umgekehrt, dass ich die Initiative
ergriffen habe und sie eher passiv war. Ich weiß auch nicht, warum sie
plötzlich so scharf darauf ist.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hat sie eine besondere Vorliebe
für Oralverkehr?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es hat ihr schon immer sehr
gefallen, wenn ich`s ihr mit der Zunge mache, aber sie hat nie darauf
bestanden, dass ich es tue. Ich hab`s meistens freiwillig gemacht, weil ich
selber Bock drauf hatte.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Oralverkehr</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du hast vorhin erzählt, dass es
mehrere dieser Vorfälle gegeben hat. Was ist denn noch passiert?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Tja, also… kurz nach der
Hochzeit, ich glaub, am Freitag war das, wir waren allein bei ihr, ihre Eltern
waren bei Bekannten und ihre kleine Schwester schlief bei einer Freundin und…
jedenfalls, wir saßen gemütlich vorm Fernseher und haben uns `nen Film
angeschaut, da steht sie plötzlich auf und holt eine DVD aus dem Regal.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ein Porno?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, und was für einer. Sie
fragte mich, ob es okay ist, wenn wir diesen Film zusammen gucken und zwinkerte
mir dabei ganz komisch zu, sie kam mir vor wie ausgewechselt. Ich stimmte zu,
auch wenn ich die ganze Sache ziemlich merkwürdig fand.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Pornofetisch</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Worum ging`s in dem Film?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Tja, jetzt kommt`s, Mick. Also,
dass in `nem Porno hauptsächlich gepoppt wird, war mir ja klar, damit hab ich
gerechnet. War auch nichts Besonderes dabei, also keine richtig abartigen
Sachen, oder so. Aber eine Szene hat mir echt auf den Magen geschlagen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was war denn das für eine
Szene, beschreib mal.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Also, da war dieser Typ,
älterer Kerl, Mitte 40, auf `ner Familienfeier.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich ahne es…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Tja, wart` ab, es kommt dicker,
als du vermutest. Der Typ sitzt ziemlich abseits und schaut sich das
Familiengeplänkel an. Plötzlich setzt sich eine der Hauptdarstellerinnen zu ihm
und macht ihn an, auf die billigste Art und Weise versteht sich. Jedenfalls
landen sie, genau wie meine Freundin und ich auf der Damentoilette, er
befriedigt sie oral und jemand kommt rein, in die Kabine nebenan. Es ist die
Schwester von dem Kerl. Die beiden machen natürlich weiter. Irgendwann nach
fünf Minuten oder so, machen sie eine Pause und sie holt ein rotes Tuch aus
ihrer Handtasche und bittet ihn, ihm die Augen zu binden zu dürfen. Er nickt,
sie tauschen die Plätze, er bekommt die Augen verbunden.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Okay. Bis hierhin kann ich
folgen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Einfach nur abartig… Sie bittet
ihn, sich unten rum frei zumachen und öffnet lautlos die Tür. Die andere Darstellerin,
wohlgemerkt die Schwester des Mannes betritt die Kabine und fängt an, ihm
einen…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Okay, ich verstehe.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Hang zum Inzest</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ist das nicht abgefuckter
Scheiß, Mick?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Patrick, das alles klingt
ziemlich verstörend.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was hältst du davon?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nun… ganz ehrlich: Deine
Freundin ist krank. Du solltest dringend mit ihr reden und sie davon
überzeugen, dass sie ärztliche Hilfe benötigt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schweigen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Patrick?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Scheiße, so krass?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja. Wenn du möchtest, rufen
wir, das heißt unsere Betreuerin Julia, dich nach der Sendung noch mal zurück
und geben dir ein Paar Adressen von Psychologen und Selbsthilfegruppen…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wow, das schockt mich jetzt
schon ein bisschen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Patrick, deine Freundin steht
auf Sex mit Verwandten, beziehungsweise in ihrer Anwesenheit. Das ist nicht
auf die leichte Schulter zu nehmen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schweigen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Rede mit ihr, mach ihr klar,
dass es krank ist, so zu empfinden und dass sie Hilfe braucht.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Sie nennt mich immer Big Daddy,
wenn wir…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Julia meldet sich nach der
Sendung noch mal bei dir, okay?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ist gut.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Alles Gute, Patrick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Danke. Deine Sendung ist echt super!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Danke, Patrick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hau rein, Mick!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, hau rein.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Anruf beendet. Nächster Anruf: Christine, 29 Jahre</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Die nächste Anruferin ist
Christine und sie ist 29 Jahre alt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Christine freischalten.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hi, Christine.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hi, Mick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Dunkle Stimme, selbstbewusst, natürlich</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Worum geht’s bei dir,
Christine?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich rufe an, weil mein Freund
sich vor vier Stunden umgebracht hat und ich nicht weiß, was mein Leben jetzt
noch für einen Sinn hat.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schweigen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich... weiß nicht mehr weiter…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Dein Freund hat sich
umgebracht. Vor vier Stunden erst, sagst du?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notieren: Suizid Freund</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Leises Schluchzen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schweigen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Darf ich dich fragen, wie er…
sich umgebracht hat?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Erhängt. Auf dem Speicher.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Schrecklich… wirklich, ich bin
total baff.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schluchzen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Speicher</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie lang wart ihr zusammen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Achteinhalb Jahre…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Stimme bricht, ist schwer zu verstehen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schweigen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hast du ihn gefunden?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja… Ich kam gerade von der
Arbeit.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hast du direkt gemerkt, dass
etwas nicht stimmt?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Ich… Ich hab mich nur
gewundert, wo er steckt. Aber es kam schon öfter vor, dass er abends nicht
daheim war… Mit seinen Jungs unterwegs, oder im Casino…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hm, verstehe.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich wollte die Wäsche abhängen
und hab ihn erstmal gar nicht bemerkt… er bewegte sich kaum, hing im Dunkeln.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hm…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Seine Augen waren offen, ich
hatte das Gefühl, dass er mich ansieht…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Schrecklich…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich bin gerade erst von der
Polizei zurück, ich fühl mich so unwirklich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das ist absolut verständlich,
Christine. Du hattest ja kaum Zeit, um die Situation zu begreifen. Ich fühle
wirklich mit dir. Das muss eine unbeschreibliche Trauer sein, die du gerade
empfindest.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich… Ich fühle mich so wertlos.
In den letzten Jahren ist unsere Beziehung schwächer geworden. Die Arbeit, der
Stress, zu wenig Zeit für einander. Wir lebten uns immer mehr auseinander.
Jetzt, wo er nicht mehr da ist, begreife ich erst, dass ich ohne ihn nichts mehr
bedeute…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„So darfst du nicht denken,
Christine. Es ist verständlich, dass du dich allein und unsagbar verletzt
fühlst, aber du musst jetzt positiv denken, nach vorne schauen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es ist alles sinnlos.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Lass dir Zeit, gib dir die Zeit.
Du bist noch völlig im Schock gefangen. Lass das Ganze erstmal sacken.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schweigen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich möchte gerne, dass du nach
unserer Sendung noch mal mit Julia, unserer psychologischen Betreuerin
sprichst. Es ist jetzt ganz wichtig, dass du Unterstützung hast. Gibt es irgendjemand,
zu dem du gehen kannst? Familie, Freunde?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Schweigen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Umso wichtiger ist es, dass du
dir dann jemanden suchst, der dir helfen kann, die Trauer zu überwinden. Wir
können dir einige Adressen von Selbsthilfegruppen und…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Ich möchte nicht. Danke,
Mick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich finde aber…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich möchte nichts mehr. Ich
möchte nur noch allein sein.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du solltest…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Danke Mick, deine Sendung ist
wirklich spitze.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Christine, bitte…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Anruf beendet.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Jetzt ist sie weg… Shit…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Kanal öffnen: Regie</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Können wir sie noch mal
zurückrufen?</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Stimme über Kopfhörer:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Sie hat ihre Nummer verborgen.
Wir versuchen sie wiederzuholen, aber es sieht nicht gut aus, Michael. Mach
erstmal weiter, wenn sich was tut, geben wir dir Bescheid.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Nächster Anruf: Josef, 54 Jahre</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Gut, dann machen wir weiter mit
dem nächsten Anrufer, Josef, 54 Jahre. Hallo Josef.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Josef freischalten.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hallo, Mick! Toll, dass ich
durchgekommen bin! Hab`s schon so oft versucht!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Vital, aufgeregt, aktiv.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Josef, du klingst erstaunlich
fit für diese Uhrzeit.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich bin immer fit, hehe! Das
liegt an den vielen Tabletten, die ich jeden Tag schlucke, haha! Hör mal, die
Anruferin von gerade tut mir schrecklich Leid! Das muss ja ungeheuer schmerzhaft
sein, den Lebensgefährten auf so traurige Art und Weise zu verlieren. Die Ärmste…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, ist mir auch ziemlich an
die Nieren gegangen. Vor allem, dass sie so einfach aufgelegt hat. Wenn du noch
zuhörst, Christine, meld dich doch noch einmal bei uns, wir würden dir wirklich
gern helfen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ihr seid echt ein super Team,
Mick. Ich höre eure Sendung schon seit dem ersten Mal.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wow. Dann bist du ja schon
richtig lange dabei.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, tatsächlich! Könnte ich
vielleicht `ne Autogrammkarte bekommen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Klar, schicken wir dir zu. Bleib
noch dran nach unserem Gespräch, damit wir deine Adressdaten speichern
können.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mach ich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„So, zu deinem Thema. Worum
geht`s bei dir, Josef?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ah, richtig, ja. Also, ich ruf
an, um mit dir über das Thema Drogen zu sprechen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Drogen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Richtig.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Drogen</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Gut, dann lass uns über Drogen
sprechen, Josef. In welcher Beziehung stehst du denn zu dem Thema.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Also, ich würde mich als eine
Art Künstler des Rauschs beschreiben. Ich entwickle neue Drogen, Substanzen,
die das Bewusstsein erweitern und zu Glücksgefühlen und gesteigerter
Wahrnehmung führen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ach, das klingt ja aufregend.
Erzähl mal.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Also, ich fang am besten ganz
vorne an. In den 70ern hab ich `ne ziemlich lange Zeit als Chemiker bei Zodiac
Industries in den Staaten gearbeitet. Ich war damals ziemlich involviert in der
örtlichen Drogenszene, hatte also schon sämtlichen Stuff auf dem Markt durch.
Durch meine Arbeit hatte ich ziemlich leichten Zugang zu verschiedenen
Materialien, Chemikalien und Substanzen, da kam mir eines Tages <i style="mso-bidi-font-style: normal;">die</i> Idee!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du hast ein bisschen
rumexperimentiert.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ein bisschen wäre untertrieben.
Ich hab `ne ganze Menge Shit zusammengebraut!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notieren: Chemiker, Drogen</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wenn man dich so reden hört,
könnte man meinen, du seist Dreißig Jahre jünger.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich fühl mich auch so!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bist du gerade drauf, hast du
was genommen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich bin eigentlich seit den
letzten fünfzehn Jahren dauerstoned. Ich fühl mich einfach nur gut dabei.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was machst du denn heute so
beruflich? Bist du immer noch als Chemiker tätig?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ach was, Mick, wo denkst du
hin. Der Job hat mich total runtergezogen. Ich war richtig froh, als die ganze
Scheiße damals raus gekommen ist und ich gefeuert wurde. Nee, ich leb von
Sozialhilfe und verdien` mir nebenbei was mit dem Verkauf.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Verkauf? Sag bloß, du verkaufst
dein Zeug?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, aber nur an ausgewählte
Leute aus meinem Bekanntenkreis. Keine Kids auf der Straße.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Dealer</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Verdienst du gut daran?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich komm über die Runden. Von
der Stütze allein kann doch kein Mensch leben.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Stimme über Kopfhörer:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wir versuchen, ihn zu fangen,
Michael. Ist verschlüsselt… versuch ihn noch was zu halten.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bist du zufrieden mit deinem
Leben, Josef?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Zurzeit läuft`s ganz gut. Mein
Leben ist halt sehr entspannt, genau das, was ich brauche.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie wirkt denn deine selbst
gebastelte Droge? Ich nehme mal an, dass sie, wie jede andere Droge auch, gesundheitsschädigend
ist, oder?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Die Wirkung ist ähnlich wie bei
Heroin. Gefühle werden intensiviert, man fühlt sich ausgeglichen, beruhigt. Es
befreit von Angst, Unsicherheit und Müdigkeit. Ich benötige nur zwei Stunden
Schlaf pro Nacht und bin jederzeit vollkommen fit! Ein Leben ohne Droge, mit
mindestens acht Stunden Schlaf und einem Tag voller Erschöpfung kann ich mir
schon gar nicht mehr vorstellen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hm, das klingt ja alles ganz
toll, aber noch mal zu meiner Frage nach der Schädlichkeit…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Gut, hin- und wieder kommt es
halt schon mal zu Austickern. Gedächtnisverlust, Paranoia, der übliche Kram
halt, aber ansonsten ist das Zeug relativ ungefährlich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Paranoia?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, du siehst halt Dinge, die
nicht da sind, kriegst Angstzustände und Verfolgungswahn. Aber das passiert
wirklich nur sehr selten, so zweimal die Woche vielleicht, wenn`s hoch kommt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das würde mir schon reichen,
Josef, ganz ehrlich. Du solltest dringend auf deine Gesundheit achten.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ach was, mir geht’s blendend,
ich nehm` das Zeug jetzt schon so lange, ich komm einfach gut drauf klar!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Trotzdem solltest du dich mal
richtig von einem Arzt durchchecken lassen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Drehst du ab, Mick? Was meinst
du, was der sagen würde, wenn der die ganze Kacke in meinem Körper findet? Ich
würde in der Klapse landen!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Besser in der Klapse, als unter
der Erde, Josef. Ist nur ein kleiner Tip von mir.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Yeah, danke für den Tip, aber
ich geh erst zum Arzt, wenn ich mir sicher bin, dass er nichts mehr für mich
tun kann. Bis dahin genieß ich das Leben in vollen Zügen!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Stimme über Kopfhörer:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wir haben ihn, Michael. Beende
das Gespräch, sollen sich die Bullen drum kümmern.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wirklich eine verrückte
Geschichte, Josef. Pass trotzdem auf dich auf, okay?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, Mann, mach dir keine
Sorgen!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„War nett, mit dir zu plaudern.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Danke. Mit dir auch, Mick. Hat
Spaß gemacht!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mach`s gut, Josef!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Jo, mach`s besser!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Anruf beendet. Nächster Anruf: Tim, 16 Jahre</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Verrückte Stories kriegen wir
heute zu hören. Der nächste Anrufer ist Tim, 16 Jahre. Hallo Tim!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Tim freischalten.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hallo, Mick!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Aufgekratzt, überdreht, unterdrücktes Gelächter im
Hintergrund.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Worum geht`s bei dir, Tim?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Kichern. Räuspern.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Also…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Lachen im Hintergrund.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es geht darum, dass ich deine
Mutter gefickt hab!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Lautes Gelächter, jemand brüllt im Hintergund.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Anruf beendet.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Da ist mal wieder ein Komiker
durchgekommen, sehr witzig. Meine Mutter ist schon seit vier Jahren tot, mein
Lieber. Was sich hier heute wieder für Abgründe auftun…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Nächster Anrufer: Bernd, 33 Jahre</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich begrüße Bernd, 33 Jahre.
Hallo Bernd.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Bernd freischalten.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hallo Mick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Ruhig, tief.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bernd, worum geht’s bei dir?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich stehe auf Gang-Bang.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Sex</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Also auf Gruppensex?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Genau.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bist du hetero?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bi.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Notiz: Bi</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hast du spezielle Kontakte oder
besuchst du Swinger-Clubs oder andere auf Gruppensex ausgerichtete
Einrichtungen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mal so, mal so. Meistens finde
ich die Leute im Internet, manchmal auch in Discos oder Nachtclubs.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie oft hattest du schon Sex
mit mehreren Menschen gleichzeitig?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Sehr oft. Zurzeit drei Mal die
Woche, mindestens.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Immer mit den selben Leuten,
oder…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wechselnde Partner. Dienstags
und donnerstags in einer Zwölfergruppe und am Wochenende mit einer 3x3
Connection, also drei Frauen, drei Männer.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wow, ein richtiger Terminplan!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mit Zwölf Leuten, sagst du?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das ist `ne Ganze Menge. Wo
trefft ihr euch denn dann alle, in einer Privatwohnung oder im Hotel?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Privatwohnung. Da haben wir
unsere Ruhe.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie läuft denn so ein Treffen
bei euch ab, wird da vorher noch viel geredet oder geht’s gleich zur Sache, wenn
alle da sind?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Geht gleich zur Sache. Wir
warten nicht, bis alle da sind. Wir fangen einfach an und wer nachkommt, stößt
einfach dazu.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Stößt einfach dazu, hehe…
verstehe.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Seit wann machst du das jetzt
schon?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Seit meinem 14. Lebensjahr.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Seitdem du vierzehn bist?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie kam es denn dazu? Hattest
du dein erstes Mal bereits mit mehreren Partnern?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja. Wir waren zu Sechst. Wir
hatten bei einem Kumpel übernachtet, zwei Freunde aus meiner Klasse und ich.
Später kamen zwei Mädchen aus der Nachbarschaft vorbei und wir haben Alkohol
getrunken. Dann haben wir Strippoker gespielt und irgendwann ging`s dann los.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Unglaublich, mit 14… Dieses
Ereignis hat dich sicherlich geprägt. Hattest du auch schon mal ganz normalen
Sex mit <i style="mso-bidi-font-style: normal;">einem</i> Partner?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja. Es war sehr langweilig.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Vielleicht war es nur der
falsche Partner?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Mir fehlte dieses
Miteinander, die Gemeinschaft. Ich mag es, wenn alle stöhnen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie läuft denn die Suche nach
Partnern im Netz? Ist es nicht schwer, geeignete Leute zu finden, die man
selbst attraktiv, und die vor allem sich untereinander anziehend finden?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Bisher gab es da keine
Probleme. Das Aussehen ist mir meistens auch egal. Es geht nur um Sex, egal mit
wem, Hauptsache wir sind viele und haben Spaß an der Sache.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das klingt sehr kurios und
aufregend. Hast du zusätzlich zu den Treffen auch Kontakt zu den Personen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Wir wollen alle anonym
bleiben. Persönliches bleibt außen vor. Es geht nur um Sex.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Tragt ihr auch Masken oder
ähnliche Verkleidungen, um eure Anonymität zu wahren?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein, nur im Swinger-Club, da
ist das Pflicht.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das kenne ich. Hast du nicht
Angst, bei einem Treffen einmal einem Arbeitskollegen oder einem
Familienmitglied zu begegnen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Die Aufregung ist immer
ziemlich groß vor einem Treffen. Sicher denke ich mir, was, wenn dein Chef
gleich nackt vor dir steht aber wenn`s dann losgeht, ist es vollkommen egal,
wer die Personen sind. Es geht nur um die Körper, den körperlichen Kontakt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Lebst du in einer Beziehung,
Bernd?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hattest du schon mal eine
Beziehung oder warst mal so richtig verliebt?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hm. Noch nie, auch nicht in der
Schulzeit?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Noch nie.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das macht mich schon ein
bisschen stutzig, ehrlich gesagt. Du hattest schon mit so vielen Menschen Sex,
aber noch keine richtige Verbindung zu einem von ihnen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es geht nur um Sex.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich weiß, ich verstehe deine
Beweggründe. Aber hast du nicht auch manchmal das Bedürfnis nach Liebe?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Gut, ich merke schon, du bist
zufrieden, so wie es ist. Du bist sehr zielstrebig, Bernd.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Danke, dass du angerufen und
von dir erzählt hast!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Danke, Mick. Kann ich ein
Autogramm haben?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Gerne. Bleib dran, wir notieren
uns deine Adresse.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Okay.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Machs gut, Bernd!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du auch, Mick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Anruf beendet.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„So, meine Lieben, wir machen
jetzt eine kleine Pause. In ein paar Minuten geht`s dann wieder weiter mit
euren Themen. Ruft an unter 0180-5784714! Bis gleich!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Musik einspielen. Pause.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Der Mann lehnt sich zurück,
trinkt einen Schluck Wasser. Über den Kopfhörer meldet sich Manni, der
Produzent in gewohnt kumpelhaftem Ton:</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wieder `ne ziemliche Freakshow
heute, hm?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bitte, Manni, das sind keine
Freaks.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du hältst doch nur zu denen,
weil du selber einer bist, Kollege.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wer weiß…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Julia telefoniert gerade mit
deinem nächsten.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Sieht sie glücklich aus?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hm, schwer zu sagen. Hast du
sie jemals glücklich gesehen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oft. Sehr oft. Glitzern ihre
Augen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„An der glitzert gar nichts,
mein Lieber. Wenn du mich fragst, hat da noch nie was geglitzert.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was soll`s, wir haben`s sowieso
gleich hinter uns.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich hoffe, es ruft noch ein
verwirrter Sado oder noch einer von diesen Selbstmord-Typen an. Die sind immer
so verflucht… oh, sie ist fertig.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich muss weiter arbeiten,
Manni. Sag Julia, dass ich wieder auf Sendung gehe.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Yeah, gut, alles klar.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Der Mann öffnet den Kanal. Die
zweite Runde beginnt…</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„So, meine Lieben, da sind wir
wieder, frisch und ausgeruht! Mick Night wartet auf eure Anrufe, also meldet
euch unter 0180-5784714.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Nächster Anruf: Caro, 18 Jahre</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bei uns ist jetzt Caro, 18
Jahre.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Caro freischalten.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hallo Caro.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hallo, Mick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Weiblich, ruhig, gelassen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Worum geht`s bei dir, Caro?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bei mir geht`s darum, dass ich 7
Jahre lang von meinem Onkel vergewaltigt wurde.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Pause.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich wurde 7-Jahre lang…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich war nur geschockt. 7 Jahre
sagst du?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja. Es fing an, als ich 11
Jahre alt war. Er war bei meinen Eltern zu Besuch und kam nachts in mein Zimmer
um mich zu missbrauchen. Bis ich 13 war, hat er mich jedes Mal vergewaltigt,
wenn er bei uns zu Hause übernachtet hat, so vier- bis fünfmal im Monat. Dann,
später, als meine Eltern tot waren und ich zu ihm ziehen musste, passierte es
öfter, beinahe jeden Tag.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mein Gott…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es wurde zu einer Art
Gewohnheit für ihn… und mich. Ich wusste schon, als ich seinen Wagen die
Einfahrt hochfahren hörte, dass es gleich wieder so weit sein würde. Er sagte
immer, dass ich ihn verzaubert hätte, dass er mich liebte und ich ihn von der
Finsternis befreien würde. Er hatte ziemlich viel Mist gebaut in seinem Leben,
glaube ich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Warum hast du dich nicht
gewehrt? Hast du niemandem von dem Missbrauch erzählt?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Anfangs hatte er mir
damit gedroht, meine Eltern zu ermorden, wenn ich ihn verraten würde, also
blieb ich still. Doch bei einem der vielen Male entdeckte uns meine Mutter auf
der Couch im Wohnzimmer. Sie drohte damit, ihn anzuzeigen und alles
aufzuklären. Mein Onkel fackelte nicht lange und brachte erst sie und später
auch meinen Vater um. Er bewahrte ihre Leichen Jahre lang im Gefrierfach auf.
Niemand bemerkte etwas.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Unglaublich. Ist ihm die
Polizei nie auf die Schliche gekommen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Meine Eltern hatten nicht
viele Freunde. Mein Onkel nahm mich mit zu sich nach Haus und sperrte mich in
ein kleines Zimmer, dass er für mich im Keller hatte einrichten lassen. Die
Polizei suchte sehr lang nach mir und einem vermutlichen Entführer, beziehungsweise
nach dem Mörder meiner Eltern, doch nach und nach stellten sie die Fahndung
zurück und die Sache geriet in Vergessenheit.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Unfassbar. Das ist kaum zu
glauben.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich weiß.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was geschah mit dir? Hat dich
dein Onkel in seinem Keller gefangen gehalten, bist du niemals ans Tageslicht
gekommen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Anfangs ja, doch nach und nach
entwickelte mein Onkel immer mehr Vertrauen zu mir und ließ mich schon mal rauf
in die Wohnung.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie oft vergewaltigte er dich
in der Zeit? Tat es weh, verletzte er dich sogar?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Manchmal tat es ein bisschen
weh, aber er war meistens sehr zärtlich. An manchen Tagen gefiel es mir sogar
ein bisschen. Ich stellte mir vor, er sei jemand anderes. Der Mann auf dem
Titelblatt der Zeitung, ein bekannter Schauspieler, Musiker, ein Prinz. Er war
immer sehr darauf bedacht, dass es mir gefiel, dass ich ihn lobte, nachdem er
fertig war. Meist musste ich lügen, doch manchmal waren meine Worte ehrlich
gemeint.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mein Gott... du sprichst über
all diese Dinge, als wären sie selbstverständlich für dich. Seit wann ist deine
Gefangenschaft vorbei, Caro?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Seit gestern. Mein Onkel ist vor
vier Tagen gestorben. Sie haben ihn gestern Morgen abgeholt. Dabei haben sie mich
gefunden. Ich saß gerade im Wohnzimmer und hab Sponge-Bob geguckt. Waren ganz
schön überrascht.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Pause.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich bin jetzt in einem Heim.
Ich weiß nicht, was mit mir passiert. Ich hoffe, ich bekomme bald wieder eine
neue Familie.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Unglaublich, wie ruhig du über
all diese Sachen sprichst.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hab mich halt dran gewöhnt. Jetzt
bin ich ziemlich verwirrt. Als ich heute Nacht wieder deine Sendung hörte,
musste ich dich unbedingt anrufen. Ich höre Mick Night schon seit der ersten
Sendung, aber ich hatte ja kein Telefon, sonst hätte ich schon früher
angerufen. Mein Onkel hat es immer gesperrt, ich konnte nie telefonieren. Aber
wen hätte ich auch anrufen sollen, außer dir?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Schon okay, Caro.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du bist wirklich ein netter
Mann. Immer weißt du eine Lösung und hilfst den Leuten, wenn sie nicht mehr
weiter wissen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Danke, Caro.“ </span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bitte, ich mein`s ehrlich.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das weiß ich… Wie war das für
dich, deine Eltern zu verlieren und zu dem Mann zu ziehen, der sie auf dem
Gewissen hatte? Warst du nicht wütend?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es war sehr komisch. Ich mochte
meine Eltern nicht besonders. Wir haben oft gestritten. Mein Onkel war immer
sehr lieb zu mir, brachte Geschenke mit und verbrachte viel Zeit mit mir. Wir
redeten sehr oft und viel. Eigentlich war er ein guter Mensch. Anfangs war ich
ihm natürlich sehr böse, weil er mich nicht vorher gefragt hatte, als er meine
Eltern umbrachte, aber nach und nach gewöhnte ich mich an ihn, das Haus, mein
Zimmer. Es war ein sehr schönes Zimmer.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hast du nie versucht abzuhauen,
Hilfe zu holen, dich zu befreien?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Oder doch, einmal. Wir
hatten uns ein bisschen gezankt. Er wollte wieder mit mir schlafen, aber ich
hatte meine Tage und wollte nicht. Er wollte trotzdem, sagte, es sei ihm egal.
Er war angetrunken und roch sehr stark nach Alkohol. Ich hatte ihn noch nie
betrunken erlebt und es erschreckte mich, wie rücksichtslos er sein konnte.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Entschuldige bitte, aber er hat
deine Eltern ermordet. Das sollte eigentlich Beweis genug darstellen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das war etwas anderes. Ich
wusste, dass er zu anderen sehr rücksichtslos sein konnte, aber nicht zu mir.
Wie gesagt, er war sonst immer sehr vorsichtig.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, Mann…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Blick auf die Uhr.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Jedenfalls… Er wollte, aber ich
wehrte mich und trat nach ihm. Mein Bauch schmerzte und ich hatte den ganzen
Tag Krämpfe gehabt. Ich wollte einfach nicht, dass er da in mir rumwühlt. Er
war sehr sauer und schimpfte laut. Am nächsten Tag kletterte ich morgens aus
dem Küchenfenster. Ich lief durch die Straßen, bis die Sonne hoch am Himmel
stand. Als ich nach Hause kam, weinte mein Onkel. Er sah wirklich sehr traurig
aus. Ich hab ihn dann in den Arm genommen und ihn getröstet. Er sagte, wenn ich
noch einmal von ihm fortlaufe, würde er sich umbringen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wie ist dein Onkel letztendlich
gestorben, Caro? Hat er sich umgebracht?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein. Die Ärzte sagen
Herzversagen, dabei war er noch gar nicht so alt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hast du der Polizei erzählt,
was dein Onkel dir und deinen Eltern angetan hat?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja. Sie waren geschockt und
wütend.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das verstehe ich. Ich bin
sprachlos, wie teilnahmslos du das alles erzählst. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass du all die Jahre glücklich mit deinem Schicksal warst.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich war nicht die ganze Zeit
glücklich. Ich war eigentlich nur sehr wenige Male glücklich in dieser Zeit,
aber mir kam trotzdem nie der Gedanke, noch einmal von ihm fortzulaufen. Ich
wollte später nicht daran Schuld sein, ihn umgebracht zu haben, verstehst du?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich versuche es. Du bist eine
starke Frau, Caro.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, Mist, da kommt jemand. Ich
muss eigentlich im Bett liegen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Caro, warte noch bitte!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Geht nicht, muss auflegen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hast du einen Arzt, ist dir ein
Psychologe zugeteilt worden?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Anruf beendet.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Verdammt! Sie ist weg…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Stimme über Kopfhörer:</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Wir können die Nummer nicht
zurückverfolgen, Mick. Anonym. Mach einfach weiter. War vermutlich sowieso
wieder nur ein Scherz, oder?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Nächster Anruf: Christian, 29 Jahre</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mann, Mann, Mann, heute Abend
ist echt was los hier. Unfassbar… Diese Geschichte muss ich erstmal verdauen.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Kurze Pause. Schluck aus der Wasserflasche.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Puh, machen wir einfach weiter
mit Christian, 26… nein, 29 Jahre. Hallo Christian.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Christian freischalten.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hallo?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Leise, unsicher, doppelt.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, Christian, kannst du bitte
das Radio im Hintergrund abstellen? Wir hören dich doppelt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Äh, klar. Sorry.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Kein Problem. Worum geht`s bei
dir Christian?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Also, bei mir geht`s darum,
dass ich Angst vor Menschen hab.“<br />
<i style="mso-bidi-font-style: normal;">Notiz: Angst</i></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Angst vor Menschen. Wie äußert
sich diese Angst, Christian?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Also, wenn ich zum Beispiel
etwas kaufen möchte in der Bäckerei oder so, dann werd ich ganz kribbelig und
krieg Schweißausbrüche und kann nicht mehr richtig sprechen und mich versteht
dann keiner mehr und dann werd ich noch nervöser und so.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, je.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Und auf der Arbeit, wenn wir
Gruppenrunde haben, dann krieg ich nie was raus, weil mich alle so anstarren
und so. Und wenn einer neben mir steht auf der Toilette, dann kann ich nicht
mehr, weil ich die ganze Zeit denke, dass der mir auf meinen Penis guckt.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, je, Christian.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Und wenn ich…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Musik einspielen.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Oh, schade Christian, unsere
Sendung ist leider schon vorbei.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Aber…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Trotzdem danke dass du
angerufen hast. Am Donnerstag haben wir wieder `ne offene Sendung, versuch`s da
doch noch mal.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Aber!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Möchtest du noch ein paar Takte
mit der Julia, unserer psychologischen Betreuerin sprechen?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Äh… ja, gut, ok.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Alles klar, du legst bitte auf
und die Julia ruft dich dann gleich zurück.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Okay. Deine Sendung ist echt
super, Mick!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ja, danke.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hör ich jede Nacht!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Gut. Bis dann, Christian.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Kann ich noch ein…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Anruf beendet.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„So, meine Lieben, das war`s mal
wieder für heute. Morgen haben wir eine Themensendung, es geht um „Sex in der
Öffentlichkeit“. Wenn ihr also gern Sex im Freien, in der Umkleidekabine, im
Schwimmbad oder sonst wo außerhalb euers Schlafzimmers habt, dann ruft mich an
unter der Nummer 0180-5784714. Danke noch mal an alle Anrufer diese Nacht, auch
an die, die leider nicht durchgekommen sind. Macht`s gut, passt auf euch auf
und schaltet morgen abend, 1 Uhr, wieder ein. Gute Nacht und bis morgen! Euer
Mick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Musik abwarten, Mikro ausschalten. Umleiten, offline.</span></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Der Mann sitzt im Auto, fährt einsam
durch die Nacht. Das Radio ist aus, die Straßen menschenleer. Er raucht eine
Zigarette, genießt die frische Nachtluft.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Er denkt an die Sendung, das
Gespräch mit Julia und Manni danach. Er weiß, dass heute etwas anders war. Er
weiß, dass es die letzte Folge seiner Show gewesen ist. Er weiß, dass er nichts
weiß.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Mein Leben ist ein grauer Fleck, </span></i><span style="color: #333333;">denkt der Mann, während er einsam durch die Großstadt
rast. <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Wir spielen uns auf, beißen uns
fest in jeder Kleinigkeit… alles nur unwichtige Details in einem endlosen Meer
aus Belanglosigkeit.</i></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Plötzlich klingelt sein Handy.
Er geht ran.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Hey, Michael.“ Es ist Julia.
„Bist du schon zu Hause?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Nein, noch unterwegs.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Bleib locker, Mick. Lass dich
nicht so aufsaugen…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es sind nicht nur die
Gespräche, Julia. Es ist das ganze Format, das mich abnervt!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Es ist doch deine Idee gewesen,
Mick! Wir sind so erfolgreich, es geht immer weiter bergauf! Jede Nacht gibt es
mehr Anrufer, selbst das Fernsehen ist auf dich aufmerksam geworden. Willst du
das alles jetzt wieder wegwerfen, nur weil du `nen Durchhänger hast?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das ist kein verfluchter
Durchhänger, Julia! Das Format ist einfach scheiße!“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Das hättest du dir vorher
überlegen sollen. Wir können jetzt nicht einfach abbrechen und umkehren.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Mir egal, was wir können und was
nicht! Julia, ich verliere mich selbst ich diesem Haufen aus Sex, Gewalt und
Sinnlosigkeit! Das sind nicht einfach nur ein paar Freaks, die mir die
Einschaltquoten sichern! Sie verfolgen mich! Ihre ganzen verschissenen Probleme
werden zu meinen eigenen! Ich kann einfach nicht mehr… Ich bin fertig.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du nimmst die Sache viel zu
ernst. Du warst doch früher nicht so! Was ist nur los mit dir, Michael?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Ich weiß es nicht, Julia… Ich
weiß nicht mehr, wer ich bin…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Schlaf dich erstmal aus, wir
reden morgen drüber, okay?“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Was soll`s, reden wir morgen,
wie auch immer…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Schlaf gut, Mick.“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">„Du auch…“</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="color: #333333;">Er wirft das Telefon auf die
Rückbank und lehnt sich müde in den Sitz zurück.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="color: #333333;">Wir reden morgen…, </span></i><span style="color: #333333;">denkt
er schläfrig. <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Wir reden morgen...</i></span></div>
DanTheDarknesshttp://www.blogger.com/profile/05844379243849782987noreply@blogger.com0